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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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konnte. Hinausmarschieren konnten sie ja wohl schlecht. Aber sie hatten gute Manieren; sogar die beiden Adligen.
    Grinsend schwang Mat seine Beine über die Bank nach hinten und hielt ihr den Becher hin, damit sie ihn auffüllen konnte. »Danke schön, Betse«, sagte er, und sie knickste leicht. Als er sie dann allerdings fragte, ob sie sich nicht selbst eingießen und mit ihm trinken wolle, stellte sie den Krug auf den Tisch, verschränkte die Arme und hielt den Kopf ein wenig schief, damit sie ihn von Kopf bis Fuß mustern konnte.
    »Ich glaube kaum, dass so etwas Frau Daelvin gefallen würde. O nein, das würde ihr bestimmt nicht passen. Seid Ihr ein Lord? Sie scheinen alle nach Eurer Pfeife zu tanzen, aber keiner redet Euch mit ›mein Lord‹ an. Sie verbeugen sich ja kaum – höchstens die Gemeinen.«
    Mat zog die Augenbrauen hoch. »Nein«, sagte er kürzer angebunden als beabsichtigt, »ich bin kein Lord.« Rand sollte ruhig die Leute herumlaufen und ihn mit Lord Drache oder so ähnlich anreden lassen. Das war nichts für Matrim Cauthon. Ganz bestimmt nicht. Er holte tief Luft, und sein Grinsen kehrte zurück. Manche Frauen versuchten ständig, einen Mann aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber seine Stärke lag im Tanzen. »Redet mich nur mit Mat an, Betse. Ich bin sicher, dass Frau Daelvin nichts dagegen hat, wenn Ihr Euch eine Weile zu mir setzt.«
    »O doch, sie hätte was dagegen. Aber ich schätze, ich kann mich ein bisschen mit Euch unterhalten. Ihr seid ja wohl beinahe ein Lord. Warum tragt Ihr das bei der Hitze?« Sie beugte sich vor und schob mit einer Fingerspitze sein Halstuch ein Stück hinunter. Er hatte nicht aufgepasst und es etwas herunterrutschen lassen. »Was ist denn das?« Sie fuhr mit dem Finger die dicke, blasse Narbe nach, die sich rund um seinen Hals zog. »Hat jemand versucht. Euch aufzuhängen? Warum denn? Ihr seid zu jung, um ein solch ausgekochter Halunke zu sein, den man aufhängen müsste.« Er nahm den Kopf zurück und zog das Halstuch ganz schnell wieder so zusammen, dass es die Narbe verdeckte, doch Betse ließ sich nicht so leicht ablenken. Ihre Hand schlüpfte vorn in sein Hemd hinein, dessen Bändel er offen gelassen hatte, und zog das Medaillon in Form eines silbernen Fuchskopfes heraus, das an einer Lederschnur um seinen Hals hing. »Hat man Euch aufhängen wollen, weil Ihr das gestohlen habt? Es sieht wertvoll aus. Ist es wertvoll?« Mat schnappte sich das Medaillon aus ihrer Hand und schob es zurück, wo es hingehörte. Die Frau holte ja kaum Luft, jedenfalls nicht lange genug, um ihn auch zu Wort kommen zu lassen. Er hörte, wie hinter ihm Nalesean und Daerid leise lachten, und sein Gesicht lief dunkel an. Manchmal verkehrte sich sein Glück im Spiel bei Frauen ins genaue Gegenteil, aber die fanden das immer erheiternd. »Nein, sie hätten es Euch nicht gelassen, wenn Ihr es gestohlen hättet, oder?« Betse plapperte eifrig weiter. »Und da Ihr ja beinahe ein Lord seid, könnt Ihr Euch wohl Dinge wie das leisten. Vielleicht wollten sie Euch hängen, weil Ihr zu viel wusstet? Ihr wirkt wie ein junger Mann, der eine ganze Menge weiß. Oder es zumindest glaubt.« Sie lächelte ein wenig auf jene typische, verwirrende Art und Weise, wie es Frauen tun, wenn sie einen Mann um den Finger wickeln wollen. Das bedeutete nur in seltenen Fällen, dass sie wirklich etwas wussten, aber sie ließen einen glauben, sie hätten eine Ahnung. »Haben sie versucht, Euch aufzuhängen, weil Ihr glaubtet, zu viel zu wissen? Oder weil Ihr so getan habt, als wärt Ihr ein Lord? Seid Ihr sicher, dass Ihr wirklich kein Lord seid?«
    Daerid und Nalesean lachten jetzt ganz unverhohlen, und sogar Talmanes schmunzelte, obwohl sie sich Mühe gaben, so zu tun, als habe es einen anderen Grund. Daerid warf immer wieder keuchend vor Lachen etwas dazwischen über einen Mann, der vom Pferd gefallen sei, allerdings nur, wenn er gerade zum Luftholen gekommen war, aber an den Bruchstücken, die Mat davon wahrnahm, war nichts Lustiges.
    Er grinste trotzdem weiter. Er würde sich nicht in die Flucht schlagen lassen, auch wenn sie schneller sprach, als er laufen konnte. Sie war nun einmal sehr hübsch, und er hatte die letzten Wochen unter Männern wie Daerid und noch schlimmeren verbracht, verschwitzten Kerlen, die manches Mal vergaßen, sich zu rasieren, und die viel zu oft keine Möglichkeit fanden, ein Bad zu nehmen. Auch auf Betses Wangen stand der Schweiß, und doch duftete sie schwach nach Lavendelseife.

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