Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
ich habe gerade einen Handel mit einem Ta’veren abgeschlossen«, sagte sie mit ihrer kühlen, tiefen Stimme. Die Frau konnte Aes Sedai noch lehren, wie man sich rasch wieder fasste. »Aber eines Tages, Meister Cauthon, wenn es dem Licht gefällt, werde ich Euch vernichten.«
Er wusste nicht, was das bedeutete, nur dass es von ihr unerfreulich klang. Er antwortete diplomatisch. »Alles ist möglich, wenn es dem Licht gefällt«, murmelte er. Die Höflichkeit zahlte sich letztendlich aus, obwohl sie beunruhigend hoffnungsvoll lächelte.
Als Mat sich wieder dem übrigen Raum zuwandte, hätte man den ihm gewährten Blicken nach glauben können, er habe neuerdings Hörner und Flügel. »Gibt es noch weitere Einwände?«, fragte er sarkastisch, ohne auf Antworten zu warten. »Das dachte ich mir. In diesem Fall schlage ich vor, dass ihr einen weit von hier entfernten Ort auswählt, damit wir uns auf den Weg machen können, sobald ihr eure Habe gepackt habt.«
Sie debattierten eifrig. Elayne erwähnte Caemlyn und klang dabei zumindest halbwegs ernst, und Careane schlug mehrere abgelegene Dörfer in den Schwarzen Bergen vor, die durch das Wegetor alle gut erreichbar wären. Licht, jeder Ort war durch das Wegetor gut erreichbar. Vandene sprach von Arafel, und Aviendha schlug Rhuidean in der Aiel-Wüste vor, wobei die Meervolk-Frauen umso verdrossener wurden, je weiter die genannten Orte vom Meer entfernt lagen. Alles nur Theater. Das wurde zumindest Mat durch die ungeduldige Art klar, in der Nynaeve sich an ihrem Zopf zu schaffen machte, obwohl eifrig und rasch Vorschläge gemacht wurden.
»Wenn ich etwas sagen dürfte, Aes Sedai?«, schaltete sich Reanne schließlich zaghaft ein. Sie hob sogar eine Hand. »Die Kusinen unterhalten auf der anderen Seite des Flusses, wenige Meilen nördlich, einen Bauernhof. Jedermann weiß, dass er ein Zufluchtsort für Frauen ist, die Zeit zum Nachdenken und Ruhe brauchen, aber niemand verbindet ihn mit uns. Die Gebäude sind groß und behaglich, wenn man länger bleiben muss, und …«
»Ja«, unterbrach Nynaeve sie. »Ja, ich denke, das ist ein guter Vorschlag. Was meinst du, Elayne?«
»Ich denke, es klingt wundervoll, Nynaeve. Ich weiß, dass Renaile es zu schätzen wissen wird, wenn sie in der Nähe des Meeres bleiben kann.« Die anderen fünf Schwestern übertrafen sie noch, indem sie sagten, wie angenehm es klang und wie viel besser als jeder andere Vorschlag.
Mat verdrehte die Augen. Tylin war geübt darin, nicht zu sehen, was vor ihrer Nase lag, aber Renaile schnappte danach wie eine Forelle nach einer Florfliege, was natürlich beabsichtigt gewesen war. Sie sollte aus einem unbestimmten Grund nicht wissen, dass Nynaeve und Elayne alles schon zuvor geregelt hatten. Sie führte die übrigen Meervolk-Frauen hinaus, um ihre mitgebrachte Habe zu packen, bevor Nynaeve und Elayne ihre Meinung ändern konnten.
Die beiden wären Merilille und den anderen Aes Sedai gefolgt, aber er winkte sie mit einer Handbewegung heran. Sie wechselten Blicke – er hätte eine Stunde gebraucht, um auszudrücken, was diese Blicke enthielten –, woraufhin sie, worüber er einigermaßen überrascht war, zu ihm kamen. Aviendha und Birgitte beobachteten sie von der Tür und Tylin von ihrem Stuhl aus.
»Es tut mir sehr leid, dass wir dich benutzt haben«, sagte Elayne, bevor er ein Wort äußern konnte. Sie lächelte ihn mit diesen Grübchen an. »Wir hatten unsere Gründe, Mat, das musst du uns glauben.«
»Die du nicht erfahren musst«, wandte Nynaeve schroff ein und warf ihren Zopf mit einer gekonnten Kopfbewegung wieder über die Schulter, sodass der Goldring auf ihrem Busen hüpfte. Lan musste verrückt sein. »Ich muss sagen, ich hätte niemals erwartet, dass du tun würdest, was du getan hast. Was, um alles in der Welt, hat dich auf die Idee gebracht zu versuchen, sie einzuschüchtern ? Du hättest alles verderben können.«
»Was wäre das Leben, wenn man nicht hin und wieder etwas wagte?«, meinte er vergnügt. Wenn sie dachten, es sei geplant und nicht ein spontaner Ausbruch gewesen, sollte es ihm recht sein. Aber sie hatten ihn erneut benutzt, ohne ihm etwas davon zu sagen, und dafür wollte er ein wenig entschädigt werden. »Wenn ihr das nächste Mal einen Handel mit dem Meervolk abschließen müsst, lasst mich es für euch übernehmen. Dann wird es vielleicht nicht so schlimm wie beim letzten Mal.« Nynaeves leicht gerötete Wangen zeigten ihm, dass er genau ins Schwarze getroffen
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