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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wieder ganz sein, wenn das Dritte Zeitalter erneut anfängt. Hmmm. Ich frage mich, ob sie es auch als das Dritte Zeitalter bezeichnet haben?« Er tauchte rasch eine Feder in das Tintenfass und kritzelte eine Notiz an den Rand eines geöffneten Buches. »Hmmm. Spielt jetzt keine Rolle. Ich will nicht behaupten, dass der Wiedergeborene Drache derjenige sein wird, der es wieder instand setzt, sowieso nicht unbedingt in diesem Zeitalter, aber es muss geschehen, bevor das Dritte Zeitalter zurückkehrt, und es muss genug Zeit vergangen sein, seit es repariert wurde – wenigstens ein ganzes Zeitalter –, damit sich niemand an den Dunklen König oder sein Gefängnis erinnert. Keiner erinnert sich daran. Ich frage mich …« Er schielte in Richtung seiner Notizen und kratzte sich am Kopf, und dann schien er überrascht, weil er die Hand benützt hatte, in der er noch die Feder hielt. In seinem Haar war ein Tintenklecks zu sehen. »In jedem Zeitalter, in dem die Siegel brüchig werden, muss man sich schließlich an den Dunklen König erinnern, denn sie werden sich der Auseinandersetzung mit ihm stellen und ihn wieder einschließen müssen.« Er steckte sich die Pfeife wieder zwischen die Zähne und mühte sich ab, eine weitere Notiz zu machen, ohne die Feder erneut einzutauchen.
    »Außer der Dunkle König bricht aus«, sagte Rand leise. »Um das Rad der Zeit zu zerbrechen und die Zeit und die gesamte Welt nach seinen eigenen Vorstellungen neu zu gestalten.«
    »Das mag sein.« Herid zuckte die Achseln und blickte finster seine Feder an. Schließlich erinnerte er sich an sein Tintenfass. »Ich glaube nicht, dass wir viel daran ändern können. Warum bleibt Ihr nicht hier und studiert bei mir? Ich glaube nicht, dass Tarmon Gai’don schon morgen beginnt, und Ihr könntet Eure Zeit genauso benützen …«
    »Könnt Ihr euch irgendeinen Grund vorstellen, warum man die Siegel zerbrechen sollte?«
    Herid zog die Augenbrauen hoch. »Die Siegel zerbrechen? Die Siegel zerbrechen? Warum sollte irgendjemand außer einem Wahnsinnigen so etwas tun? Kann man sie überhaupt zerbrechen? Ich glaube, mich daran zu erinnern, irgendwo gelesen zu haben, dass sie unzerbrechlich seien, aber ich weiß nicht mehr, aus welchem Grund. Wieso habt Ihr an so etwas auch nur gedacht?«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte Rand. In seinem Hinterkopf sang Lews Therin: Zerbrich die Siegel. Zerbrich die Siegel und lass alles enden. Lass mich für immer sterben.
    Egwene fächelte sich mit einem Zipfel ihres Schultertuchs gelangweilt Luft zu und sah sich nach allen Seiten an der Kreuzung der beiden Gänge um, in der Hoffnung, sie habe sich nicht schon wieder verlaufen. Sie hegte allerdings die schlimmsten Befürchtungen, was ihre Laune nicht verbesserte. Durch den Sonnenpalast zogen sich nicht enden wollende Korridore, und in keinem davon war es wesentlich kühler als draußen. Außerdem war sie noch nicht oft genug hier drinnen gewesen, um sich auszukeimen.
    Überall standen Töchter zu zweit oder zu dritt herum – viel mehr, als Rand normalerweise mitbrachte und natürlich erheblich mehr als zu den Zeiten, wenn er sich nicht hier aufhielt. Sie schienen lediglich herumzuschlendern, aber irgendetwas an ihnen kam ihr … so verschwörerisch vor. Einige kannten sie vom Sehen, und von ihnen hätte sie ein freundliches Wort erwarten können. Besonders die Töchter schienen sich entschlossen zu haben, die Tatsache höher zu bewerten, dass sie bei den Weisen Frauen lernte, als ihre Zugehörigkeit zu den Aes Sedai, denn für eine solche hielten sie sie, und sie redeten sich sogar ein, sie sei gar keine Aes Sedai mehr. Doch wenn sie ihrer ansichtig wurden, blickten sie wie ertappte Sünder drein, soweit das bei einem Aiel überhaupt möglich war. Das übliche Nicken zur Begrüßung erfolgte ein bisschen spät, und dann hasteten sie weiter, ohne sich mit ihr zu unterhalten. Bei diesem Verhalten verging es ihr, sie nach dem Weg zu fragen.
    Stattdessen runzelte sie beim Anblick eines verschwitzten Dieners mit dünnen blau-goldenen Streifen an den Manschetten die Stirn und fragte sich, ob er vielleicht den Weg beschreiben könne, den sie nehmen musste. Das Schwierige daran war nur, dass sie selbst nicht genau wusste, wohin sie eigentlich wollte. Unglücklicherweise war der Bursche in Gegenwart so vieler Aiel äußerst nervös. Als er bemerkte, wie ihn diese ›Aielfrau‹ mit gerunzelter Stirn anblickte – ihre dunklen Augen, wie sie kein Aiel aufwies, bemerkte eben

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