Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Faolain den Umhang wieder umlegen, was die dunkle junge Frau vorsichtig tat. »Ihr werdet daran denken, es mich wissen zu lassen, wenn Ihr es erwägt, Mutter?« Es war eigentlich keine Frage.
»Ich werde ernsthaft darüber nachdenken«, belehrte Egwene sie. Was nicht bedeuten sollte, dass sie ihre Gedanken mitteilen würde. Sie wünschte, sie hätte auch nur eine vage Vorstellung von der Antwort. Ihr war bekannt, dass die Atha’an Miere Rand für ihren prophezeiten Coramoor hielten, obwohl der Saal es nicht wusste, aber was er von ihnen wollte – oder sie von ihm – konnte sie sich nicht annähernd vorstellen. Nach Elaynes Worten hatten die bei ihnen befindlichen Angehörigen des Meervolks auch keinen Hinweis darauf. Oder zumindest behaupteten sie es. Egwene wünschte fast, es befänden sich eine Handvoll der Schwestern im Lager, die von den Atha’an Miere gekommen waren. Jene Windsucherinnen würden auf die eine oder andere Art Probleme verursachen.
Auf ein Zeichen von Romanda hin sprang Theodrin wie aufgescheucht mit dem Umhang der Sitzenden vor. Romandas Miene nach zu urteilen, war sie über Lelaines Wiederherstellung nicht erfreut. »Ihr werdet daran denken, Merilille zu sagen, dass ich mit ihr zu sprechen wünsche, Mutter«, sagte sie, und das war keineswegs eine Frage.
Einen kurzen Augenblick standen die beiden Sitzenden da und sahen einander an, wobei sie Egwene in ihrer gegenseitigen Erbitterung erneut vergaßen. Sie gingen ohne ein Wort zu ihr, fast um Vorrang ringend, bevor Romanda zuerst hinausglitt und Theodrin ihr auf dem Fuße folgte. Lelaine bleckte die Zähne und schob Faolain vor sich aus dem Zelt.
Siuan stieß einen tiefen Seufzer aus und versuchte nicht, ihre Erleichterung zu verbergen.
»Wenn Ihr erlaubt, Mutter«, knurrte Egwene spöttisch. »Wenn es Euch recht ist, Mutter. Ihr dürft gehen, Töchter.« Sie atmete tief aus und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, der sie augenblicklich auf den Teppich schickte. Sie richtete sich langsam wieder auf, glättete energisch ihre Röcke und rückte die Stola zurecht. Es war zumindest nicht vor jenen zwei Frauen passiert. »Geht und besorgt etwas zu essen, Siuan. Wir haben noch einen langen Tag vor uns.«
»Einige Stürze schmerzen weniger als andere«, sagte Siuan wie zu sich selbst, bevor sie gebückt das Zelt verließ. Es war gut, dass sie so schnell ging, denn andernfalls hätte Egwene sie vielleicht gescholten.
Sie kehrte jedoch bald zurück, und sie aßen harte Brötchen und Linseneintopf mit harten Karotten und Fleischstücken, die Egwene nicht näher betrachtete. Es gab nur wenige Unterbrechungen oder Belästigungen, während deren sie schwiegen und die Berichte zu studieren vorgaben. Chesa kam, um das Tablett fortzuräumen, und später noch einmal, um neue Kerzen aufzustellen, wobei sie grollte, was ihr nicht ähnlichsah.
»Wer hätte erwartet, dass Selame auch davonziehen würde?«, murrte sie halbwegs zu sich selbst. »Vermutlich hat sie sich mit den Soldaten eingelassen. Diese Halima übt einen schlechten Einfluss aus.«
Ein hagerer junger Bursche mit tropfender Nase entfernte die bereits erkaltete Asche in den Kohlenpfannen und brachte neue Kohlen – der Amyrlin wurde mehr Wärme zugestanden als den meisten anderen, aber auch das war nicht viel –, wobei er über seine eigenen Stiefel stolperte und Egwene auf eine Art anstarrte, die nach den beiden Sitzenden als recht angenehm bezeichnet werden musste. Sheriam tauchte auf, um nachzufragen, ob Egwene noch irgendwelche weiteren Anweisungen habe, und schien dann bleiben zu wollen. Vielleicht machten sie die wenigen Geheimnisse, die sie kannte, nervös. Zumindest ließ sie ihre Blicke unbehaglich schweifen.
Das war alles, und Egwene war sich nicht sicher, ob es nur so war, weil niemand die Amyrlin grundlos störte, oder weil alle wussten, dass die wahren Entscheidungen im Saal getroffen wurden.
»Ich weiß nichts von diesem Bericht über Soldaten, die westwärts aus Kandor hinausziehen«, sagte Siuan, sobald sich der Zelteingang hinter Sheriam geschlossen hatte. »Es gibt nur diesen einen Bericht, und Grenzbewohner entfernen sich selten weit von der Großen Fäule, aber das weiß jeder Narr, sodass es wohl kaum die Art Geschichte ist, die jemand erfinden würde.« Sie las jetzt nichts ab.
Siuan hatte es bislang geschafft, das Netzwerk der Augen-und-Ohren der Amyrlin sehr sorgfältig unter Kontrolle zu halten, und Berichte, Gerüchte und Geschwätz flossen ihr in beständigem
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