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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Aviendha ebenso, aber noch schrie niemand Mord. Er vermutete, dass die Aiel ihr irgendwo ein weißes Gewand über den Kopf gezogen hatten. Das machte für ihn keinen Unterschied, wenn der Frieden gewahrt wurde. Er wollte nicht derjenige sein, der Rand sagen musste, dass einer den anderen getötet hätte. Er erblickte Nynaeve kurz, aber sie verschwand um eine Ecke und war fort, als er dort ankam.
    Er verbrachte den größten Teil des Nachmittags mit der Suche nach Thom und Juilin. Einer der beiden konnte ihm sicherlich mehr über das erzählen, was vor sich ging, und außerdem musste er sich bei Thom für seine Bemerkungen über diesen Brief entschuldigen. Leider schien auch über ihren Aufenthaltsort niemand etwas zu wissen. Er beschloss bereits lange vor Einbruch der Nacht, dass man sie von ihm fernhielt. Egwene wollte ihn hinhalten, aber er beabsichtigte, sie erkennen zu lassen, dass er nicht einmal ungehalten war. Um diesem Eindruck nachzuhelfen, ging er tanzen.
    Anscheinend dauerten die Feiern zu Ehren einer neuen Amyrlin einen Monat lang, und obwohl jedermann in Salidar den ganzen Tag zu arbeiten schien, wurden an jeder Straßenecke bei Anbruch der Dunkelheit Freudenfeuer entzündet, und Fiedeln und Flöten und sogar eine oder zwei Zimbeln wurden hervorgeholt. Musik und Lachen erfüllten die Luft, und bis zur Schlafenszeit herrschte Ausgelassenheit. Er sah Aes Sedai auf den Straßen mit Kutschern und Stallknechten tanzen, die noch ihre Arbeitskleidung trugen, und Behüter mit Schenkmädchen und Köchinnen, die ihre Schürzen abgelegt hatten. Aber Egwene war nicht zu sehen. Der verdammte Amyrlin-Sitz würde nicht auf den Straßen tanzen. Und auch Elayne und Nynaeve waren nirgends zu sehen und ebenso wenig Thom und Juilin. Thom hätte selbst mit zwei gebrochenen Beinen keinen Tanz versäumt, es sei denn, man hinderte ihn daran. Mat stürzte sich ins Vergnügen, um jedermann zu zeigen, dass ihn nichts auf der Welt bekümmerte. Es verlief nicht ganz so, wie er es sich gewünscht hatte.
    Er tanzte kurze Zeit mit der wunderschönsten Frau, die er je gesehen hatte und die alles über Mat Cauthon wissen wollte. Das war sehr schmeichelhaft, besonders als sie ihn fragte, ob sie den Tanzboden verlassen wollten. Aber nach einer Weile merkte er, dass Halima ihn ständig auf gewisse Art streifte, sich auf gewisse Art vorbeugte, um etwas zu betrachten, sodass er nicht umhin konnte, ihr in den Ausschnitt zu blicken. Er hätte es vielleicht genossen, wenn sie ihm nicht jedes Mal mit aufmerksamem Blick und belustigtem Lächeln ins Gesicht gesehen hätte. Sie war auch keine sehr gute Tänzerin – sie versuchte, ihn zu führen –, sodass er sich schließlich entschuldigte.
    Es hätte keine große Sache sein sollen, aber bevor er nur zehn Schritte gegangen war, wurde der Fuchskopf auf seiner Brust eiskalt. Er fuhr wild herum und suchte nach einer Ursache. Aber dort war nur Halima, die ihn im Feuerschein ansah. Es dauerte nur einen Moment, bis sie den Arm eines großen Behüters ergriff und auf die Tanzfläche zurückwirbelte, aber er war sich sicher, auf diesem wunderschönen Gesicht Entsetzen gesehen zu haben.
    Die Fiedeln spielten eine klagende Melodie, die er erkannte. Zumindest galt dies für eine seiner alten Erinnerungen, die sich nicht sehr verändert hatten, wenn man das Verstreichen eines Zeitraums von über eintausend Jahren in Betracht zog. Die gesungene Weise musste sich jedoch vollkommen verändert haben, denn diese alten Worte, die in seinem Kopf widerhallten, hätten hier niemals Gehör gefunden.
    Vertrau mir, sagte die Aes Sedai.
    Ich trage den Himmel auf meinen Schultern.
    Vertrau mir, dass ich weiß und tue, was das Beste ist,
    und ich werde mich um den Rest kümmern.
    Aber Vertrauen ist die Eigenschaft dunklen, wachsenden Korns.
    Vertrauen ist die Eigenschaft von Herzblut.
    Vertrauen ist die Eigenschaft des letzten Atemzugs einer Seele.
    Vertrauen ist die Eigenschaft des Todes.
    »Aes Sedai?«, erwiderte eine unförmige junge Frau verächtlich auf seine Frage. Sie war hübsch, und unter anderen Umständen hätte er vielleicht versucht, sie zu küssen und zu umarmen. »Halima ist nur Delanas Schreiberin. Sie neckt die Männer stets. Wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug. Sie neckt, nur um auszuprobieren, ob sie es kann. Sie hätte schon häufig in Schwierigkeiten gesteckt, wenn Delana sie nicht schützen würde.«
    Vertrau mir, sagte die Königin auf ihrem Thron,
    denn ich muss die Bürde ganz allein

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