Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Ziegelsteinkamin standen, der es unmöglich erscheinen ließ, dass jemals ein Feuer darin gebrannt hatte. Ein weißes Tischtuch mit aufgestickten Blumen bedeckte einen kleinen Tisch. Sora Grady betrat schweigend den Raum und stellte ein hölzernes Tablett mit einem blauen Krug Wein und zwei weißen glasierten Bechern darauf. Rand hatte gedacht, ihr Blick würde nach all dieser Zeit nicht mehr schmerzen, aber die Anklage in ihren Augen bewirkte, dass er froh war, als sie wieder ging. Er hatte gesehen, dass sie geschwitzt hatte. Taim warf den Beutel auf das Tablett und goss den ganzen Inhalt des Kruges in die Becher.
»Lehrt Ihr die Frauen nicht, wie man sich konzentriert?«, fragte Rand. »Es ist grausam, sie schwitzen zu lassen, während ihre Männer nicht schwitzen.«
»Die meisten wollen nichts damit zu tun haben«, antwortete Taim kurz angebunden. »Ihre Ehemänner und Geliebten wollen es sie lehren, aber die meisten weigern sich, auch nur zuzuhören. Es hat vielleicht mit Saidar zu tun, versteht Ihr?«
Rand betrachtete den dunklen Wein in seinem Becher. Er musste behutsam vorgehen. Er durfte nicht aufbrausen, nur weil ihn Verärgerung antrieb. »Es freut mich zu sehen, dass die Erhebung so erfolgreich war. Ihr sagtet, Ihr würdet es der Burg … der Weißen Burg …« Weiße Burg, Schwarze Burg. Was würden die Geschichten daraus machen? »… in weniger als einem Jahr gleichtun, und wenn Ihr so weitermacht, wird Euch das gelingen. Ich verstehe nicht, wie Ihr so viele Männer finden konntet.«
»Siebt genug Sand«, sagte Taim steif, »und Ihr werdet schließlich einige Goldkörner finden. Ich überlasse das jetzt anderen, bis auf eine oder zwei Reisen, die ich noch selbst unternehme. Damer, Grady – es gibt ein Dutzend Männer, denen ich einen Tag lang vertrauen kann. Sie sind alt genug, nichts Törichtes zu tun, und es gibt genügend junge Männer mit der nötigen Kraft, ein Tor zu eröffnen – wenn nicht viel mehr –, die die Älteren geleiten können, die nicht dazu in der Lage sind. Ihr werdet Eure tausend Mann noch vor Jahresende zur Verfügung haben. Was ist mit jenen, die ich nach Caemlyn schicke? Habt Ihr sie schon zu einem Heer vereint?«
»Das überlasse ich Bashere«, erwiderte Rand ruhig. Taim verzog spöttisch den Mund, und Rand stellte den Weinbecher ab, bevor er in seinem Griff zerbrach. Bashere tat sein Möglichstes mit den Männern, in einem Lager irgendwo westlich der Stadt. Sein Möglichstes, wenn man bedachte, dass sie, wie die Saldaeaner es darlegten, eine Ansammlung mittelloser Bauern, davongelaufener Lehrlinge und erfolgloser Handwerker waren, die niemals ein Schwert in Händen gehalten oder ein gesatteltes Pferd geritten hatten oder mehr als fünf Meilen von ihrem Geburtsort entfernt gewesen waren. Rand hatte sich um zu vieles zu kümmern, als dass er sich über solche Leute Gedanken gemacht hätte. Er hatte Bashere gesagt, was er mit ihnen tun sollte und dass er ihn nur behelligen sollte, wenn sie aufbegehrten.
Er sah Taim an, der sich keineswegs bemühte, seine Verachtung zu verhehlen, barg die Hände hinter dem Rücken und ballte sie zu Fäusten. Lews Therin grollte in der Ferne, ein Echo seines eigenen Zorns. »Was ist in Euch gefahren? Ihr seid verstimmt, seit ich Euch diese Abzeichen angesteckt habe. Hat es etwas damit zu tun? Wenn dem so ist, verstehe ich es nicht. Die Männer werden ihre Abzeichen höher schätzen, wenn sie sehen, dass Ihr Eures vom Wiedergeborenen Drachen bekommen habt. Zudem werden sie auch Euch höher schätzen. Vielleicht braucht Ihr die Disziplin nicht mehr aufrechtzuerhalten, indem Ihr Männern mit der Keule auf den Kopf schlagt. Nun, was habt Ihr dazu zu sagen?« Er hatte angemessen begonnen, in ruhigem, wenn auch nicht nachsichtigem Tonfall – er hatte nicht beabsichtigt, nachsichtig zu sein –, aber während des Sprechens wurde seine Stimme fester und lauter. Er schrie nicht, und doch klang diese letzte Frage wie ein Peitschenhieb.
Der andere Mann veränderte sich auf die bemerkenswerteste Weise. Taim zitterte sichtbar – vor Zorn, hätte Rand behauptet, nicht aus Angst –, aber als das Zittern aufhörte, war er wieder sein altes Selbst. Sicherlich nicht freundlich, ein wenig spöttisch, aber sehr entspannt und beherrscht. »Da Ihr es wissen wollt – die Aes Sedai machen mir Sorgen, und Ihr. Neun Aes Sedai in Caemlyn, und zwei weitere macht elf. Dann könnten vielleicht genauso gut noch eine oder zwei mehr dort sein. Ich habe sie noch
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