Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
eine gefährliche Anzahl sind.«
Rand musste wider Willen lachen. »Taim, ich beabsichtige, sie nach meiner Flöte tanzen zu lehren.« Licht, wie lange hatte er schon keine Flöte mehr gespielt? Wo war seine Flöte? Er hörte Lews Therin leise kichern.
KAPITEL 43
Die Rosenkrone
M eranas Mietkutsche fuhr gemächlich durch die dicht bevölkerten Straßen auf die Rosenkrone zu. Sie wirkte äußerlich ruhig, eine dunkelhaarige Frau mit kühlen, haselnussbraunen Augen und friedlich auf ihren hellgrauen Seidenröcken verschränkten Händen. Innerlich war sie nicht so friedlich gestimmt. Vor achtunddreißig Jahren war sie durch Zufall an diesem Ort gewesen, um über einen Vertrag zwischen Arad Doman und Tarabon zu verhandeln, der dem Streit um die Ebene von Almoth ein Ende setzen sollte, wo Domani und Taraboner hinter jeder Ecke lauerten und bereits drei Mal während der Verhandlungen beinahe einen Krieg begonnen hätten, während sie unentwegt lächelten und scheinbar guten Willen zeigten. Als die Unterschriften getrocknet waren, hatte sie sich gefühlt, als wäre sie in einem Fass voller Splitter über raue Hügel gerollt worden. Und nach alledem war der Vertrag nicht das Papier wert, auf dem er stand. Sie hoffte, dass das, was sie heute Nachmittag im Königlichen Palast begonnen hatte, besser enden würde – es musste besser enden –, aber sie fühlte sich tief innerlich, als wäre sie gerade einem weiteren Fass entstiegen.
Min setzte sich mit geschlossenen Augen zurück. Die junge Frau machte anscheinend jedes Mal, wenn gerade keine Aes Sedai mit ihr sprach, ein Nickerchen. Die anderen beiden Schwestern in der Kutsche warfen dem Mädchen gelegentlich hastige Blicke zu. Seonid wirkte in ihrer Brokatkleidung kühl und verschlossen. Masuri, schlank und mit lustigen Augen, trug Braun, das um den Saum mit blühenden Ranken bestickt war. Sie waren mit ihren Stolen und Ajah-Farben alle förmlich gekleidet.
Merana war sich sicher, dass die anderen dasselbe dachten wie sie, als sie Min ansahen. Seonid sollte sicherlich begreifen, obwohl … Wer konnte schon sicher sein? Seonid war ihren Behütern gegenüber sehr sachlich eingestellt, fast wie eine Frau mit zwei hochgelobten Wolfshunden, für die sie eine gewisse Vorliebe empfand. Masuri verstand vielleicht. Sie tanzte und schäkerte gerne, obwohl sie jeden armen Mann schnell wieder vergaß, wenn sie ein Gerücht über eine alte, verborgene Urschrift hörte. Merana selbst war seit einiger Zeit vor diesem Fünften Vertrag von Falme nicht mehr verliebt gewesen, aber sie erinnerte sich an dieses Gefühl, und nur ein Blick auf Min, wie sie al’Thor ansah, hatte genügt, um eine Frau zu erkennen, die bar jeder Vernunft ihrem Herzen die Zügel schießen ließ.
Es gab keine Beweise dafür, dass Min die zahlreichen Vorsichtsmaßnahmen missachtet, ihr Versprechen gebrochen und al’Thor alles erzählt hatte, aber er wusste von Salidar. Er wusste, dass Elayne dort war, und war über ihr Entkommen belustigt – belustigt! Abgesehen von der Ungewissheit, ob Min das Vertrauen missbraucht hatte – Sorgfalt wäre bei allem vonnöten, was von nun an in ihrer Gegenwart gesagt wurde –, war sie äußerst beunruhigt. Merana war es nicht gewohnt, sich zu fürchten. In dem Jahr nach Basans Tod hatte sie oft Furcht empfunden und hatte sich danach, weil sie dies nie wieder durchmachen wollte und auch weil sie einfach zu beschäftigt war, um den richtigen Mann zu erwählen, niemals wieder mit einem anderen Behüter verbunden. Die Sache mit Basan war vor dem Aielkrieg die letzte Begebenheit gewesen, bei der sie mehr als Besorgnis empfunden hatte. Jetzt hatte sie Angst, und das gefiel ihr nicht. Noch konnte alles gut ausgehen, nichts wirklich Verheerendes war geschehen, aber der Gedanke an al’Thor ließ ihre Knie weich werden.
Die Mietkutsche kam im Stallhof der Rosenkrone ruckartig zum Stehen, und Stallburschen mit bestickten Westen eilten heran, um die Türen der Kutsche zu öffnen und die Pferde anzuschirren.
Der Schenkraum des dreistöckigen weißen Gebäudes war mit dunkel glänzendem Holz vertäfelt und besaß zwei gegenüberliegende hohe Marmorkamine. Auf einem Kaminsims stand eine große Uhr mit Stundenschlag und einigen wenigen Goldverzierungen. Die Schenkmädchen trugen blaue Gewänder und weiße, mit einem Kranz aus Rosen bestickte Schürzen. Sie lächelten und waren höflich und tüchtig, und diejenigen, die nicht hübsch waren, waren zumindest ansehnlich. Die Rosenkrone war
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