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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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das bevorzugte Gasthaus der Adligen im ganzen Land, die in Caemlyn keine eigenen Herrenhäuser besaßen, aber jetzt waren die Tische nur von Behütern besetzt. Alanna und Verin saßen an der Rückseite des Raumes. Hätte Merana Wünsche äußern können, hätte sie lieber bei den Dienern in der Küche gewartet. Die übrigen Schwestern befanden sich alle draußen. Es durfte keine Zeit verschwendet werden.
    »Wenn es Euch nichts ausmacht«, sagte Min, »würde ich gerne ein wenig umherwandern und mir Caemlyn ansehen, bevor es dunkel wird.«
    Merana gab ihr Einverständnis, wechselte, als die junge Frau nach draußen eilte, Blicke mit Seonid und Masuri, und fragte sich, wie lange Min brauchen würde, um zum Palast zurückzukehren.
    Frau Cinchonine erschien sofort. Sie war genauso rundlich wie jede andere Wirtin, die Merana jemals gesehen hatte, verbeugte sich tief und knetete ihre rötlichen Hände. »Kann ich etwas für Euch tun, Aes Sedai? Darf ich Euch etwas bringen?« Sie hatte Merana schon häufig und gut bewirtet und das nicht erst, nachdem sie erfahren hatte, dass Merana eine Aes Sedai war.
    »Hagebuttentee«, antwortete Merana lächelnd. »Oben im Privatraum.« Das Lächeln verging, als die Wirtin davoneilte und eines der Schenkmädchen rief. Merana bedeutete Alanna und Verin unmissverständlich, ihr zur Treppe zu folgen, und die fünf Frauen stiegen schweigend hinauf.
    Die Fenster des Privatraums boten demjenigen, der es wünschte, einen guten Blick auf die Straße, was Merana eigentlich nicht im Sinn hatte. Sie schloss die Fenster, um den Straßenlärm zu dämpfen. Sie wandte den anderen den Rücken zu. Seonid und Masuri hatten sich hingesetzt. Alanna und Verin blieben zwischen den beiden anderen stehen. Verins dunkles Gewand wirkte ein wenig zerknittert, und sie hatte einen Tintenfleck auf der Nase, aber ihre Augen blickten wie die eines Vogels scharf und aufmerksam. Auch Alannas Augen glänzten, aber höchstwahrscheinlich nur vor Verärgerung, und ihre Hände zitterten hin und wieder leicht, wenn sie die Röcke ihres blauen Seidengewandes mit dem gelben Leibchen umfasste. Ihr Gewand wirkte ebenfalls, als hätte sie darin geschlafen, was aber nur zum Teil entschuldbar war.
    »Ich kann noch nicht absehen, Alanna«, sagte Merana bestimmt, »ob Eure Handlungsweise Schaden angerichtet hat. Er hat nicht erwähnt, dass Ihr ihn – gegen seinen Willen – an Euch gebunden habt, aber er war wachsam, sehr wachsam, und …«
    »Hat er uns weitere Beschränkungen auferlegt?«, unterbrach Verin sie und neigte leicht den Kopf. »Mir scheint alles gut zu verlaufen. Er ist nicht geflohen, als er von Eurer Anwesenheit erfuhr. Er hat drei von uns empfangen – zumindest annähernd höflich, denn sonst wärt Ihr zornig. Er fürchtet uns ein wenig, was nur von Vorteil ist, sonst hätte er keine Grenzen errichtet, aber wir haben noch immer genauso viel Freiraum wie zuvor. Wir dürfen ihn vor allem nicht zu sehr ängstigen.«
    Es erschwerte ihre Aufgabe, dass Verin und Alanna nicht zu Meranas Abordnung gehörten. Sie besaß ihnen gegenüber keinerlei Autorität. Sie hatten die Neuigkeiten von Logain und den Roten Ajah gehört und zugestimmt, dass Elaida den Amyrlin-Sitz nicht weiterhin innehaben durfte, aber das bedeutete nichts. Alanna bot allerdings nur möglicherweise Anlass zur Sorge. Sie und Merana waren sich, was ihre Kräfte anbetraf, so ähnlich, dass nur ein Wettkampf hätte erweisen können, wer stärker war – aber dies taten nur Novizinnen, bis sie ertappt wurden. Alanna war sechs Jahre lang Novizin gewesen, Merana nur fünf, aber wichtiger war, dass Merana bereits seit zehn Jahren Aes Sedai war, als die Hebamme Alanna erst an die Brust ihrer Mutter gelegt hatte. Das war wirklich wesentlich. Merana hatte Vorrechte. Zunächst dachte niemand so, bis dann eine von ihnen darauf kam, aber sie wussten es beide und passten sich dem ganz selbstverständlich an. Alanna würde keine Befehle annehmen, aber die instinktive Achtung würde sie sicherlich bis zu einem gewissen Grad im Zaum halten – und das Wissen um das, was sie getan hatte.
    Das eigentliche Problem stellte Verin dar. Sie hatte Merana auf diesen Gedanken gebracht. Merana ließ sich mit der Macht erneut auf die Kraft der anderen Frau ein, obwohl sie natürlich wusste, was sie vorfinden würde. Es war nicht festzustellen, welche von beiden stärker war. Beide waren fünf Jahre lang Novizinnen und sechs Jahre lang Aufgenommene gewesen. Das wusste jede Aes Sedai

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