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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Lehrern befand sich auch Kin Tovere, ein untersetzter Linsenmacher, der sich ständig den kahlen Kopf mit einem gestreiften Taschentuch abwischte. Abgesehen von Fernrohren in verschiedenen Größen – »zählt die Haare in der Nase eines Mannes noch auf eine Meile Entfernung«, so drückte er sich immer aus – hatte er eine Linse ausgestellt mit einem Durchmesser wie sein eigener Kopf, dazu eine Zeichnung von dem Fernrohr, in welches diese Linse und noch weitere ähnliche Linsen passen sollten, ein sechs Schritt langes Gebilde, mit dem er ausgerechnet die Sterne betrachten wollte. Nun, Kin wollte eben immer weit entfernte Dinge sichtbar machen.
    Idriens Blick zeigte Zufriedenheit, als Rand Meister Toveres Zeichnung betrachtete. Sie hatte für gewöhnlich vor allem praktische Dinge im Kopf. Während der Belagerung Cairhiens hatte sie persönlich eine riesige Armbrust gebaut, die mit Hebeln und Flaschenzügen bedient wurde, und damit konnte sie einen kleinen Speer so hart eine volle Meile weit hinausschleudern, dass er am Ziel noch einen Mann durchbohrte. Ginge es nach ihr, würde niemand Zeit für etwas verschwenden, was nicht zweckmäßig verwendbar war.
    »Baut es«, sagte Rand zu Kin. Vielleicht würde es niemandem nützen, nicht so wie der Pflug, aber er mochte Tovere. Idrien seufzte und schüttelte den Kopf. Tovere strahlte. »Und ich verleihe Euch einen Preis von hundert Goldkronen. Es sieht wirklich bemerkenswert aus.« Das rief verstärktes Gemurmel hervor, und er mochte nicht raten, wessen Kinnlade tiefer herunterklappte – Idriens oder Toveres.
    Im Vergleich zu anderen Dingen und ihren Schöpfern erschien Tovere jedoch beinahe genauso praktisch veranlagt wie der Straßenbaumeister. Der Bursche mit dem runden Gesicht beispielsweise, der etwas mit Kuhfladen anstellte und schließlich eine bläuliche Stichflamme am Ende eines Messingrohrs erhielt; selbst er schien keine Ahnung zu haben, wozu das dienen könne. Oder die schlaksige junge Frau, deren Ausstellungsstück aus einer Papierhülle bestand, die an Fäden hing und durch die Hitze einer kleinen Flamme in der Luft gehalten wurde. Sie gab irgendetwas übers Fliegen von sich – er war sicher, dass sie das tatsächlich erwähnt hatte – und die gewölbten Flügel von Vögeln – sie hatte Skizzen von Vögeln dabei und von etwas, das wie ein hölzerner Vogel aussah –, aber sie war so verlegen und sprach so undeutlich, weil sie dem Wiedergeborenen Drachen gegenüberstand, dass er nichts verstand, und Idrien war natürlich nicht in der Lage, ihm zu erklären, worum es sich handelte.
    Und dann war da ein Mann mit Halbglatze und einer ganzen Ansammlung von Messingrohren und Zylindern, Stangen und Rädern, die zusammen einen schweren Holztisch bedeckten, der frische Rillen und Kratzer aufwies. Ein paar der Rillen waren tief in die Tischfläche eingegraben. Aus irgendeinem Grund waren die eine Gesichtshälfte des Mannes und eine seiner Hände dick mit Bandagen umwickelt. Sobald Rand in der Eingangshalle erschienen war, hatte er nervös damit begonnen, ein Feuer unter einem der Zylinder zu entzünden. Als Rand und Idrien vor ihm stehen blieben, legte er einen Hebel um und lächelte stolz.
    Die Vorrichtung begann zu beben, und Dampf zischte an zwei oder drei Stellen heraus. Das Zischen wurde zu einem Kreischen, und das ganze Ding erzitterte und ächzte unheildräuend. Das Kreischen war ohrenbetäubend. Das Ding zitterte so stark, dass sich der ganze Tisch bewegte. Der Mann mit der Halbglatze warf sich auf den Tisch und löste einen Stöpsel am größten Zylinder. Eine Dampfwolke strömte aus, und das Ding gab endlich Ruhe. Der Mann saugte an seinen verbrühten Fingerspitzen und brachte gerade noch ein schwaches Grinsen zuwege.
    »Sehr hübsche Messingarbeiten«, sagte Rand, bevor er sich von Idrien weiterführen ließ. »Was war das?«, fragte er leise, als sie sich außer Hörweite befanden.
    Sie zuckte die Achseln. »Mervin verrät es niemandem. Manchmal hört man aus seinem Raum Donnerschläge, die laut genug sind, um die Türen zittern zu lassen, und bisher hat er sich bereits sechsmal verbrüht, aber er behauptet, es werde ein neues Zeitalter einleiten, wenn es funktionierte.« Sie sah Rand nervös an.
    »Mervin soll es bringen, wenn er so weit ist«, erwiderte er trocken. Vielleicht sollte das Ding Musik machen? All dieses Kreischen? »Ich kann Herid nirgendwo sehen. Hat er vergessen herunterzukommen?«
    Idrien seufzte wieder. Herid Fel war ein Andoraner,

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