Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
behinderten und Morast Gerüchte fast zum Stocken brachte. Auf der Suche konnten die Asha’man ohne es zu merken in einer Meile Entfernung an ihrer Beute vorbeigelangen, und wenn sie schließlich zurückkehrten, waren die Gesuchten bereits weitergezogen. Einige mussten sich auf der Suche nach Menschen, die nicht gefunden werden wollten, weiter fortbegeben. Tage vergingen, bevor die ersten Asha’man Neuigkeiten brachten.
Der Hochlord Sunamon schloss sich Weiramon an; er war ein dicker Mann mit salbungsvoller Art – zumindest Rand gegenüber. In seinem edlen Seidenmantel vornehm gekleidet und stets lächelnd, beteuerte er eloquent seine Treue, aber er intrigierte schon so lange gegen Rand, dass er es wahrscheinlich auch bereits im Schlaf tat. Der Hochlord Torean nahte mit dem plumpen Gesicht eines Bauern und seinem gewaltigen Reichtum heran und stammelte etwas über die Ehre, erneut an der Seite des Lord Drache reiten zu dürfen. Gold interessierte Torean mehr als alles andere, außer vielleicht die Privilegien, die Rand den Adligen in Tear genommen hatte. Er schien besonders entsetzt, als er erfuhr, dass es keine Dienerinnen im Lager gab und nicht einmal ein Dorf in der Nähe war, in dem man vielleicht willfährige Bauerntöchter finden könnte. Torean hatte ebenso häufig wie Sunamon gegen Rand intrigiert, vielleicht sogar häufiger als Gueyam oder Maraconn oder Aracome.
Es gab noch andere. Da war Bertome Saighan, ein kleiner, auf raue Art ansehnlicher Mann, dessen Schädel vorn rasiert war. Er betrauerte den Tod seiner Cousine Colavaere vermutlich nicht allzu sehr, da ihn das zum neuen Hohen Herren des Hauses Saighan machte. Gerüchte besagten, dass Rand sie ermordet hätte. Bertome verbeugte sich und lächelte, aber sein Lächeln schloss seine dunklen Augen nicht mit ein. Einige behaupteten, er hätte seine Cousine sehr gemocht. Auch Ailil Riatin kam, eine schlanke, würdevolle Frau mit großen dunklen Augen, nicht mehr jung, aber noch recht hübsch, die beteuerte, sie hege nicht den Wunsch, am Feldzug persönlich teilzunehmen, vielmehr habe sie jemand anderen mit dieser Aufgabe betraut. Sie gelobte dem Lord Drache ihre Treue, obwohl ihr Bruder Toram den von Rand für Elayne vorgesehenen Thron beanspruchte und hinter vorgehaltener Hand Gerüchte kursierten, dass sie alles für Toram tun würde, absolut alles. Sie würde sich sogar mit seinen Feinden verbünden – natürlich um sie behindern oder ausspionieren oder beides tun zu können. Dalthanes Annallin kam und Amondrid Osiellin und Doressin Chuliandred ebenfalls, Lords, die Colavaeres Übernahme des Sonnenthrons unterstützt hatten, als sie glaubten, Rand würde niemals nach Cairhien zurückkehren.
Cairhiener und Tairener stießen nacheinander mit fünfzig oder höchstens hundert Gefolgsleuten hinzu. Männer und Frauen, denen er noch weniger vertraute als Gregorin oder Semaradrid. Die meisten waren Männer, jedoch nicht, weil er Frauen für weniger gefährlich hielt – er war kein solch großer Narr; eine Frau konnte einen doppelt so schnell töten wie ein Mann und üblicherweise aus einem nur halb so einleuchtenden Grund! –, sondern weil er sich nicht dazu bringen konnte, irgendeine Frau außer den kampferprobtesten dorthin mitzunehmen, wohin er ginge. Ailil konnte herzlich lächeln, während sie erwog, an welcher Stelle sie einem den Dolch in die Rippen stoßen wollte. Anaiyella, eine geschmeidige, einfältig lächelnde Hochdame, war aus Cairhien nach Tear zurückgekehrt und hatte offen von sich selbst als Anwärterin auf den noch nicht existierenden Thron von Tear gesprochen. Vielleicht war sie eine Törin, aber es war ihr gelungen, reichlich Unterstützung zu erlangen, sowohl unter den Adligen als auch auf den Straßen.
So versammelte er all jene, die seinen Blicken zu lange entschwunden waren. Er konnte sie nicht alle gleichzeitig im Auge behalten, aber er konnte es sich nicht leisten, sie vergessen zu lassen, dass er sie tatsächlich manchmal beobachtete. Er versammelte sie und wartete ab. Es wurden acht Tage.
Regen trommelte in einem schwächer werdenden Rhythmus auf das Zeltdach, als der letzte Mann, den er erwartete, schließlich eintraf.
Davram Bashere schüttelte Wassertropfen von seinem Regenumhang, blies angewidert gegen seinen dichten, von Grau durchzogenen Schnurrbart und warf den Umhang über einen Lehnstuhl mit hoher runder Lehne. Der kleine Mann mit einer großen Hakennase schien kompakter, als er war. Nicht weil er etwas vorgab,
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