Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
gehört. Nein. Viele Frauen in entsprechendem Alter konnten große dunkle Augen und einen gereizten Zug um den Mund haben. Pura war niemals eine Aes Sedai gewesen, und diese Frau …
»Posiert!«, fauchte Alwhin, und Thera nahm ihre anmutigen Bewegungen wieder auf, ohne Suroth oder sonst jemandem auch nur noch einen Blick zu gönnen. Wer auch immer sie war – der vorrangige Gedanke in ihrem Kopf war jetzt der dringende Wunsch, keinen Fehler zu machen. Morgase bemühte sich sehr, sich nicht zu übergeben.
Suroth trat ganz nahe an sie heran, das Gesicht vollkommen kalt. »Alle müssen eine Wahl treffen«, sagte sie ruhig und stahlhart. »Einige meiner Gefangenen behaupten, Ihr hättet einige Zeit in der Weißen Burg verbracht. Dem Gesetz nach darf keine Marath’Damane der Leine entkommen, aber ich garantiere Euch, dass Ihr, die Ihr mich eine Lügnerin genannt habt, diesem Schicksal nicht gegenüberstehen werdet.« Ihre Betonung machte recht deutlich, dass dieses Versprechen kein anderes mögliches Schicksal einschloss. Das Lächeln, das ihre Augen niemals erreichte, kehrte zurück. »Ich hoffe, dass Ihr erwählen werdet, den Schwur zu leisten, Morgase, und Andor im Namen der Kaiserin, möge sie ewig leben, zu regieren.« Morgase war sich zum ersten Mal vollkommen sicher, dass die Frau log. »Ich werde morgen wieder mit Euch sprechen, oder vielleicht übermorgen, wenn ich Zeit habe.«
Suroth wandte sich ab und glitt an der einsamen Tänzerin vorbei zu dem hochlehnigen Stuhl. Sie breitete anmutig ihre Röcke aus, während sie sich hinsetzte und Alwhin erneut schrie: »Alle! Position des Schwans!« Die jungen Männer und Frauen, die an der Wand entlangknieten, sprangen vor, um sich Thera anzuschließen, und nahmen in einer geraden Linie vor Suroths Stuhl ihre Bewegungen auf. Nur der Blick des Lopar bewies noch Morgases Anwesenheit. Sie glaubte nicht, dass sie schon jemals in ihrem Leben so gründlich entlassen worden war. Sie raffte ihre Röcke und nahm all ihre Würde zusammen und ging.
Sie ging allerdings nicht weit allein. Die rot und schwarz gerüsteten Soldaten standen mit ihren mit roten und schwarzen Quasten versehenen Speeren wie Statuen im Vorraum, die Gesichter in ihren lackierten Helmen unbewegt, während die harten Augen den Eindruck erweckten, als blickten sie hinter den Kinnbacken grässlicher Insekten hervor. Einer, der nicht viel größer war als sie, schloss sich ihr wortlos an und begleitete sie zu ihren Räumen zurück, deren Zugang von zwei Tarabonern mit Schwertern und ebenfalls mit waagerechten Streifen bemalten Stahl-Brustpanzern flankiert wurde. Sie verbeugten sich tief, die Hände auf den Knien, und sie dachte, es geschähe wegen ihr, bis ihr Begleiter zum ersten Mal sprach.
»Genug der Ehre«, sagte er mit barscher, nüchterner Stimme, und die Taraboner richteten sich wieder auf, sahen Morgase aber nicht an, bis er sagte: »Bewacht sie gut. Sie hat den Eid noch nicht geleistet.« Dunkle Augen zuckten über Stahlschleiern zu ihr, aber ihre knappen, bestätigenden Verbeugungen galten dem Seanchaner.
Sie bemühte sich, nicht zu eilig in ihre Räume zu flüchten, aber als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen und versuchte, ihre umherschwirrenden Gedanken zu ordnen. Seanchaner und Damane , Kaiserinnen und Eide und Menschen, die ein Besitz waren. Lini und Breane standen mitten im Raum und sahen sie an.
»Was ist geschehen?«, fragte Lini geduldig und ungefähr im gleichen Tonfall, wie sie das Kind Morgase nach einem gelesenen Buch befragt hatte.
»Albträume und Wahnsinn«, seufzte Morgase. Plötzlich richtete sie sich starr auf und sah sich im Raum um. »Wo ist …? Wo sind die Männer?«
Breane beantwortete die ungestellte Frage in nüchtern-spöttischem Tonfall. »Tallanvor wollte sehen, was er herausfinden kann.« Sie stemmte die Fäuste in die Hüften, und ihre Miene wurde todernst. »Lamgwin ist mit ihm gegangen, und Meister Gill ebenfalls. Was habt Ihr herausgefunden? Wer sind diese … Seanchaner? « Sie sprach den Namen merkwürdig aus und runzelte dabei die Stirn. »So viel haben wir schon selbst gehört.« Sie gab vor, Linis scharfen Blick nicht zu bemerken. »Was sollen wir jetzt tun, Morgase?«
Morgase trat zwischen den Frauen hindurch zum nächstgelegenen Fenster. Es war nicht so schmal wie jene im Empfangsraum und führte auf den zwanzig Fuß oder noch tiefer gelegenen gepflasterten Hof hinaus. Eine mutlose Kolonne kahlköpfiger, wirrer
Weitere Kostenlose Bücher