Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
hatte, die vor einer Taverne stand – Maylin war Schenkmädchen im Alten Schaf , aber ihre einzige Aufgabe schien darin zu bestehen, vor der Tür zu stehen, um Gäste anzulocken, was ihr sicherlich gelang –, sagte ihm, dass am Morgen ein Kampf stattgefunden hätte, in den Cordese-Hügeln westlich der Stadt, wie sie glaubte. Oder vielleicht in den Rhannoh-Hügeln auf der anderen Seite der Bucht. Oder vielleicht … Bemerkenswert hübsch war Maylin, aber nicht sehr klug. Olver hätte sie vielleicht stundenlang betrachtet, solange sie nicht den Mund geöffnet hätte. Aber sie konnte sich nicht daran erinnern, einen Jungen in einer … Was hatte er noch gesagt, welche Farbe der Mantel hatte? Mat hörte von Aufruhr und Kämpfen, er hörte von ausreichend vielen seltsamen Wesen am Himmel oder in den Hügeln, um die Große Fäule zu bevölkern. Er hörte, dass der Wiedergeborene Drache mit Tausenden von Männern, welche die Macht lenken konnten, auf die Stadt herniederkommen würde, dass die Aiel kämen, ein Heer von Aes Sedai – nein, es war ein Heer Weißmäntel –, dass Pedron Niall tot sei und die Kinder ihn rächen wollten, wobei aber nicht ganz klar war, warum in Ebou Dar. Bei all diesen umgehenden Gerüchten hätte man glauben können, die Stadt wäre vollkommen in Panik, aber tatsächlich glaubten selbst jene, die eine Geschichte erzählten, sie üblicherweise nur halbwegs. So hörte er allen möglichen Unsinn, aber kein Wort über einen Jungen in einem roten Mantel.
Wenige Straßen vom Fluss entfernt hörte er den ersten Donner, ein gewaltiges hohles Dröhnen, das vom Meer heranzurollen schien. Menschen schauten neugierig in den wolkenlosen Himmel, kratzten sich den Kopf und wandten sich wieder ihrer Beschäftigung zu. Mat tat es ihnen gleich und befragte jeden Verkäufer von Süßigkeiten oder Obst, dem er begegnete, und jede hübsche Fußgängerin. Alles vergeblich. Er erreichte den langen Steinkai, der die gesamte Länge der Flussseite der Stadt entlang verlief, hielt inne und betrachtete die grauen, sich in den Fluss erstreckenden Docks und die an ihnen vertäuten Schiffe. Der Wind blies stark, ließ die Schiffe an ihren Halteseilen zerren und sich, trotz der als Puffer dazwischenhängenden, mit Baumwolle gefüllten Säcke, an den Steindocks reiben. Anders als Pferde interessierten Schiffe Olver außer als Beförderungsmittel von einem Ort zum anderen nicht, und Schiffe waren in Ebou Dar Männersache, auch wenn das für ihre Ladung häufig nicht galt, Frauen an diesen Docks waren entweder Kauffrauen, die ein Auge auf ihre Waren hielten oder Mitglieder der Gilde der Schauerleute, und hier gäbe es keine Süßigkeitenverkäufer.
Mat wollte sich gerade abwenden, als er erkannte, dass sich niemand mehr regte. Normalerweise herrschte auf den Docks geschäftiges Treiben, und doch standen die Besatzungsmitglieder auf jedem in Sichtweite befindlichen Schiff an der Reling oder waren in die Takelage geklettert, um auf die Bucht hinauszublicken. Fässer und Lattenkisten standen verwaist, während sich Männer mit nacktem Oberkörper und drahtige Frauen in grünen Lederwesten am Ende der Docks versammelt hatten, um zwischen den Schiffen hindurch gen Süden, in Richtung des Donners zu blicken. In dieser Richtung stieg schwarzer Rauch in dicken, hoch aufragenden Säulen auf, die sich durch den Wind scharf nach Norden bogen.
Mat zögerte einen Moment und trottete dann auf das nächstgelegene Dock hinaus. Zuerst verstellten die südlich daran vertäuten Schiffe die Sicht auf den Fluss. Durch den Verlauf der Küstenlinie ragte jedoch jedes Dock weiter hinaus als das Nächste. Nachdem Mat die murmelnde Menschenmenge am Ende des Docks erreicht hatte, bot der breite Fluss offene Sicht über das aufgewühlte grüne Wasser auf die bewegte Bucht hinaus.
Mindestens zwei Dutzend Schiffe brannten auf der weiten Fläche der Bucht aus, vielleicht sogar mehr, von einem Ende zum anderen von Flammen vereinnahmt. Eine Anzahl anderer war bereits langsam abgesackt, sodass nur noch Bug oder Heck übers Wasser ragten, bis der Rest dann ebenfalls hinabglitt. Noch während Mat hinsah, brach der Bug eines großen Zweimasters mit einem großen rot-blau-goldenen Banner, dem Banner von Altara, plötzlich mit lautem Dröhnen auseinander, ein donnergleiches Dröhnen, und sich rasch verdichtende Rauchfäden wehten auf dem Wind, während das Schiff zu sinken begann. Hunderte von Schiffen waren im Aufbruch, jedes Schiff in der Bucht, Klipper und
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