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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verschlungen gearbeitet war, dass sie ungesehen vom Balkon auf den Mol-Hara-Platz vor dem Palast hinabspähen konnten. Eine schwache Brise wehte durch die Fenster herein, die den salzigen Geruch des Meeres und verwunderlicherweise auch ein wenig Kühle mit sich brachte. Verärgerung störte Nynaeves Konzentration. Sie hatte die Hitze schon kurz nach ihrer Ankunft im Tarasin-Palast gespürt.
    Thom und Juilin war ein Raum irgendwo bei den Quartieren der Diener zugewiesen worden, was Elayne tatsächlich mehr zu verärgern schien als einen der Männer. Thom hatte wahrhaftig darüber gelacht. Aber er konnte es sich auch leisten.
    »Probiere einmal diesen ausgezeichneten Tee, Nynaeve«, sagte Elayne und legte eine weiße Serviette über blau schimmernde Seidenröcke. Wie alles andere in dem Wohnraum wies auch ihr breiter Sessel vergoldete Füße sowie weitere Vergoldungen an der über ihrem Kopf aufragenden Rückenlehne auf. Aviendha saß neben ihr auf dem Boden, die Beine unter einem hochgeschlossenen Gewand eingeschlagen, das fast zu den hellgrünen Fliesen passte. Ihre verschlungene silberne Halskette passte sehr gut zu dem Gewand. Nynaeve glaubte nicht, dass sie die Aielfrau auch nur einmal in einem Sessel sitzen gesehen hatte. Sie war in den beiden Gasthäusern sicherlich angestarrt worden.
    »Minze und Schellbeeren«, fügte Birgitte Elaynes Aufforderung hinzu, während sie eine weitere zart vergoldete Porzellantasse füllte. Birgitte trug eine weite graue Hose und einen blauen Kurzmantel. Sie trug gelegentlich auch Kleider, aber bei ihrem Geschmack war Nynaeve froh, dass sie es nur selten tat. Alle drei hatten sich sorgfältig zurechtgemacht, aber niemand wollte sie.
    Der Silberkrug schimmerte matt, und der Tee war angenehm kalt und erfrischend. Nynaeve bewunderte Elaynes kühles und trockenes Gesicht. Sie selbst fühlte sich trotz der leichten Brise schon wieder verschwitzt. »Ich muss sagen«, murmelte sie, »dass ich einen anderen Empfang erwartet hatte.«
    »Tatsächlich?«, fragte Elayne. »Nach der Behandlung durch Vandene und Adeleas?«
    Nynaeve seufzte. »Also gut, ich hatte es gehofft. Ich bin endlich eine wahre Aes Sedai, aber niemand scheint es zu glauben. Ich hatte wirklich gehofft, dass es anders würde, wenn wir Salidar erst einmal verlassen hätten.«
    Ihr Treffen mit Merilille Ceandevin war nicht gut verlaufen – vor allem, wie man sie ihr vorgestellt hatte. Vandene hatte sich dieser Aufgabe äußerst oberflächlich entledigt, und dann wurden sie entlassen, fortgeschickt, damit sich die wahren Aes Sedai unterhalten konnten. Merilille hatte gemeint, sie würden sich sicherlich erfrischen wollen, aber es war eine Entlassung, die ihnen die Wahl gelassen hatte, entweder wie gehorsame Aufgenommene zu gehen oder sich wie launische Kinder zu weigern. Schon die Erinnerung nahm Nynaeve jegliche Ruhe. Schweiß begann ihr Gesicht herabzulaufen.
    In der Tat war es nicht das Schlimmste gewesen, fortgeschickt worden zu sein. Merilille war eine schlanke, durchscheinend zarte Cairhienerin mit glänzendem schwarzen Haar und großen klaren Augen, eine Graue, die den Anschein erweckte, als habe nichts sie jemals überrascht und als würde sie auch in Zukunft niemals etwas aus der Ruhe bringen. Nur hatten sich jene dunklen Augen geweitet, als sie erfuhr, dass Nynaeve und Elayne Aes Sedai waren, und sie hatten sich noch stärker geweitet, als sie hörte, dass Egwene der Amyrlin-Sitz war. Birgitte als Behüterin verblüffte sie eindeutig auch, obwohl es ihr zu dem Zeitpunkt schon wieder gelang, den Ausdruck ihrer Überraschung auf einen Blick und ein kurzes Zusammenpressen der Lippen zu beschränken. Aviendha kam am leichtesten davon. Merilille gewährte ihr nur eine kaum hörbare Bemerkung darüber, wie sehr es ihr gefallen würde, eine Novizin zu sein. Dann kam die Entlassung und der Vorschlag – der eher wie ein Befehl klang –, dass sie sich einige Tage lang von den Härten ihrer Reise erholen sollten.
    Nynaeve zog ihr Taschentuch aus dem Ärmel und fächelte sich mit dem spitzenbesetzten Tuch vergeblich Luft zu. »Ich glaube noch immer, dass sie etwas verbergen.«
    »Also wirklich, Nynaeve«, meinte Elayne kopfschüttelnd. »Mir gefällt es auch nicht besser als dir, wie wir behandelt werden, aber du machst aus einer Mücke einen Elefanten. Wenn Vandene und Adeleas Flüchtlinge suchen wollen, dann lass sie doch. Wäre es dir lieber, sie würden die Schale suchen?« Sie hatten das Ter’angreal , das sie suchten,

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