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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schimmern –, einige trugen Körbe und andere Eimer oder große weiße Bündel mit Wäsche. Eine Frau hielt zwei gebundene Enten an den Füßen in jeder Hand. Adlige und Handwerkerinnen, Bäuerinnen und Bettlerinnen waren hier alle gleichermaßen willkommen, und jede leistete während ihres Aufenthalts ihren Anteil an der anfallenden Arbeit. Aviendha berührte Elaynes Arm und deutete auf die Kuppe eines der Hügel, die wie ein sich zu einer Seite neigender, umgekehrter Trichter aussah. Elayne beschattete ihre Augen mit einer Hand und sah kurz darauf eine Bewegung. Kein Wunder, dass niemand überrascht war. Wächter konnten von dort oben aus jedermann, der sich näherte, schon auf weite Entfernung sehen.
    Eine Frau kam ihnen kurz vor den Gebäuden des Hofes entgegen. Sie war im Stil einer Ebou Dari gekleidet, mit tiefem Halsausschnitt, und ihre dunklen Röcke und die bunten Unterröcke waren ausreichend kurz, dass sie diese wegen des Staubs nicht raffen musste. Sie trug keinen Hochzeitsdolch. Die Regeln der Kusinen verboten eine Heirat, da jede zu viele Geheimnisse bewahren musste.
    »Das ist Alise«, murmelte Reanne und verhielt ihr Pferd zwischen Nynaeve und Elayne. »Sie führt im Moment den Hof. Sie ist sehr gescheit.« Dann fügte sie wie als Nachgedanken noch leiser hinzu: »Alise erträgt Narren nicht leicht.« Als Alise herankam, richtete sich Reanne im Sattel auf und straffte die Schultern, als stünde ihr eine Prüfung bevor.
    Mittelmäßig war der Begriff, der Elayne bei Alises Anblick einfiel, die gewiss nicht dazu bestimmt war, Reanne einzuschüchtern, selbst wenn sie nicht die Älteste des Nähkränzchens gewesen wäre. Mit ihrem geraden Rücken schien Alise in mittlerem Alter zu sein, war weder schlank noch beleibt, weder groß noch klein, und ein wenig Grau sprenkelte ihr dunkelbraunes Haar, das auf sehr zweckmäßige Art mit einem Band zurückgebunden war. Ihr Gesicht war wenig bemerkenswert, wenn auch recht ansehnlich, ein sanftes Gesicht mit einem vielleicht etwas langen Kinn. Als sie Reanne sah, wirkte sie einen Moment überrascht und lächelte dann. Das Lächeln veränderte alles. Es machte sie nicht schön oder auch nur hübsch, aber Elayne fühlte sich dadurch gewärmt, getröstet.
    »Ich habe kaum erwartet, Euch zu sehen … Reanne«, sagte Alise, die bei dem Namen leicht zögerte. Sie war sich offensichtlich nicht sicher, ob sie vor Nynaeve, Elayne und Aviendha Reannes rechtmäßigen Titel benutzen sollte. Sie betrachtete sie rasch, während sie mit leicht tarabonischem Akzent sprach. »Berowin hat uns die Nachricht über die Unruhen in Ebou Dar natürlich überbracht, aber ich dachte nicht, dass es so schlimm wäre, dass Ihr die Stadt verlassen müsstet. Wer sind all diese …« Sie brach ab, und ihre Augen weiteten sich, als sie an ihnen vorbeischaute.
    Elayne blickte zurück und hätte fast einige der ausgewählten Sätze geäußert, die sie verschiedentlich aufgeschnappt hatte – in letzter Zeit hauptsächlich von Mat Cauthon. Sie verstand sie nicht alle, tatsächlich nicht einmal die meisten – niemand wollte ihr jemals erklären, was sie genau bedeuteten –, aber man konnte damit gewisse Gefühle ausdrücken. Die Behüter hatten ihre die Farbe verändernden Umhänge abgelegt, und die Schwestern hatten die Kapuzen ihrer Staubmäntel, wie angewiesen, hochgezogen, sogar Sareitha, die ihr jugendliches Gesicht nicht verbergen musste, aber Careane hatte ihre nicht weit genug hinaufgezogen. Sie umrahmte nur ihre alterslosen Züge. Nicht jeder würde erkennen, was sie sahen, und doch gewiss jedermann, der in der Weißen Burg gewesen war. Careane zog die Kapuze unter Elaynes Blick hastig tiefer, aber der Schaden war bereits entstanden.
    Auch andere auf dem Bauernhof außer Alise besaßen scharfe Augen. »Aes Sedai!«, heulte eine Frau in einem Tonfall auf, als verkünde sie das Ende der Welt. Vielleicht war es das auch – für ihre Welt. Schreie verbreiteten sich rasch wie Staub im Wind. Der Bauernhof wurde zu einem aufgestörten Ameisenhaufen. Hier und dort fielen Frauen in Ohnmacht, aber die meisten rannten wild davon, schrien, ließen fallen, was sie in Händen hielten, stießen gegeneinander, fielen hin und rappelten sich wieder auf, um weiterzulaufen. Flatternde Enten, Hühner und schwarze Ziegen mit kurzen Hörnern liefen wild umher, um nicht überrannt zu werden. Inmitten all dieses Chaos standen einige Frauen und schauten verdutzt drein, eindeutig jene, die ohne Wissen über die

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