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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kaum merklich den Kopf und zuckte mit den Achseln. Baldhere verdrehte ungehalten die Augen. Ethenielle hatte nicht wirklich gehofft, Tenobia würde letztendlich beschließen fernzubleiben, aber das Mädchen würde gewiss Schwierigkeiten machen.
    Die Saldaeaner waren ein seltsamer Menschenschlag – Ethenielle hatte sich oftmals gefragt, wie ihre Schwester Einone es schaffte, eine solch gute Ehe mit einem weiteren Onkel Tenobias zu führen –, aber Tenobia trieb diese Seltsamkeit auf die Spitze. Man erwartete von jedem Saldaeaner auffälliges Verhalten, aber Tenobia genoss es, Domani vor den Kopf zu stoßen und Altarener langweilig erscheinen zu lassen. Das Temperament der Saldaeaner war legendär, aber ihres glich einem verheerenden Feuer bei Sturm, und man konnte niemals vorhersagen, was den Funken auslöste. Ethenielle mochte nicht einmal daran denken, die Frau gegen ihren Willen Vernunftgründen zugänglich machen zu wollen. Nur Davram Bashere hatte dies bisher erreichen können. Und dann war da noch die Frage der Heirat.
    Tenobia war noch jung, wenn auch Jahre über das Alter hinaus, in dem sie hätte heiraten sollen – die Eheschließung war für jedes Mitglied eines Herrscherhauses eine Pflicht und umso mehr für den Herrscher selbst, da Bündnisse geschlossen und Erben hervorgebracht werden mussten –, aber Ethenielle hatte das Mädchen niemals für einen ihrer eigenen Söhne in Erwägung gezogen. Tenobias Ansprüche an einen Ehemann umfassten sämtliche Erwartungen an alle anderen um sie herum. Er musste in der Lage sein, sich einem Dutzend Myrddraal zu stellen und sie zu töten – während er gleichzeitig die Laute spielte und Gedichte schrieb. Er musste in der Lage sein, Gelehrte zu verwirren – während er auf einem Pferd eine steile Klippe hinabritt. Oder vielleicht hinauf. Natürlich würde er sich ihr beugen müssen – sie war immerhin eine Königin –, nur dass Tenobia hin und wieder von ihm erwarten würde, dass er ignorierte, was auch immer sie sagte, und sie sich gefügig machte. Das Mädchen wollte genau das! Und das Licht helfe ihm, wenn er sie bezwingen wollte, wenn sie Ergebenheit verlangte, oder sich ihr beugte, wenn sie es wiederum anders haben wollte. Sie äußerte nichts von alledem jemals offen, aber jede Frau mit Verstand, die sie über Männer reden hörte, konnte es sich bald zusammenreimen. Tenobia würde als Jungfrau sterben. Was bedeutete, dass ihr Onkel Davram den Thron erben würde, wenn sie ihn nach alledem am Leben ließe, oder ansonsten Davrams Erbe.
    Ein Wort erweckte Ethenielles Aufmerksamkeit und ließ sie sich jäh im Sattel aufrichten. Sie hätte aufpassen sollen. Zu viel stand auf dem Spiel. »Aes Sedai?«, fragte sie scharf. »Was ist mit den Aes Sedai?« Bis auf Paitars Ratgeber waren alle Berater aus der Weißen Burg bei der Nachricht über die Zerwürfnisse in der Burg gegangen, wobei ihre eigene Nianh und Easars Aisling sogar spurlos verschwanden. Wenn Aes Sedai einen Hinweis auf ihre Pläne erhalten hatten … Nun, Aes Sedai hatten stets eigene Pläne. Stets. Sie würde nicht gern feststellen müssen, dass sie ihre Hände in zwei Hornissennester steckte anstatt nur in eines.
    Paitar zuckte mit den Achseln und schien ein wenig verwirrt. Das war bei ihm erstaunlich, denn er ließ sich, ebenso wie Serailla, durch nichts erschüttern. »Ihr habt doch wohl kaum von mir erwartet, dass ich Coladara zurücklasse, Ethenielle«, sagte er besänftigend. »Selbst wenn ich die Vorbereitungen vor ihr hätte geheim halten können.« Das hatte sie tatsächlich nicht erwartet. Seine Lieblingsschwester war eine Aes Sedai, und Kiruna hatte ihn zutiefst für die Burg eingenommen. Ethenielle hatte es nicht erwartet, aber sie hatte es zumindest gehofft. »Coladara hatte Besucher«, fuhr er fort. »Sieben Besucher. Es schien mir vernünftig, sie unter den gegebenen Umständen mitzubringen. Glücklicherweise musste ich sie nicht lange überzeugen. Tatsächlich überhaupt nicht.«
    »Das Licht bescheine und bewahre unsere Seelen«, keuchte Ethenielle und hörte Serailla und Baldhere das Gleiche äußern. »Acht Schwestern, Paitar? Acht?« Die Weiße Burg kannte inzwischen gewiss jeden ihrer beabsichtigten Schritte.
    »Und ich habe noch fünf weitere bei mir«, warf Tenobia beiläufig ein. »Sie begegneten mir, unmittelbar bevor ich Saldaea verließ. Zufällig, dessen bin ich mir sicher. Sie schienen genauso überrascht darüber zu sein wie ich. Als sie erfuhren, was ich vorhatte –

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