Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Wir haben schon größeren Bedrohungen gegenübergestanden und sie bewältigt. Ich rate Euch, Frieden zu schließen, bevor Ihr vernichtet werdet.« Morgase erinnerte sich, dass Saidar in der Nacht gewütet hatte, und vermied es, die … Damane hatte sie sie genannt? … anzusehen. Es kostete sie große Mühe, sich keine Blöße zu geben.
Suroth lächelte wieder dieses maskenhafte Lächeln, während ihre Augen wie polierte Steine schimmerten. »Alle müssen eine Wahl treffen. Einige werden gehorchen, abwarten und dienen und ihre Länder im Namen der Kaiserin, möge sie ewig leben, regieren.«
Sie nahm eine Hand von ihrem Becher, um eine Geste zu vollführen, eine leichte Bewegung mit den langen Fingernägeln, woraufhin die Frau mit dem scharf geschnittenen Gesicht rief: »Thera! Die Position des Schwans!«
Suroth presste aus einem unbestimmten Grund die Lippen zusammen. »Nicht der Schwan, Alwhin, Ihr blinde Närrin!«, zischte sie leise, obwohl ihr Akzent das Verstehen erschwerte. Dann kehrte das frostige Lächeln augenblicklich zurück.
Die Dienerin erhob sich erneut von ihrem Platz an der Wand und lief auf seltsame Art, auf Zehenspitzen, die Arme zurückgenommen, zur Mitte des Raumes. Dann begann sie auf der flammenden goldenen Sonne, dem Symbol der Kinder des Lichts, langsam einen stilisierten Tanz. Sie streckte die Arme aus wie Schwingen und zog sie wieder an den Körper heran. Sie drehte sich, ließ den linken Fuß vorgleiten und beugte sich über das angewinkelte Knie, beide Arme wie flehend ausgestreckt, bis Arme und Körper und rechtes Bein eine gerade, schräg verlaufende Linie bildeten. Ihr hauchdünnes weißes Gewand ließ ihre gesamte Erscheinung anstößig wirken. Morgase spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, während der Tanz, wenn man es so nennen konnte, fortgeführt wurde.
»Thera ist neu und noch nicht gut dressiert«, murmelte Suroth. »Die Posen werden oft von zehn oder zwanzig Da’covale gleichzeitig ausgeführt, Männer und Frauen, die aufgrund der reinen Klarheit ihrer Linien ausgesucht wurden, aber manchmal ist es angenehm, nur einer zuzusehen. Es ist sehr erfreulich, schöne Dinge zu besitzen, nicht wahr?«
Morgase runzelte die Stirn. Wie konnte jemand einen Menschen besitzen? Suroth hatte schon zuvor davon gesprochen, sich ›jemanden zu eigen zu machen‹. Sie kannte die Alte Sprache, aber das Wort Da’covale war ihr nicht vertraut, doch wenn sie darüber nachdachte, musste es ›Person, die besessen wird‹ bedeuten. Es war widerlich. Entsetzlich! »Unglaublich«, sagte sie tonlos. »Vielleicht sollte ich Euch verlassen, damit Ihr den … Tanz genießen könnt.«
»Gleich.« Suroth lächelte der posierenden Thera zu. Morgase vermied es hinzusehen. »Alle müssen eine Entscheidung treffen, wie ich bereits sagte. Der alte König von Tarabon erwählte es, sich aufzulehnen, und starb. Die alte Panarchin wurde gefangen genommen und verweigerte dennoch den Eid. Jedem von uns ist ein bestimmter Platz zugedacht, es sei denn, wir werden von der Kaiserin erhoben, aber jene, die ihren angemessenen Platz zurückweisen, können niedergeworfen werden und sehr tief sinken. Thera besitzt eine gewisse Anmut. Seltsamerweise zeigt Alwhin sich als vielversprechende Lehrerin, sodass ich erwarte, dass Thera innerhalb weniger Jahre lernen wird, die Posen mit ihrer Anmut in Einklang zu bringen.« Nun gewährte sie ihr Lächeln und diesen glitzernden Blick Morgase.
Ein sehr bedeutungsvoller Blick, aber warum? Hatte es etwas mit der Tänzerin zu tun? Ihr Name war so häufig erwähnt worden, als sollte er hervorgehoben werden. Aber was …? Morgase wandte ruckartig den Kopf und sah die andere Frau an, die auf Zehenspitzen stand und sich langsam auf einem Fleck drehte, die Hände flach zusammengelegt und die Arme so hoch wie möglich erhoben. »Ich glaube es nicht«, keuchte sie. »Ich kann es nicht glauben!«
»Thera«, sagte Suroth, »wie lautete dein Name, bevor du mein Besitz wurdest? Welchen Titel hattest du inne?«
Thera erstarrte in ihrer gestreckten Position, erzitterte und warf panische Blicke zu Alwhin und zu Suroth. »Thera hieß Amathera, wenn es der Hochlady beliebt«, sagte sie hastig. »Thera war die Panarchin von Tarabon, wenn es der Hochlady beliebt.«
Morgase ließ ihren Becher fallen, der auf dem Boden zerschmetterte, sodass sich der schwarze Kaf auf die Fliesen ergoss. Es musste eine Lüge sein. Sie war Amathera niemals begegnet, aber sie hatte einmal eine Beschreibung
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