Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
und dann noch einiges, was er gar nicht hatte hören wollen. Ein paar dieser anderen Hinweise hatten ihn letztendlich zu jenem zweiten Durchschreiten eines Ter’angreals verleitet, und das hatte ihm ein Seil um den Hals beschert.
Eine Reihe von Schritten, jeder aus gutem Grund oder auch aus purer Notwendigkeit unternommen, jeder war ihm zu dieser Zeit vollkommen vernünftig vorgekommen, und doch führte jeder zu irgendwelchen Dingen, wie er sie sich nie vorgestellt hatte. Er schien sich immer und immer wieder in dieser Art von Tanz zu drehen. Er war ganz sicher tot gewesen, als Rand ihn abschnitt und wiederbelebte. Zum hundertsten Mal fasste er nun einen ganz festen Vorsatz: Von nun an würde er genau aufpassen, wohin er ging. Kein blindes Herumtappen mehr, das ihn nur über Hindernisse stolpern ließ, ohne überhaupt daran zu denken, was daraus entstehen könnte.
In Wirklichkeit hatte er an jenem Tag mehr als nur die Narbe erhalten. Beispielsweise das silberne Medaillon in Form eines Fuchskopfes mit einem einzigen, teilweise getrübten Auge, das auf diese Art wie jenes uralte Kennzeichen der Aes Sedai aussah. Manchmal lachte er derart schallend, wenn er an das Medaillon dachte, dass ihm hinterher die Rippen schmerzten. Er traute keiner Aes Sedai über den Weg, und so badete und schlief er sogar mit diesem Ding um den Hals. Die Welt war schon ein komischer Ort, und verdammt eigenartig zumeist.
Ein weiterer Gewinn, den ihm die ganze Sache gebracht hatte, war Wissen, Kenntnisse, wenn auch unerwünschte. Bruchstücke der Leben anderer Männer steckten nun in seinem Kopf; Tausende! Manchmal ging es nur um wenige Stunden dabei, manchmal auch um Jahre, wenn auch auf einzelne Erinnerungsfetzen aufgeteilt, Erinnerungen an Königshöfe und Kämpfe, die sich über einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren erstreckten, aus der Zeit lange vor den Trolloc-Kriegen bis zur entscheidenden Schlacht, die den Aufstieg Artur Falkenflügels besiegelte. Alles das gehörte nun ihm, oder jedenfalls waren sie auf gewisse Weise sein.
Nalesean, Daerid und Talmanes klatschten den Rhythmus der Musik mit, und die anderen Männer an den übrigen Tischen taten es ihnen gleich. Männer der Bande der Roten Hand, die ihren Oberbefehlshaber beim Tanzen anfeuerten. Licht, aber diese Bezeichnung verursachte Mat Magenbeschwerden. So hatte eine legendäre Truppe von Helden geheißen, die beim Versuch, Manetheren zu retten, ums Leben gekommen waren. Kein einziger Mann, der hinter der Flagge ihrer Bande herritt oder -marschierte, dachte auch nur im Entferntesten daran, dass auch sie selbst zum Stoff von Legenden werden könnten. Auch Frau Daelvin klatschte mit, und die übrigen Serviererinnen waren stehen geblieben und sahen zu.
Es lag an den Erinnerungen dieser anderen Männer, dass die Bande sich Mats Führung anvertraute, obwohl ihnen das nicht klar war. Denn in seinem Kopf waren die Erinnerungen an mehr Schlachten und Kriegszüge gespeichert, als hundert Männer erlebt haben konnten. Gleich, ob er aufseiten der Gewinner oder der Verlierer gestanden hatte, wusste er doch immer, wie diese Schlachten im Einzelnen gewonnen oder verloren worden waren, und er musste nur seinen Verstand gebrauchen, um das in Siege für die Bande umzumünzen. Bisher zumindest war ihm das gelungen. Wenn er keine Möglichkeit mehr sah, einen Kampf zu vermeiden.
Mehr als einmal hatte er sich gewünscht, diese Bruchstücke anderer Männer aus seinem Kopf loszuwerden. Ohne sie befände er sich nicht da, wo er war, würde er nicht fast sechstausend Soldaten befehligen, zu denen täglich neue stießen, wäre er nicht auf dem Weg nach Süden, um das Kommando über eine verdammte Invasion in einem Land zu übernehmen, das von einem der verfluchten Verlorenen beherrscht wurde. Er war kein Held und wollte auch gar keiner sein. Helden standen im Ruf, ziemlich leicht zu sterben. Wenn man ein Held war, gab es zwei Möglichkeiten: entweder dem Hund einen Knochen zuwerfen und ihn aus dem Weg in eine Ecke zu schieben, oder ihm einen Knochen versprechen und ihn hinausschicken, damit er jagen ging. Dasselbe galt halt auch für Soldaten …
Andersherum betrachtet, wäre er allerdings auch nicht von sechstausend Soldaten umgeben gewesen. Er stünde ganz allein da, ein Ta’veren und an den Wiedergeborenen Drachen gefesselt als nacktes Ziel, und die Verlorenen kannten ihn sehr wohl. Einige von ihnen wussten offensichtlich entschieden zu viel über Mat Cauthon. Moiraine hatte behauptet, er
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