Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
aber zumindest war sie aufgestanden –, ließ das Tuch in die Waschschüssel fallen, kehrte zu ihrem Platz am Anfang der Reihe zurück und kniete sich wieder hin. »Bitte erlaubt mir zu dienen.« Noch eine Chance.
    Delana erhob sich erneut als Erste, aber Samalin tat es ihr dieses Mal sofort nach. Niemand sprang auf, aber sie erhoben sich doch eine nach der anderen, bis nur noch Lelaine und Romanda sitzen geblieben waren und einander, nicht Egwene, ansahen. Schließlich zuckte Lelaine kaum merklich die Achseln, zog gemächlich ihr Leibchen hoch und stand ebenfalls auf. Romanda wandte den Kopf und sah Egwene an. Sie ließ ihren Blick so lange auf ihr ruhen, bis Egwene Schweiß zwischen ihren Brüsten hinab und an den Rippen entlangrinnen spürte. Aber zumindest zog Romanda sich dann betont langsam an und folgte dem Beispiel der anderen. Egwene hörte ein erleichtertes Keuchen hinter sich, wo Sheriam und die anderen warteten.
    Aber es war noch nicht vorbei. Romanda und Lelaine kamen zusammen zu ihr, um sie dann zu dem gelb bemalten Stuhl zu führen. Sie stand davor, während sie ihr das Leibchen hochzogen und die Stola des Amyrlin-Sitzes um ihre Schultern drapierten, wobei sie und alle anderen Sitzenden sagten: »Ihr werdet im Glanz des Lichts zum Amyrlin-Sitz erhoben, auf dass die Weiße Burg ewig bestehen möge. Egwene al’Vere, die Hüterin der Siegel, die Flamme von Tar Valon, der Amyrlin-Sitz.« Lelaine nahm Egwene den Großen Schlangenring von der linken Hand und gab ihn Romanda, die ihn dann an Egwenes rechte Hand steckte. »Möge das Licht den Amyrlin-Sitz und die Weiße Burg erleuchten.«
    Egwene lachte. Romanda blinzelte, Lelaine sah sie verwirrt an, und sie waren nicht die Einzigen. »Ich habe mich nur gerade an etwas erinnert«, sagte sie und fügte dann hinzu: »Töchter.« So nannte die Amyrlin die Aes Sedai. Sie hatte sich an das erinnert, was als Nächstes käme. Sie konnte nicht umhin, es als Gegenleistung für die Erleichterung ihres Weges durch Tel’aran’rhiod anzusehen. Egwene al’Vere, der Hüterin der Siegel, der Flamme von Tar Valon, dem Amyrlin-Sitz, gelang es, sich angemessen und ohne zurückzuschrecken auf diesem harten, hölzernen Stuhl niederzulassen. Sie betrachtete beides als Sieg des Willens.
    Sheriam, Myrelle und Morvrin traten vor – welche von ihnen gekeucht hatte, war an ihren ernsten Gesichtern nicht zu erkennen –, und die Sitzenden bildeten hinter ihnen eine Reihe, die sich bis zur Tür erstreckte. Sie stellten sich dem Alter nach auf, sodass Romanda ganz am Ende der Reihe zu stehen kam.
    Sheriam vollführte einen tiefen Hofknicks. »Bitte erlaubt mir zu dienen, Mutter.«
    »Ihr dürft der Burg dienen, Tochter«, erwiderte Egwene so ernst wie möglich. Sheriam küsste ihren Ring und trat beiseite, während Myrelle einen Hofknicks vollführte.
    Die Reihe wurde fortgeführt. Es gab bei der Durchführung einige Überraschungen. Keine der Sitzenden war trotz ihrer Aes Sedai-Gesichter wirklich jung. Die hellhaarige Delana, die Egwene für fast so alt wie Romanda gehalten hatte, stand ungefähr in der Mitte der Reihe, während Lelaine und Janya, beide recht hübsche Frauen ohne eine Spur Grau im dunklen Haar, erst unmittelbar vor der weißhaarigen Gelben kamen. Jede vollführte einen Hofknicks, küsste Egwenes Ring mit vollkommen ausdruckslosem Gesicht – obwohl einige Egwenes gestreiften Saum ansahen – und verließ den Raum schweigend durch eine Hintertür. Normalerweise wäre die Zeremonie noch nicht zu Ende gewesen, aber der Rest würde bis zum Morgen warten müssen.
    Schließlich war Egwene mit den drei Frauen allein, die für sie gebeten hatten. Sie war sich noch immer nicht sicher, was das bedeutete. »Was wäre geschehen, wenn Romanda nicht aufgestanden wäre?« Vermutlich hätte sie noch eine Gelegenheit bekommen – eine weitere Runde Füße waschen und um die Erlaubnis bitten, dienen zu dürfen –, aber sie war sich sicher, dass sie auch noch eine dritte Chance bekommen hätte, wenn Romanda sie zum zweiten Mal abgelehnt hätte.
    »Dann wäre sie sehr wahrscheinlich in wenigen Tagen selbst zur Amyrlin ernannt worden«, erwiderte Sheriam. »Sie oder Lelaine.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte Egwene. »Was wäre mit mir geschehen? Wäre ich wieder eine Aufgenommene gewesen?« Anaiya und die anderen eilten lächelnd zu ihr, und Myrelle half Egwene aus dem gestreiften weißen Gewand in ein hellgrünes Seidengewand, das sie nur bis zum Schlafengehen tragen

Weitere Kostenlose Bücher