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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kopf starr erhoben und sahen Egwene nicht an.
    Anaiya strich Egwene beruhigend übers Haar. »Es wird gut werden, Kind.« Sie trug ein Bündel unter dem Arm – das Gewand, das Egwene anziehen würde, wenn alles vorüber wäre. »Ihr habt schnell gelernt.«
    Ein volltönender Gong erklang einmal, zweimal und dann noch ein drittes Mal im Inneren des Gebäudes. Egwene zuckte beinahe zusammen. Einen Herzschlag lang herrschte Stille, und dann hörte sie erneut den metallischen Klang des Gongs. Myrelle glättete unbewusst ihr Gewand. Erneut herrschte Stille, die von dem dreifachen Ruf durchbrochen wurde.
    Sheriam öffnete die Tür, und Egwene folgte ihr mit Myrelle und Morvrin hinein. Egwene dachte unwillkürlich, dass sie sie wie Wächter umstanden, die sichergehen wollten, dass sie nicht davonlief.
    Der große Raum mit der hohen Decke im Inneren war beileibe nicht dunkel. Lampen säumten die vier breiten Kamine, und weitere säumten die zum nächsten Stockwerk führende Treppe und den mit einem Geländer versehenen Wandelgang, von dem aus man den Raum überblicken konnte. Je eine große, verzweigte Stehlampe, die gespiegelt wurde, um das Licht noch zu verstärken, stand in jeder Ecke des Raums. Vor den Fenstern hängende Decken hielten alles Licht im Inneren.
    Neun Stühle waren zu beiden Seiten des Raums in je einer Reihe aufgestellt, denen innen jeweils drei weitere Stühle gegenüberstanden. Die Frauen, die diese Plätze eingenommen hatten, die Sitzenden der sechs in Salidar vertretenen Ajahs, trugen Stolen und Gewänder in den Farben ihrer Ajahs. Sie wandten die Köpfe Egwene zu, und ihre Gesichter zeigten nur ruhige Gelassenheit.
    Am anderen Ende des Raums stand ein weiterer Stuhl auf einem kleinen Podest: Ein hoher, schwerer Stuhl, dessen Beine spiralförmig geschnitzt waren und der dunkelgelb gestrichen war, um den Eindruck von Gold zu erwecken. Eine Stola lag über den Armlehnen, die siebenfarbig gestreift war. Egwene schien Meilen von diesem Stuhl entfernt zu stehen.
    »Wer tritt vor den Saal der Burg?«, fragte Romanda mit hoher, klarer Stimme. Sie saß unmittelbar unter dem goldenen Stuhl den drei Blauen Schwestern gegenüber. Sheriam trat lautlos zur Seite und gab den Blick auf Egwene frei.
    »Jemand, der ergeben im Licht wandelt«, sagte Egwene. Ihre Stimme hätte zittern sollen. Sie würden das doch sicherlich nicht wirklich tun.
    »Wer tritt vor den Saal der Burg?«, fragte Romanda erneut.
    »Jemand, der bescheiden im Licht wandelt.« Dies würde jeden Moment zu der Verhandlung ihres Vergehens werden, sich als Aes Sedai ausgegeben zu haben. Nein, das nicht. Dann hätten sie sie einfach abgeschirmt und so lange eingesperrt. Aber sicherlich …
    »Wer tritt vor den Saal der Burg?«
    »Jemand, der auf den Ruf des Saales hin kommt, ergeben und bescheiden im Licht wandelt und nur darum bittet, den Willen des Saales annehmen zu dürfen.«
    Eine dunkle schlanke Frau erhob sich bei den Grauen unter Romanda. Als jüngste Sitzende sprach Kwamesa die rituelle Frage aus, die auf die Zerstörung der Welt zurückdatierte. »Ist jemand außer Frauen anwesend?«
    Romanda schlug ihre Stola zurück und ließ sie über der Rückenlehne ihres Stuhls liegen, als sie aufstand. Sie würde als Älteste zuerst antworten. Sie schlug auch ihr Gewand zurück und ließ es mit dem Unterkleid zusammen bis zur Taille hinabgleiten. »Ich bin eine Frau«, verkündete sie.
    Kwamesa legte ihre Stola sorgfältig über den Stuhl und zog sich ebenfalls bis zur Taille aus. »Ich bin eine Frau«, sagte sie.
    Dann erhoben sich auch die anderen, entblößten sich und verkündeten, nachdem sie den Beweis geliefert hatten, sie seien Frauen. Egwene hatte ein wenig mit dem Gewand der Aufgenommenen mit dem engen Leibchen zu kämpfen, das man ihr besorgt hatte, und brauchte Myrelles Hilfe bei den Knöpfen, aber sie war bald genauso entblößt wie alle anderen.
    »Ich bin eine Frau«, sagte Egwene zusammen mit den anderen.
    Kwamesa ging langsam im Raum umher, hielt vor jeder Frau mit einem fast beleidigend direkten Blick inne, blieb dann wieder vor ihrem eigenen Stuhl stehen und verkündete, dass nur Frauen anwesend seien. Die Aes Sedai setzten sich, und die meisten zogen sich wieder an. Nicht eigentlich eilig, aber doch nur wenige verschwendeten viel Zeit. Egwene hätte fast den Kopf geschüttelt. Sie konnte sich erst im späteren Verlauf der Zeremonie wieder bedecken. Vor langer Zeit hätte Kwamesas Frage weitere Beweise erfordert. In jenen Zeiten

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