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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dass der alte Wolf noch immer atmete, ein kratzendes, gurgelndes Geräusch. Er beugte sich grinsend herab, um dem ein Ende zu bereiten – aber eine hagere, langfingrige Hand ergriff seinen Arm.
    »Wollt Ihr jetzt kommandierender Lordhauptmann werden, mein Sohn?« Asunawas ausgemergeltes Gesicht gehörte einem Märtyrer, und doch brannten seine dunklen Augen mit einer Inbrunst, die selbst diejenigen entmutigen musste, die nicht wussten, wer er war. »Ihr könntet es sehr wohl werden, wenn ich bestätige, dass Ihr Pedron Nialls Mörder getötet habt. Aber nicht, wenn ich hinzufügen muss, dass Ihr auch Nialls Kehle zerfetzt habt.«
    Valda entblößte die Zähne zu etwas einem Lächeln Ähnlichen und richtete sich dann auf. Asunawa liebte die Wahrheit. Er liebte sie sehr. Er konnte sie zwar drehen und wenden, aber soweit Valda wusste, log er niemals wirklich. Ein Blick in Nialls glasige Augen und auf die sich unter ihm ausbreitende Blutlache stellte Valda zufrieden. Der alte Mann starb.
    »Könnte, Asunawa?«
    Der Blick des Hochinquisitors loderte heftiger, als Asunawa zurücktrat und seinen schneeweißen Umhang von Nialls Blut entfernte. »Ich sagte könnte , mein Sohn. Ihr habt seltsam gezögert, Euch einverstanden zu erklären, dass Morgase der Hand des Lichts übergeben werden muss. Wenn Ihr dieses Einverständnis nicht gebt …«
    »Morgase wird noch gebraucht.« Valda mochte die Zweifler nicht, die Hand des Lichts, wie sie sich nannten. Wer konnte Menschen mögen, die niemals einem Feind gegenübertraten, der nicht entwaffnet und in Ketten war? Sie hielten sich von den Kindern fern, abgesondert. Auf Asunawas Umhang war nur der scharlachrote Hirtenstab der Zweifler zu sehen und nicht die flammende Sonne der Kinder, die seinen eigenen Waffenrock zierte. Schlimmer noch war der Umstand, dass sie glaubten, ihre Arbeit mit Folterwerkzeugen und heißen Eisen sei die einzige wahre Arbeit der Kinder. »Morgase verschafft uns Andor, also könnt Ihr sie erst haben, wenn Andor in unserer Hand ist. Und wir können Andor erst übernehmen, wenn der Pöbel des Propheten vernichtet ist.« Nialls Brust bewegte sich jetzt kaum noch. »Es sei denn, Ihr wollt Amadicia gegen Andor eintauschen, anstatt beide zu besitzen? Ich will al’Thor hängen und die Weiße Burg zu Staub zermahlen sehen, Asunawa. Ich habe Euren Plan nicht unterstützt, nur um jetzt zuzusehen, wie Ihr mittendrin alles verwerft.«
    Asunawa war nicht überrascht. Er war kein Feigling. Nicht hier in der Festung, wo sich Hunderte von Zweiflern aufhielten und die meisten der Kinder darauf achteten, sich ihnen gegenüber nicht falsch zu verhalten. Er ignorierte das Schwert in Valdas Händen, und das Gesicht des Märtyrers nahm einen traurigen Ausdruck an. Sein Schweiß schien wie Tränen des Bedauerns. »In dem Fall, da Lordhauptmann Canvele glaubt, dem Gesetz müsse Genüge getan werden, fürchte ich …«
    »Ich denke, Canvele stimmt mit mir überein, Asunawa.« Das galt seit der Dämmerung, seit er erkannt hatte, dass Valda eine halbe Legion in die Festung gebracht hatte. Canvele war kein Narr. »Die Frage ist nicht, ob ich kommandierender Lordhauptmann sein werde, wenn die Sonne heute untergeht, sondern wer die Hand des Lichts bei der Suche nach der Wahrheit anführen wird.«
    Asunawa war kein Feigling und noch weniger töricht als Canvele. Er zuckte nicht zusammen und fragte Valda auch nicht, wie er dies bewerkstelligen wollte. »Ich verstehe«, sagte er nach einem Moment, und dann sanfter: »Beabsichtigt Ihr, das Gesetz vollständig zu verhöhnen, mein Sohn?«
    Valda musste fast lachen. »Ihr könnt Morgase prüfen, aber sie steht nicht zur Debatte. Ihr könnt es tun, wenn ich mit ihr fertig bin.« Was noch etwas dauern könnte. Es würde nicht über Nacht zu bewerkstelligen sein, einen Ersatz für den Löwenthron zu finden, der ihre Beziehung zu den Kindern verstand, wie König Ailron es hier tat.
    Vielleicht verstand Asunawa und vielleicht auch nicht. Er öffnete den Mund, als vom Eingang her ein Keuchen erklang. Nialls Schreiber mit dem verkniffenen Gesicht, den geschürzten Lippen und den wulstigen, schmalen Augen stand dort und versuchte krampfhaft, nicht zu den auf dem Boden ausgestreckten Körpern zu blicken.
    »Ein trauriger Tag, Meister Balwer«, sagte Asunawa, die Stimme betrübt und schwermütig. »Der Verräter Omerna hat unseren kommandierenden Lordhauptmann Pedron Niall getötet – das Licht erleuchte seine Seele.« Kein Vorstoß auf die Wahrheit.

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