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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatten die legendären unvollendeten Türme von Cairhien während des Aielkrieges wie Fackeln gebrannt, und auch jetzt waren die Reparaturen noch nicht beendet.
    Sich durch die Menge hindurchzuarbeiten war mühsam. Im Trab ging das schon bald nicht mehr. Rand war mittlerweile daran gewöhnt, dass die Menschenmengen sich vor seiner üblichen Eskorte teilten, aber obwohl Hunderte von in den Cadin’sor gekleideten Aiel in Sichtweite in dem sich langsam weiterschiebenden Gewühl mitschritten, war es doch nicht ganz dasselbe, da er nur zwei Begleiter dabeihatte. Er glaubte, einige der Aiel hätten ihn erkannt, aber sie beachteten ihn nicht, denn sie wollten keine peinlichen Szenen hervorrufen, indem sie auf den Car’a’carn aufmerksam machten, wo er doch gerade ein Schwert gegürtet hatte und – nicht ganz so unschicklich, aber doch auch nicht gerade lobenswert – auf einem Pferd ritt. Für die Aiel waren Scham und Verlegenheit viel schlimmer, als Schmerzen zu ertragen, wenn auch Ji’e’toh alles noch einmal komplizierte, denn es gab Abstufungen, die Rand nur teilweise begriffen hatte. Aviendha konnte das alles bestimmt erklären; sie wollte ihn zweifellos zu einem Aiel machen.
    Auch viele andere verstopften die Straßen, Menschen aus Cairhien in ihrer üblichen eintönigen und formlosen Kleidung, aber auch welche in den schäbigbunten Kleidern der früheren Einwohner des Vortors, das mittlerweile niedergebrannt war, Tairener, einen Kopf größer als die übrige Volksmenge und beinahe so hochgewachsen wie die Aiel. Ochsenkarren und von Pferden gezogene Planwagen rumpelten durch die Menge und machten von Zeit zu Zeit Platz für geschlossene Kutschen und Sänften, die gelegentlich die Flagge eines Adelshauses zeigten. Straßenhändler priesen ihre Waren an, die sie in Bauchläden zur Schau stellten, während andere Schubkarren vollgeladen hatten; Musikanten, Akrobaten und Jongleure vollführten ihre Künste an Straßenecken. Aber all das war anders als früher. Einst war es in Cairhien ruhig zugegangen, gedämpft, und nur im Vortor hatte buntes Treiben geherrscht. Etwas von dieser Nüchternheit war immer noch geblieben. Über den Läden hingen nach wie vor nur ganz kleine Schilder, und zur Straße hin waren keine Waren ausgestellt. Und obwohl die ehemaligen Einwohner des Vortors genauso laut und fröhlich schienen wie früher, schallend lachten oder sich laut anschrien und mitten auf der Straße stritten, wurden sie noch immer von den typischen Städtern mit prüden, angewiderten Blicken bedacht.
    Niemand außer den Aiel erkannte den barhäuptigen Reiter im silberverzierten blauen Mantel, wenn auch gelegentlich jemand in seiner Nähe das Satteltuch etwas genauer anblickte. Das Drachenszepter war hier noch weitgehend unbekannt. Niemand machte ihm Platz. Rand fühlte sich hin- und hergerissen zwischen Ungeduld und der Freude darüber, einmal nicht im Blickpunkt aller zu stehen.
    Für die Schule hatte er ein kleines Schloss etwa eine Meile vom Sonnenpalast entfernt ausgewählt. Es war einst im Besitz von Lord Barthanes gewesen, der jetzt tot und unbeweint lag. Sie näherten sich der mächtigen Anhäufung von Steinblöcken mit kantigen Türmen und schmucklosen Balkonen. Das hohe Tor zum zentralen Innenhof stand offen, und als Rand einritt, wurde er herzlich willkommen geheißen.
    Idrien Tarsin, die diese Schule leitete, stand auf den breiten Stufen am Eingang des Innenhofs, eine stämmige Frau im einfachen, grauen Kleid, und mit so steifem Kreuz, dass man sie für einen Kopf größer halten konnte, als sie tatsächlich war. Sie war nicht allein. Dutzende von Leuten bevölkerten die Steinstufen, Männer und Frauen, die häufiger Wolle trugen als Seide, und ihre schmucklose Kleidung wirkte in vielen Fällen abgetragen. Zumeist handelte es sich um ältere Leute. Idrien war nicht die Einzige, die bereits ergrautes Haar hatte. Einige Männer hatten bereits gar keine Haare mehr. Nur hier und da blickte Rand auch ein jüngeres Gesicht begeistert entgegen. Jünger bedeutete in diesem Fall, dass sie nur etwa zehn oder fünfzehn Jahre älter waren als er.
    Auf gewisse Weise waren sie die Lehrer, obwohl diese Einrichtung nicht im eigentlichen Sinne als Schule bezeichnet werden durfte. Natürlich kamen Schüler zum Lernen hierher – junge Männer und Frauen hingen gaffend an jedem Fenster um den Hof herum –, aber Rand hatte an diesem Ort möglichst viel Wissen ansammeln wollen. Immer wieder hatte er gehört, wie viel während

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