Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Stahlscheiben aufgenäht waren, bewaffnet mit Bogen, Armbrüsten oder Speeren und sogar einigen wenigen Langspießen, sowie weitere der Burschen, die ›Lord Brends‹ Ruf gefolgt waren und sich dagegen entschieden hatten, unbewaffnet nach Hause zurückzukehren. Ihr Anführer war der Mann, mit dem Rand am Waldrand gesprochen hatte, Eagan Padros genannt und weitaus klüger, als es den Anschein hatte. Es war meistenorts für einen Bürgerlichen schwer, sehr weit aufzusteigen, aber Rand hatte Padros ausersehen. Der Bursche versammelte seine Leute auf einer Seite, die aber keine Ordnung hielten und einander mit den Ellbogen beiseitedrängten, um besser südwärts schauen zu können.
Der Damm des Nordsterns erstreckte sich pfeilgerade durch Meilen braunen Sumpflands um Illian, eine breite Straße festgetretener Erde, die nur von flachen Steinbrücken unterbrochen wurde. Der Südwind trug den Geruch von Meersalz und einem Hauch Gerberei heran. Illian war eine weitläufig angelegte Stadt und ebenso groß wie Caemlyn oder Cairhien. Bunte Dachziegel und Hunderte hoch aufragender Türme, die in der Sonne schimmerten, waren über das Meer aus Schilf und Gras, in dem langbeinige Kraniche umherstelzten und über dem Scharen weißer Vögel im Tiefflug schrille Schreie ausstießen, gerade eben zu sehen. Illian hatte niemals Mauern gebraucht, und gegen Rand hätten sie ohnehin nichts genützt.
Es herrschte allgemeine Enttäuschung, dass er Illian nicht betreten wollte, obwohl sich in seiner Hörweite niemand darüber beklagte. Dennoch gab es viele unzufriedene Gesichter und verärgertes Murren, während eilig Lager errichtet wurden. Wie die meisten großen Städte war auch Illian für fremdartige Zünfte, freigebige Schenkmädchen und willige Frauen bekannt. Zumindest unter den Männern, die noch niemals dort gewesen waren, auch wenn es ihre eigene Hauptstadt war. Unwissen steigerte den Ruf einer Stadt für solche Verheißungen stets noch. Aber nur Morr galoppierte über den Damm davon. Die Männer, die gerade Zeltpfähle in die Erde rammten oder Pflockleinen für die Pferde befestigten, richteten sich auf und sahen ihm neiderfüllt nach. Adlige beobachteten ihn neugierig, obwohl sie vorzugeben versuchten, dies nicht zu tun.
Die Asha’man bei Gedwyn beachteten Morr nicht, während sie ihr eigenes Lager errichteten, das aus einem pechschwarzen Zelt für Gedwyn und Rochaid und einer Fläche bestand, auf der feuchtes braunes Gras und Schlamm selbstverständlich mit der Macht flach und trocken gepresst wurden und wo die übrigen Männer in ihre Umhänge gehüllt schlafen würden. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, Herdfeuer ohne die Macht aufzuschichten. Einige wenige aus den anderen Lagern beobachteten mit großen Augen, wie sich das Zelt wie von Geisterhand aufstellte und Haltegurte von Packsätteln flogen, aber die meisten schauten woandershin, wenn sie erkannten, was vor sich ging. Zwei oder drei der Soldaten in den schwarzen Mänteln führten anscheinend Selbstgespräche.
Flinn und die Übrigen schlossen sich Gedwyns Gruppe nicht an – sie hatten zwei Zelte in der Nähe von Rands Zelt errichtet –, aber Dashiva ging zu der Stelle, wo der ›Beherrscher des Sturms‹ und der ›Beherrscher des Angriffs‹ müßig herumstanden und barsch Befehle ausgaben. Ein kurzer Wortwechsel, und er ging kopfschüttelnd und ärgerlich vor sich hin murmelnd wieder zurück. Gedwyn und Rochaid waren keine freundlichen Menschen.
Rand zog sich in sein Zelt zurück, sobald es aufgeschlagen war, legte sich vollkommen angekleidet auf sein Feldbett und starrte an die schräge Decke. Hopwil brachte ihm einen dampfenden Zinnkrug mit Glühwein – Rand hatte seine Diener zurückgelassen –, aber der Wein wurde auf seinem Schreibtisch kalt. Sein Verstand arbeitete fieberhaft. Noch zwei oder drei Tage, und die Seanchaner würden einen herben Schlag erleiden. Dann ginge es zurück nach Cairhien, um nachzusehen, wieweit die Verhandlungen mit dem Meervolk gediehen waren. Außerdem wollte er erfahren, was Cadsuane vorhatte – zwar schuldete er ihr etwas, aber sie hatte ihre eigenen Pläne! Vielleicht gelang es ihm, den Aufstand in Cairhien endgültig zu beenden. Waren Caraline Damodred und Darlin Sisnera in der allgemeinen Verwirrung entkommen? Den Hochlord Darlin in seiner Gewalt zu haben könnte auch das Ende des Aufstands in Tear bedeuten. Bliebe noch Andor. Wenn Mat und Elayne in Murandy waren, wie es den Anschein hatte, würde es bestenfalls
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