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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Es hatte doch nichts mit dem gemein, was Berelain tat.
    »Wenn die Wangen einer jungen Frau ohne ersichtlichen Grund erröten«, bemerkte Sorilea beißend, »ist gewöhnlich ein Mann die Ursache. Welcher Mann hat Euer Interesse erweckt? Können wir in nächster Zukunft erwarten, dass Ihr ihm einen Brautkranz zu Füßen legt?«
    »Aes Sedai heiraten nur selten«, erwiderte Egwene kühl.
    Das Schnauben der Frau mit dem ledrigen Gesicht klang, als zerreiße man Stoff. Die Töchter und die Weisen Frauen und alle Aiel mochten sie so behandeln, als sei sie keine Aes Sedai mehr, solange sie bei Amys und den anderen in die Lehre ging, doch Sorilea trieb es noch viel weiter. Sie schien zu glauben, Egwene sei eine Aielfrau geworden. Sorilea war der Meinung, sie habe kein Recht, auch nur einen Finger selbstständig auszustrecken. »Das werdet Ihr schon noch tun, Mädchen. Ihr gehört nicht zu jenen, die Far Dareis Mai werden und Männer für jagdbares Wild halten. Diese Hüften sind für Kinder geschaffen worden, und Ihr werdet welche haben.«
    »Sagt Ihr mir, wo ich auf Rand warten kann?«, fragte Egwene mit schwächerer Stimme, als ihr selbst lieb war. Sorilea war keine Traumgängerin und somit nicht in der Lage, Träume zu deuten, und sie hatte zweifellos keine Begabung, die Zukunft vorherzusagen, aber sie sprach so energisch, dass ihre Aussagen unvermeidlich erschienen. Licht, wie könnte sie denn Gawyns Kind unter dem Herzen tragen? Es stimmte wirklich, dass die Aes Sedai fast nie heirateten. Der Mann war nur selten zu finden, der bereit war, eine Frau zu heiraten, die ihn mithilfe der Macht wie ein Kleinkind herumbeuteln konnte.
    »Hier entlang«, sagte Sorilea. »Ist es Sanduin, dieser stramme Blutabkömmling, den ich gestern bei Amys Zelt gesehen habe? Diese Narbe lässt sein übriges Gesicht noch männlicher …«
    Sorilea erwähnte immer neue Namen, während sie Egwene durch den Palast führte, wobei sie immer listig aus den Augenwinkeln herüberschielte, ob sie irgendeine unbedachte Regung zeige. Sie tat auch ihr Bestes, die Vorzüge jedes Mannes zu schildern, und da ein Teil ihrer Schilderungen daraus bestand, zu beschreiben, wie derjenige ohne Kleider aussehe – die Aielmänner und die Frauen benützten gemeinsam die gleichen Dampfzelte –, errötete sie einige Male.
    Als sie schließlich die Gemächer erreichten, in denen Rand die Nacht verbringen würde, war Egwene mehr als froh, dass sie sich endlich bedanken und die Tür des Wohnzimmers vor Sorileas Nase schließen konnte. Glücklicherweise schien die Weise Frau eigene Erledigungen machen zu wollen, sonst hätte sie sich möglicherweise hineingedrängt.
    Egwene holte tief Luft und fing an, Rock und Tuch zurechtzuzupfen und glatt zu streichen. Es war nicht notwendig, aber sie hatte das Gefühl, als sei sie Hals über Kopf bergab gepurzelt. Diese Frau spielte nur zu gern die Kupplerin. Sie war in der Lage, für eine Frau den Brautkranz zu winden, sie zu dem Mann zu schleifen, den Sorilea ausgewählt hatte, ihm den Brautkranz zu Füßen zu legen und ihm sodann so lange den Arm umzudrehen, bis er den Kranz schließlich aufhob. Nun, vielleicht würde sie nicht wirklich körperliche Gewalt anwenden, aber es kam auf dasselbe hinaus. Sicher würde Sorilea es bei ihr nicht so weit treiben. Bei dem Gedanken musste sie kichern. Schließlich glaubte Sorilea auch nicht wirklich daran, sie sei eine Aielfrau geworden, denn sie wusste, dass Egwene eine Aes Sedai war, oder zumindest glaubte sie es. Nein, sie hatte bestimmt keinen Grund, sich über so etwas Gedanken zu machen!
    Sie strich über das längsgefaltete graue Tuch, mit dem sie ihr Haar zusammenhielt, als sie das Geräusch von leisen Schritten aus dem Schlafzimmer vernahm und vor Schreck erstarrte. Wenn Rand von Caemlyn nach Cairhien springen konnte, war er dann direkt in sein Schlafzimmer gesprungen? Oder – vielleicht wartete jemand – oder etwas – dort drinnen auf ihn? Sie griff nach Saidar und webte schnell ein paar äußerst hinterhältige Stränge, um sie notfalls anzuwenden. Doch dann trat lediglich eine Gai’shain heraus mit einem dicken Bündel Bettwäsche auf den Armen. Sie erschrak heftig beim Anblick Egwenes. Also ließ Egwene Saidar wieder los und hoffte, sie sei nicht schon wieder rot angelaufen.
    Niella sah in ihrer weißen Robe mit der tiefen Kapuze auf den ersten Blick Aviendha verblüffend ähnlich. Bis einem klar wurde, dass man sich dieses etwas rundere und ein bisschen weniger braun

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