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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Händen fortschaufeln, oder … Sie tastete sich höher. Noch mehr Schlamm. Zunehmend entsetzt, tastete sie den Spalt von unten nach oben ab und dann, weil sie sich weigerte, es zu glauben, noch einmal von oben nach unten. Schlamm, massiver schmieriger Schlamm vor der ganzen Tür.
    Als sie wieder in die Luftblase auftauchte, ergriff sie den Rand des Sitzes über ihr und hängte sich daran, während sie nach Atem rang und ihr Herz wild pochte. Die Luft fühlte sich … dichter an.
    »Ich werde nicht hier sterben«, murrte sie. »Ich werde nicht hier sterben!«
    Sie hämmerte mit der Faust gegen den Sitz, bis sie spürte, dass die Hand blau wurde, und rang nach dem Zorn, der es ihr ermöglichen würde, die Macht zu lenken. Sie würde nicht sterben. Nicht hier. Allein. Niemand würde wissen, wo sie gestorben war. Kein Grab, nur ein auf dem Grund des Flusses verwesender Körper. Ihr Arm sank leblos herab. Sie rang nach Atem. Schwarze und silberne Flecken tanzten vor ihren Augen. Sie schien durch eine Röhre zu blicken. Kein Zorn, wurde ihr undeutlich bewusst. Sie versuchte, nach Saidar zu greifen, aber ohne im Geringsten daran zu glauben, dass sie es jetzt berühren würde. Sie würde hier sterben. Keine Hoffnung. Kein Lan. Und als die Hoffnung schwand, tat sie etwas, was sie noch niemals zuvor in ihrem Leben getan hatte. Sie ergab sich vollkommen.
    Saidar durchströmte sie, erfüllte sie.
    Sie war sich nur halbwegs des Umstands bewusst, dass sich das Holz über ihr plötzlich nach außen wölbte und barst. Sie trieb in einem Strom von Luftblasen aufwärts, durch das Loch im Rumpf in die Dunkelheit. Ihr kam vage zu Bewusstsein, dass sie etwas tun sollte. Sie konnte sich auch beinahe daran erinnern. Ja. Sie bewegte schwach die Füße. Sie versuchte, mit den Armen Schwimmbewegungen auszuführen. Aber sie trieb anscheinend einfach dahin.
    Etwas ergriff ihr Gewand, und sie wurde beim Gedanken an Haie, Löwenfische und nur das Licht wusste, was diese schwarzen Tiefen sonst noch bevölkern mochte, von Entsetzen gepackt. Ein Funke Bewusstsein sprach von der Macht, aber sie schlug verzweifelt mit Fäusten und Füßen um sich und spürte, wie ihre Knöchel auf etwas Festes auftrafen. Leider schrie sie auch – oder versuchte es zumindest. Sie schluckte viel Wasser, wodurch ihr Schrei, Saidar und beinahe auch ihr restliches Bewusstsein erstickt wurden.
    Etwas ruckte an ihrem Zopf, dann erneut, und sie wurde gezogen … irgendwohin. Sie war nicht mehr ausreichend bei Bewusstsein, um sich zu wehren oder auch große Angst zu haben, gefressen zu werden.
    Plötzlich stieß ihr Kopf durch die Wasseroberfläche. Hände umfassten sie von hinten – Hände, kein Hai – und drückten auf fast vertraute Art gegen ihre Rippen. Sie hustete – Wasser sprühte aus ihrer Nase – und hustete qualvoll erneut. Dann atmete sie zitternd ein. Sie hatte noch niemals in ihrem Leben etwas so Liebliches geschmeckt.
    Eine Hand wölbte sich um ihr Kinn, und plötzlich wurde sie erneut gezogen. Mattigkeit vereinnahmte sie. Sie konnte nur auf dem Rücken treiben und atmen und in den Himmel hinaufblicken. So blau. So wunderschön. Ihre Augen brannten nicht nur vom Salzwasser.
    Und dann wurde sie an der Seite eines Bootes hochgezogen, eine raue Hand unter ihrem Gesäß schob sie höher, bis zwei schlaksige Burschen mit Messingohrringen hinabgreifen und sie an Bord ziehen konnten. Sie halfen ihr, einen oder zwei Schritte zu gehen, aber sobald sie sie losließen, um ihrem Retter zu helfen, knickten ihre Beine ein.
    Unsicher auf Händen und Knien kauernd, betrachtete sie ausdruckslos ein Schwert und Stiefel und einen grünen Mantel, die jemand auf das Deck geworfen hatte. Sie öffnete den Mund – und befreite sich vom Fluss Elbar. Es war anscheinend der ganze Fluss, einschließlich ihrer Mittagsmahlzeit und ihres Frühstücks. Es hätte sie überhaupt nicht überrascht, auch einige Fische oder ihre Schuhe zu erblicken. Sie wischte sich gerade mit dem Handrücken die Lippen ab, als sie Stimmen vernahm.
    »Geht es meinem Lord gut? Mein Lord war sehr lange unten.«
    »Vergesst mich, Mann«, sagte eine tiefe Stimme. »Holt etwas, um sie einzuhüllen.« Lans Stimme, die sie jede Nacht zu hören träumte.
    Nynaeve unterdrückte mit geweiteten Augen mühsam ein Wimmern. Das Entsetzen, das sie empfunden hatte, als sie geglaubt hatte, sie würde sterben, war nichts im Vergleich zu dem, was sie jetzt blitzartig durchströmte. Nichts! Dies war ein Albtraum. Nicht jetzt!

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