Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
und hielt geduldig die Zügel eines schlanken, grauen Wallachs fest. Aram entfernte sich selten weit von Perrin. Das auf seinem Rücken befestige Schwert verursachte auf seinem grün gestreiften Mantel misstönende Geräusche. Ein zusammengerolltes, um seine Stirn gebundenes Tuch hielt den Schweiß von seinen Augen fern. Perrin hatte früher gedacht, dass Aram für einen Mann fast zu gut aussah. Jedoch hatte sich inzwischen freudlose Dunkelheit in ihm breitgemacht, und er runzelte jetzt sehr häufig die Stirn. »Es ist nicht anständig, Lord Perrin.«
Perrin schob die Gedanken an Faile widerwillig beiseite. Er würde beizeiten eine Lösung finden. Er musste eine Lösung finden. Irgendwie. »Es ist ihre Art, Aram.«
Aram verzog das Gesicht, als wolle er ausspucken. »Nun, es ist keine anständige Art. Es hilft ihnen vermutlich die Kontrolle zu bewahren, aber es ist nicht anständig.«
Natürlich waren hier überall Aiel. Große, zurückhaltende Menschen in Grau und Braun und Grün gekleidet, die nur durch den scharlachroten Tuchstreifen mit der schwarz-weißen Scheibe um ihre Stirn ein wenig Farbe zeigten. Sie nannten sich Siswai’aman . Dieses Wort erweckte manchmal eine Erinnerung in Perrin, als sollte er es kennen. Wenn man einen der Aiel-Männer fragte, tat er so, als rede man Unsinn. Aber andererseits ignorierten sie die Stoffstreifen ebenfalls. Keine Tochter des Speers trug ein scharlachrotes Stirnband. Alle Töchter des Speers, ob weißhaarig oder kaum alt genug, die Mutter zu verlassen, gingen umher und warfen den Siswai’aman herausfordernde Blicke zu, die irgendwie selbstzufrieden wirkten, während die Männer diese Blicke ausdruckslos erwiderten und einen annähernd hungrigen Geruch ausströmten – so wie sie alle rochen, eine Sache der Eifersucht, wenn Perrin sich auch nicht annähernd vorstellen konnte weshalb. Was auch immer es war – es war nicht neu, und es schien nicht sehr wahrscheinlich, dass es zu Handgreiflichkeiten führen würde. Einige der Weisen Frauen befanden sich ebenfalls bei den Wagen, in bauschigen Röcken und weißen Blusen und trotz der Hitze mit ihren dunklen Schultertüchern und glitzernden Armbändern und Halsketten aus Gold und Elfenbein, die ihre einfache Kleidung aufwogen. Einige schienen die Töchter des Speers und die Siswai’aman und andere Erzürnte belustigend zu finden. Aber sie alle – Weise Frauen, Töchter des Speers und Siswai’aman – ignorierten die Shaido auf eine Weise, wie Perrin einen Stuhl oder einen Teppich ignoriert hätte.
Die Aiel hatten gestern ungefähr zweihundert Shaido gefangen genommen, Männer und Töchter des Speers – was nicht viele waren, wenn man die Gesamtzahl bedachte –, die jetzt mehr oder weniger frei umhergingen. Perrin hätte sich erheblich besser gefühlt, wenn sie bewacht worden und bekleidet gewesen wären. Stattdessen holten sie Wasser und machten Besorgungen – nackt wie am Tage ihrer Geburt. Anderen Aiel gegenüber gaben sie sich äußerst sanftmütig. Jedermann sonst, der sie bemerkte, wurde mit einem stolzen und trotzigen Blick bedacht. Perrin versuchte nicht als Einziger, sie nicht zu bemerken, und Aram murrte nicht als Einziger. Ein Großteil der Leute von den zwei Flüssen im Lager tat entweder das eine oder das andere. Einen Großteil der Cairhiener traf fast der Schlag, wann immer sie eine der Shaido erblickten. Die Mayener schüttelten nur die Köpfe, als sei das alles ein Spaß, und machten den Frauen schöne Augen. Sie waren genauso schamlos wie die Aiel.
»Gaul hat es mir erklärt, Aram. Ihr wisst doch, was ein Gai’chain ist. Und Ihr wisst vom Ji’e’toh und dem Dienst für ein Jahr und einen Tag und alledem.« Der andere Mann nickte, was gut war, Perrin wusste selbst nicht viel darüber. Gauls Erklärungen über die Art der Aiel verwirrten ihn häufig nur noch mehr, während Gaul stets alles für offensichtlich hielt. »Nun, Gai’chain dürfen nichts tragen, was vielleicht einer der Algai’d’siswai tragen könnte. Algai’d’siswai bedeutet Speerkämpfer«, fügte er auf Arams verständnislosen Gesichtsausdruck hinzu. Plötzlich bemerkte er, dass er eine der Shaido offen ansah, die in seine Richtung lief, eine große junge Frau mit blondem Haar und trotz langen dünnen Narben auf der Wange und weiteren Narben hübsch. Sehr hübsch und sehr nackt. Er räusperte sich heftig und wandte den Blick gewaltsam ab. Er spürte, wie sein Gesicht glühte. »Wie dem auch sei, darum sind sie, wie sie sind.
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