Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Bewahrerin der Chroniken nicht die Wahrheit sagt? Ich werde sie erfahren, Tochter, auf die eine oder andere Art. Ich werde sie erfahren.«
    Sheriam drehte den Kopf, als suche sie nach einem Fluchtweg. Ihr Blick fiel auf Chesa, die über ihre Stopfarbeit gebeugt saß, und sie hätte fast vor Erleichterung geseufzt. »Mutter, morgen, wenn wir allein sind, kann ich sicherlich alles zu Eurer Zufriedenheit erklären. Ich muss mich zuerst noch mit einigen Schwestern beraten.«
    Auf diese Weise hätten sie Gelegenheit zu besprechen, was sie ihr morgen erzählen sollte. »Chesa«, sagte Egwene, »wartet bitte draußen.« Obwohl sie auf ihre Arbeit konzentriert und nichts um sie herum zu bemerken schien, sprang Chesa sofort auf und lief fast aus dem Zelt. Wenn sich Aes Sedai stritten, flüchtete jeder, der bei Verstand war. »Jetzt, Tochter«, sagte Egwene. »Die Wahrheit. Alles, was Ihr wisst. Ich werde es so vertraulich behandeln, wie Ihr Euch äußern werdet«, fügte sie hinzu, als Sheriam zu Siuan schaute.
    Sheriam richtete einen Moment ihre Röcke, zupfte tatsächlich daran und mied Egwenes Blick, wobei sie zweifellos noch immer nach einer Ausflucht suchte. Aber die Drei Eide hielten sie gefangen. Sie durfte kein unwahres Wort äußern, und wie auch immer sie über Egwenes Position dachte – ihr auszuweichen hieß noch lange nicht, ihr die Autorität offen abzusprechen. Selbst Romanda verhielt sich zumeist höflich.
    Sheriam atmete tief ein, faltete ihre Hände im Schoß und sprach sachlich an Egwenes Brust gewandt. »Als wir erfuhren, dass die Rote Ajah dafür verantwortlich war, dass Logain als falscher Drache in Erscheinung trat, hatten wir das Gefühl, etwas tun zu müssen.« Wir bedeutete sicherlich der kleine, erlesene Kreis von Schwestern, die sie um sich versammelt hatte. Carlinya und Beonin und die anderen hatten genauso viel Einfluss wie die meisten Sitzenden, wenn auch nicht im Saal selbst. »Elaida wollte Aufforderungen an alle Schwestern senden, zur Burg zurückzukehren, weshalb wir zehn Schwestern auswählten, die diese Aufgabe schnellstmöglich erledigen sollten. Sie sollten inzwischen längst alle angekommen sein – und insgeheim dafür Sorge zu tragen, dass jede Schwester in der Burg begreift, was die Roten mit Logain getan haben. Nicht …« Sie zögerte zunächst, beendete ihren Satz aber dann eilig. »Nicht einmal der Saal weiß von ihnen.«
    Egwene trat fort und rieb sich erneut die Schläfen. Insgeheim dafür Sorge zu tragen. In der Hoffnung, dass Elaida abgesetzt würde. An sich kein schlechter Plan. Er könnte letztendlich sogar funktionieren. Aber es könnte auch Jahre dauern. Andererseits galt für die meisten Schwestern: Je länger sie damit durchkamen, nichts wirklich tun zu müssen, desto besser. Mit der Zeit könnten sie die Welt davon überzeugen, dass die Weiße Burg niemals wirklich gespalten war. Sie war schon zuvor gespalten gewesen, und nur eine Handvoll Menschen hatte davon gewusst. Mit der Zeit könnten sie vielleicht eine Möglichkeit finden, alles so einzurichten, als wäre sie wirklich nicht gespalten gewesen. »Warum haltet Ihr es vor dem Saal geheim, Sheriam? Ihr glaubt doch sicher nicht, dass sie Elaida Euren Plan verraten würden.« Die Schwestern sahen einander aus Angst vor Elaidas Anhängern stets fragend an – zumindest teilweise aus Angst davor.
    »Mutter, eine Schwester, die beschlösse, dass unser Handeln falsch wäre, würde sich wohl kaum zur Sitzenden wählen lassen. Eine solche Schwester wäre schon lange fortgegangen.« Sheriam hatte sich noch nicht entspannt, aber ihre Stimme nahm jetzt einen geduldigen, belehrenden Tonfall an, den sie bei Egwene offenbar als am wirkungsvollsten erachtete. Normalerweise war sie jedoch geschickter darin, das Thema zu wechseln. »Dieses Misstrauen ist im Moment unsere größte Sorge. Niemand traut einem anderen wirklich. Wenn wir nur erkennen könnten, wie …«
    »Die Schwarze Ajah«, unterbrach Siuan sie ruhig. »Sie lässt Euer Blut gefrieren. Wer weiß sicher, wer eine Schwarze ist, und wer weiß, wozu eine Schwarze Schwester imstande wäre?«
    Sheriam warf Siuan einen weiteren bösen Blick zu, aber kurz darauf wich die Heftigkeit von ihr. Oder besser gesagt: Eine Art Anspannung ersetzte die andere. Sie schaute zu Egwene und nickte dann widerwillig. Dem verärgerten Zug um ihren Mund nach zu urteilen, hätte sie eine weitere Ausflucht gewählt, wenn nicht offensichtlich gewesen wäre, dass Egwene es nicht zulassen würde.

Weitere Kostenlose Bücher