Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
niemals ›sehr‹ gesagt. Pah! Wo ist mein Hut hingeraten? Sie glaubt, sie wüsste alles. Ich wette, dass sie das nicht weiß!« Sie stürmte in eine andere Richtung als Alise davon.
Elayne sah ihr verwundert nach. Ihr Hut ? Sie hätte auch gern gewusst, wo ihr eigener Hut hingeraten war – es war ein wunderschöner Hut –, aber wirklich! Vielleicht war Nynaeves Geist dadurch, dass sie in einem Zirkel von Mächtigen gewesen war und dabei ein Angreal benutzt hatte, zeitweilig erschüttert worden. Sie fühlte sich auch selbst ein wenig seltsam, als könnte sie kleine Stücke Saidar aus der Luft um sich herum pflücken. Aber im Moment musste sie sich um andere Dinge kümmern. Wie zum Beispiel, sich zum Aufbruch bereit zu machen, bevor die Seanchaner kamen. Nach allem, was sie in Falme gesehen hatte, könnten sie tatsächlich hundert oder mehr Damane heranbringen, und ausgehend von dem wenigen, was Egwene über ihre Gefangenschaft verlauten ließ, wären die meisten dieser Frauen tatsächlich bereit, dabei zu helfen, andere Frauen an die Leine zu legen. Sie hatte erzählt, dass der Anblick, wie die Damane der Seanchaner mit ihren Sul’dam lachten und sie umschmeichelten, sie am meisten abgestoßen hatte, gut dressierte Hunde mit ihren selbstgefälligen Abrichtern. Einige der in Falme an die Leine gelegten Frauen seien genauso gewesen. Diese Vorstellung ließ Elaynes Blut gefrieren. Sie würde eher sterben als zulassen, dass man sie an die Leine zwang! Und sie würde eher den Verlorenen als den Seanchanern überlassen, was sie gefunden hatte. Sie lief zu der Zisterne, und Aviendha neben ihr keuchte fast ebenso sehr wie sie selbst.
Anscheinend hatte Alise jedoch wirklich an alles gedacht. Die Ter’angreale waren bereits auf den Packpferden verstaut. Die noch nicht durchsuchten Tragkörbe blieben voller durcheinandergerüttelter, noch unbekannter Gegenstände, aber die Tragekörbe, die Aviendha und sie geleert hatten, waren jetzt von groben Säcken Mehl und Salz, Bohnen und Linsen ausgebeult. Eine Handvoll Stallburschen kümmerte sich um die Packpferde, anstatt mit Lasten umherzulaufen. Zweifellos auf Alises Befehl hin. Selbst Birgitte trabte mit einem kläglichen Grinsen auf Anweisungen der Frau davon!
Elayne hob die Segeltuchabdeckungen an, um die Ter’angreale so gut wie möglich zu überprüfen, ohne sie wieder auszupacken. Anscheinend war alles da, ein wenig wahllos in zwei Tragkörbe geworfen, die beide nicht voll waren, aber es war nichts zerbrochen. Natürlich konnte nur etwas der Einen Macht selbst sehr Nahekommendes die meisten Ter’angreale zerbrechen, aber dennoch …
Aviendha setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden und tupfte sich mit einem großen, einfachen Leinentaschentuch, das überhaupt nicht zu ihrem hübschen Seidenreitgewand passte, den Schweiß vom Gesicht. Selbst sie begann Anzeichen von Erschöpfung zu zeigen. »Was murmelst du vor dich hin, Elayne? Du klingst wie Nynaeve. Diese Alise hat uns nur die Mühe erspart, die Gegenstände selbst einzupacken.«
Elayne errötete leicht. Sie hatte nicht laut sprechen wollen. »Ich will einfach nicht, dass jemand damit umgeht, der nicht weiß, was sie bewirken können, Aviendha.« Einige Ter’angreale konnten sogar Menschen, die nicht die Macht lenken konnten, beeinträchtigen, wenn sie falsch handelten, aber in Wahrheit wollte sie, dass niemand sie handhaben sollte. Sie gehörten ihr! Der Saal würde sie nicht einer anderen Schwester übergeben, nur weil sie älter und erfahrener war, oder sie verbergen, weil es zu gefährlich war, Ter’angreale zu untersuchen. Bei so vielen Studienobjekten konnte sie vielleicht endlich herausfinden, wie man Ter’angreale schuf, die immer funktionierten. Es hatte bei Weitem zu viele Misserfolge und halbe Erfolge gegeben. »Sie brauchen jemanden, der weiß, was er tut«, sagte sie und schlug die Segeltuchabdeckung wieder zu.
Der Tumult wurde schneller wieder zur Ordnung, als Elayne erwartet hatte, obwohl auch wieder nicht ganz so schnell, wie sie sich wünschte. Natürlich hätte, wie sie zugeben musste, nur Unverzüglichkeit ihren Wünschen entsprechen können. Sie konnte den Blick nicht vom Himmel lösen und schickte Careane eilig auf den Hügel zurück, um die Strecke nach Ebou Dar zu beobachten. Die stämmige Grüne grollte leise etwas, bevor sie einen Hofknicks vollführte, und sah sogar die umhereilenden Kusinen stirnrunzelnd an, als wollte sie statt ihrer eine von ihnen vorschlagen, aber Elayne
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