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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bedeckt und den Mantel zerrissen. Sein Gesicht war versteinert. Er beobachtete Fedwin, ohne einmal zu blinzeln. Der Junge saß ebenfalls auf dem Boden, die Beine von sich gestreckt. Die Zunge zwischen den Zähnen, konzentrierte er sich darauf, aus Holzklötzen einen Turm zu bauen. Min schluckte schwer.
    Sie konnte sich noch immer an den Schrecken erinnern, als sie erkannte, dass der Junge, der sie ›beschützte‹, jetzt den Geist eines Kleinkinds besaß. Auch die Traurigkeit war geblieben – Licht, er war nur ein Junge! Es war nicht richtig! –, aber sie hoffte, dass Rand ihn noch immer abschirmte. Es war nicht leicht gewesen, Fedwin dazu zu bringen, mit diesen Holzklötzen zu spielen, anstatt mit der Macht Steine aus den Wänden zu ziehen, um einen ›großen Turm zu Eurem Schutz‹ zu bauen. Und dann hatte sie dagesessen und ihn beschützt, bis Rand kam. Oh, Licht, sie verspürte das Verlangen zu weinen. Noch mehr um Rand als um Fedwin.
    »Ihr verbergt Euch anscheinend in den Tiefen.«
    Die dunkle Stimme im Eingang hatte noch nicht geendet, als Rand auch schon aufgesprungen war und Mazrim Taim gegenüberstand. Der Mann mit der Hakennase trug wie stets einen schwarzen Mantel mit blau-goldenen Drachen auf den Ärmeln. Anders als die Asha’man trug er weder Schwert noch Drachen an seinem hohen Kragen. Sein dunkles Gesicht war fast ebenso ausdruckslos wie Rands. Als Rand ihn ansah, schien er mit den Zähnen zu knirschen. Min befreite verstohlen einen Dolch aus ihrem Ärmel. Um beide Männer tanzten gleich viele Bilder und Auren, aber es war keine Vision, die sie plötzlich vorsichtig werden ließ. Sie hatte schon früher gesehen, wie ein Mann zu entscheiden versuchte, ob er einen anderen Mann töten sollte, und jetzt sah sie es wieder.
    »Ihr kommt hierher und haltet Saidin fest, Taim?«, fragte Rand viel zu sanft. Taim spreizte die Hände, und Rand sagte: »So ist es besser.« Aber er entspannte sich nicht.
    »Ich befürchtete nur, ich könnte versehentlich erstochen werden«, sagte Taim entschuldigend, »wenn ich durch Gänge hier herabsteige, die voller Aiel-Frauen sind. Sie scheinen ziemlich aufgebracht.« Sein Blick ließ Rand nicht los, aber Min war sich sicher, dass er bemerkt hatte, wie sie ihren Dolch berührte. »Was natürlich verständlich ist«, fuhr er glatt fort. »Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Euch lebend vorzufinden, nachdem ich gesehen habe, was oben geschehen ist. Ich bin gekommen, um Deserteure zu melden. Normalerweise hätte ich mir die Mühe nicht gemacht, aber es handelt sich um Gedwyn, Rochaid, Torval und Kisman. Sie waren wohl wegen der Ereignisse in Altara verstimmt, aber ich hätte niemals gedacht, dass sie so weit gehen würden. Ich habe keinen der Männer gesehen, die ich bei Euch ließ.« Sein Blick zuckte einen Moment zu Fedwin. Nur einen Moment. »Es gab noch … andere … Verluste? Ich nehme den da mit, wenn Ihr wollt.«
    »Ich habe den Männern befohlen, außer Sicht zu bleiben«, sagte Rand barsch. »Und ich werde mich selbst um Fedwin kümmern. Sein Name ist Fedwin Morr, Taim – nicht ›der da‹.« Er ging rückwärts zum Tisch und nahm den zwischen den Lampen stehenden Silberbecher auf. Min hielt den Atem an.
    »Die Dorfseherin in meinem Dorf konnte alles Heilen«, sagte Rand, während er sich neben Fedwin kniete. Irgendwie gelang es ihm, dem Jungen zuzulächeln, ohne Taim aus den Augen zu lassen. Fedwin erwiderte sein Lächeln glücklich und wollte den Becher nehmen, aber Rand hielt ihn ihm selbst an die Lippen. »Sie weiß mehr über Kräuter als sonst jemand, dem ich jemals begegnet bin. Ich habe ein wenig darüber von ihr gelernt – welche Kräuter harmlos sind und welche nicht.« Fedwin seufzte, als Rand den Becher fortnahm und den Jungen an seiner Brust barg. »Schlaf, Fedwin«, murmelte Rand.
    Es schien, als schliefe der Junge wirklich ein. Seine Augen fielen zu, und seine Brust hob und senkte sich langsamer. Noch langsamer. Bis es aufhörte. Sein Lächeln verweilte.
    »Es war etwas im Wein«, sagte Rand sanft, während er Fedwin hinlegte. Mins Augen brannten, aber sie würde nicht weinen. Sie würde es nicht tun!
    »Ihr seid härter, als ich dachte«, murrte Taim.
    Rand lächelte ihn mit festem, wildem Blick an. »Fügt Corlan Dashiva Eurer Liste der Deserteure hinzu, Taim. Wenn ich die Schwarze Burg das nächste Mal besuche, erwarte ich, seinen Kopf an Eurem Verräterbaum zu sehen.«
    »Dashiva?«, wiederholte Taim mit überrascht geweiteten

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