Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
ins Feuer hineinzuspringen. Jetzt geht und sucht Euch eine andere zum Tanzen.«
Siuan Sanche! Sie war gedämpft und tot! Sie sah ihn mit dem Gesicht einer jungen Frau an, das sie gestohlen hatte, und trug einen Aes-Sedai-Ring! Er hatte Siuan Sanche um einen Tanz gebeten!
Während er sich umschaute, wirbelte eine geschmeidige junge Domanifrau in einem hellgrünen Gewand vorbei, das so dünn war, dass ihre Gestalt vom Freudenfeuer durch den Stoff abgezeichnet wurde. Sie gewährte Siuan einen frostigen Blick, den diese mit Interesse erwiderte, und riss ihn fast aus den Reihen der Tänzer heraus. Sie war so groß wie eine Aiel. Ihre dunklen Augen lagen ein wenig höher als seine eigenen. »Ich bin übrigens Leane«, sagte sie mit einer honigsüßen Stimme, »falls Ihr mich nicht erkannt habt.« Ihr tiefes Lachen war fast eine Liebkosung.
Er zuckte zusammen und verdarb fast die erste Drehung. Auch sie trug den Ring. Er bewegte sich rein mechanisch. Sie lag trotz ihrer Größe wie eine Feder in seinen Armen, wie ein dahinschwebender Schwan, aber das konnte sicherlich die Frage nicht verdrängen, die wie ein Feuerwerk in seinem Kopf dröhnte: Wie? Wie, unter dem Licht? Um das alles noch zu überbieten, sagte sie, als der Tanz vorüber war, mit dieser streichelnden Stimme: »Ihr seid ein sehr guter Tänzer.« Und dann küsste sie ihn fast vollendeter, als er jemals zuvor geküsst worden war. Er war so erschrocken, dass er sich ihr nicht einmal zu entziehen versuchte. Sie tätschelte ihm seufzend die Wange. »Ein sehr guter Tänzer. Denkt daran, wenn Ihr es das nächste Mal versucht, und Ihr werdet besser sein.« Lachend ging sie davon und tanzte erneut mit irgendeinem Burschen aus der Zuschauermenge.
Mat beschloss, dass er so viel erlebt hatte, wie ein Mann in einer Nacht ertragen konnte. Er ging zum Stall zurück und legte sich schlafen, wobei er seinen Sattel als Kissen benutzte. Seine Träume wären erfreulicher gewesen, wenn sie nicht Myrelle und Siuan und Leane und Halima mit einbezogen hätten. Ein Mann konnte Träume von Natur aus nicht deuten.
Der nächste Tag musste besser werden, dachte er, als sich in der Dämmerung Vanins Gestalt auf dem Heuboden abzeichnete, der ebenfalls auf seinem Sattel schlief. Talmanes verstand und würde die Stellung halten. Behüter hatten die Vorbereitungen der Bande verfolgt, wollten zweifellos gesehen werden, aber niemand hatte sich der Bande genähert. Eine weniger erfreuliche Überraschung war die Entdeckung von Olvers Grauem im Hof hinter dem Stall, während Olver selbst in seine Decken gerollt in einer Ecke lag.
»Ihr braucht jemanden, der Euch den Rücken freihält«, belehrte er Mat düster. »Man kann ihr nicht trauen.« Er brauchte Aviendhas Namen nicht zu erwähnen.
Olver hatte kein Interesse daran, mit den Kindern im Dorf zu spielen, sodass Mat den Jungen ertragen musste, während er ihm in Salidar überallhin nachging, sein Bestes tat, den schwebenden Gang eines Behüters nachzuahmen und ständig nach Aviendha Ausschau hielt, die noch immer nirgends zu sehen war, genauso wenig wie Elayne und Nynaeve. Und die Amyrlin war noch immer beschäftigt. Thom und Juilin waren ebenfalls beschäftigt. Vanin gelang es, einiges aufzuschnappen, aber es war nichts dabei, was Mat glücklich gemacht hätte. Wenn Nynaeve sowohl Siuan als auch Leane wirklich geheilt hatte, wäre sie jetzt unerträglicher denn je. Sie hatte schon immer viel von sich gehalten, und wenn sie vollbracht hatte, was nicht vollbracht werden konnte, wäre ihr Kopf wohl größer als eine Wassermelone. Aber das war noch das wenigste. Die Erwähnung Logains und der Roten Ajah machte Mat Sorgen. Das klang wie etwas, was keine Aes Sedai verzeihen würde. Wenn Gareth Bryne ihr Heer anführte, ging es nicht um Bauernpöbel und das Leerfegen der Straßen mit wenigen Behütern zur Verstärkung. Wenn man dazu noch bedachte, dass Vanin gesehen hatte, wie Lebensmittel eingewickelt und für unterwegs in Fässer verpackt wurden, dann klang das nach Schwierigkeiten. Die schlimmsten Schwierigkeiten, die er sich vorstellen konnte, fast so schlimm, wie einen der Verlorenen gegenüber am Tisch sitzen zu haben, wenn ein Dutzend Trollocs zur Tür hereinkommt. Nichts von alledem machte sie zu geringeren Narren. Es machte sie zu sehr gefährlichen Narren. Wenn Thom jemals aus seinem Versteck käme, könnte er einer seiner Geschichten vielleicht auch einmal ein ›Wie‹ entnehmen.
Abends sprach Myrelle ihn erneut an, ob er ein
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