Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
muss zu ihm zurückgehen. Verdammt sei der Junge – er ist wegen mir gekommen, und ich muss zurückkehren.«
Elayne schlang die Arme um sich und atmete tief durch. Sie überließ Königin Tylin der Gnade des Lichts. Tylin würde überleben, wenn es möglich war. Aber Mat Cauthon, ihr sehr seltsamer, sehr aufschlussreicher Untertan, ihr unwahrscheinlichster Retter … Er war auch wegen ihr gekommen und bot noch mehr an. Und Thom Merrilin, der liebe Thom, von dem sie manchmal wünschte, dass er sich als ihr richtiger Vater erweisen würde, und das Licht verdamme, was das aus ihrer Mutter machte. Und der Junge, Olver, und Chel Vanin und … Sie musste wie eine Königin denken. Die Rosenkrone ist schwerer als ein Berg, hatte ihre Mutter sie belehrt, und die Pflicht wird dich erdrücken, aber du musst ertragen und tun, was getan werden muss.
»Nein«, sagte sie dann fester. »Nein. Sieh dich an, Nynaeve. Du kannst kaum noch stehen. Selbst wenn wir alle gingen – was könnten wir denn tun? Wie viele der Verlorenen sind dort? Wir würden sterben oder Schlimmeres – und das vollkommen umsonst. Die Verlorenen haben keinen Grund, nach Mat oder anderen zu suchen. Sie werden hinter uns her sein.«
Nynaeve sah sie mit offenem Mund an, die eigensinnige Nynaeve, welcher der Schweiß das Gesicht herablief und deren Beine sie nicht mehr recht trugen. Die wundervolle, tapfere, törichte Nynaeve. »Du meinst also, wir sollten ihn allein lassen, Elayne? Aviendha, rede mit ihr. Erzähl ihr von dieser Ehre, von der du stets sprichst!«
Aviendha zögerte und schüttelte dann den Kopf. Sie war fast so verschwitzt wie Nynaeve und ihren Bewegungen nach zu urteilen auch ebenso erschöpft. »Es gibt Zeiten, in denen man ohne Hoffnung kämpfen muss, Nynaeve, aber Elayne hat recht. Die Schattenseelen werden nicht nach Mat Cauthon suchen. Sie werden hinter uns und der Schale her sein. Mat könnte die Stadt bereits verlassen haben. Wenn wir zurückkehren, riskieren wir, ihnen das zu geben, was unser Werk wieder zunichtemachen könnte. Wo auch immer wir die Schale hinschicken – sie werden uns dazu bringen, ihnen zu sagen, wohin wir sie geschickt haben.«
Nynaeves Gesicht verzerrte sich vor Qual. Elayne wollte sie in die Arme nehmen.
»Schattengezücht!«, schrie jemand, und plötzlich umarmten Frauen auf dem ganzen Hügelkamm Saidar . Feuerkugeln schossen von Merililles, Careanes und Sareithas Händen auf, so schnell sie die Kugeln werfen konnten. Eine riesige, beflügelte, in Flammen eingehüllte Gestalt stürzte vom Himmel, zog öligen, schwarzen Rauch nach sich und fiel geradewegs in den Abgrund.
»Dort ist noch eines!«, rief Kirstian und deutete in die entsprechende Richtung. Ein zweites beflügeltes Wesen, groß wie ein Pferd, stürzte auf den Abgrund zu, die geriffelten Schwingen dreißig Schritte oder noch weiter, den langen Hals vor sich ausgestreckt und der noch längere Schwanz hinter ihm herflatternd. Zwei Gestalten kauerten auf seinem Rücken. Ein Feuersturm regnete hinter ihm herab, am schnellsten von Aviendha und dem Meervolk heraufbeschworen, die ihre Gewebe ohne Wurfbewegung gestalteten. Es war ein solch dichter Feuerhagel, dass es schien, als bilde sich das Feuer aus der Luft. Das Wesen wich hinter den Hügel auf der anderen Seite aus und war verschwunden.
»Haben wir es getötet?«, fragte Sareitha. Ihre Augen schimmerten aufgeregt, und sie atmete heftig.
»Haben wir es überhaupt getroffen?«, grollte eine der Atha’an Miere angewidert.
»Schattengezücht«, murmelte Merilille erstaunt. »Hier! Das beweist zumindest, dass sich die Verlorenen in Ebou Dar befinden.«
»Kein Schattengezücht«, sagte Elayne mit hohler Stimme. Nynaeves Miene war ein Bild der Qual. Sie hatte es auch erkannt. »Sie nennen es Raken . Es sind die Seanchaner. Wir müssen gehen, Nynaeve, und alle Frauen auf dem Bauernhof mit uns nehmen. Ob wir dieses Wesen getötet haben oder nicht – es werden weitere nachfolgen. Jedermann, den wir zurücklassen, wird morgen früh eine Damane -Leine tragen.« Nynaeve nickte zögernd, fast schmerzlich. Elayne glaubte, sie »Oh, Mat« murmeln zu hören.
Renaile kam mit der Schale im Arm heran, die wieder weiß umhüllt war. »Einige unserer Schiffe sind diesen Seanchanern begegnet. Wenn sie sich in Ebou Dar befinden, dann stechen die Schiffe in See. Mein Schiff kämpft um sein Leben, und ich bin nicht an Bord! Wir brechen sofort auf!« Und sie gestaltete genau am Fleck das Gewebe für ein Wegetor.
Es
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