Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
stets in ihrer Nähe, mit der üblichen starren Miene, und wenn jemals ein Mann bereit war, eine Frau aufzufangen, wenn sie fiel, dann war er es. Nynaeve hätte vielleicht selbst mit dem Armband und den Ringen nicht genug Macht heranziehen können, um ein Wegetor zu gestalten. Und was noch wichtiger war – sie war auf dem Bauernhof umhergeeilt, seit sie angekommen waren, während Elayne erhebliche Zeit darauf verwendet hatte, Saidar genau dort festzuhalten, wo sie jetzt standen. Sie kannte diesen Fleck. Nynaeve runzelte verdrießlich die Stirn, als Elayne die Quelle umarmte, aber sie besaß zumindest genug Verstand zu schweigen.
Elayne hatte vom ersten Augenblick an gewünscht, sie hätte die Figur der in ihr Haar gehüllten Frau von Aviendha zurückerbeten. Sie war erschöpft, und alles Saidar , das sie heranziehen konnte, reichte kaum aus, um das Gewebe so zu gestalten, dass es halten würde. Die Stränge bebten in ihrem Griff fast so, als versuchten sie, sich freizuwinden, und dann rückten sie so jäh an ihren Platz, dass sie zusammenzuckte. Die Macht zu lenken, wenn man erschöpft war, war überhaupt nicht so wie sonst, aber dies war das Schlimmste, was sie in dieser Hinsicht je erlebt hatte. Zumindest erschien der vertraute senkrechte Schlitz, wie er sein sollte, und verbreiterte sich direkt an der Zisterne entlang zu einer Öffnung. Eine Öffnung, die nicht größer war als diejenige, die Aviendha gestaltet hatte, aber Elayne war dankbar, dass sie zumindest ausreichend groß war, dass ein Pferd hindurchgelangen konnte. Sie war nicht sicher gewesen, dass ihr dies gelingen würde. Einige Kusinen keuchten beim Anblick einer Hochlandwiese, die sich plötzlich zwischen ihnen und der vertrauten grauen Masse der Zisterne erstreckte.
»Du hättest es mich versuchen lassen sollen«, sagte Nynaeve leise, aber auch tadelnd. »Du hättest beinahe alles durcheinandergebracht.«
Aviendha warf Nynaeve einen eindeutigen Blick zu, der Elayne fast veranlasste, ihren Arm zu ergreifen. Je länger sie Nächstschwestern waren, desto häufiger dachte sie anscheinend, sie müsste Elaynes Ehre verteidigen. Wenn sie Erstschwestern wurden, musste Elayne dafür sorgen, dass sie sich von Nynaeve und Birgitte fernhielt!
»Es ist vollbracht, Nynaeve«, sagte sie rasch. »Das allein zählt.« Nynaeve warf ihr ebenfalls einen eindeutigen Blick zu und murmelte etwas darüber, dass der Tag schwierig sei, als wäre Elayne diejenige, die ihre schnippische Seite zeigte.
Birgitte führte ihr Pferd als Erste durch das Wegetor, ihren Bogen in der anderen Hand und Lan schamlos anlächelnd. Elayne konnte ihren Eifer spüren, eine Spur Zufriedenheit darüber, dass vielleicht dieses Mal sie und nicht Lan die Führung innehatte – zwischen Behütern bestand stets eine gewisse Rivalität –, sowie eine Spur Wachsamkeit. Aber nur wenig. Elayne kannte diese Wiese gut. Gareth Bryne hatte ihr nicht weit davon das Reiten beigebracht. Ungefähr fünf Meilen jenseits dieser ersten spärlich mit Bäumen bewachsenen Hügel lag das Gutshaus einer der Ländereien ihrer Mutter. Eine ihrer eigenen Ländereien, woran sie sich noch gewöhnen musste. Die sieben Familien, die sich um das Haus und das Land kümmerten, waren in jeder Richtung einen halben Tagesritt weit die einzigen Menschen.
Elayne hatte dieses Ziel erwählt, weil sie Caemlyn von hier aus in zwei Wochen erreichen konnten. Zudem war das Gut so abgelegen, dass sie Caemlyn vielleicht betreten konnte, bevor jemand wusste, dass sie sich in Andor befand. Das konnte sich als überaus notwendige Vorsichtsmaßnahme erweisen. Rivalen um die Rosenkrone waren in Andors Geschichte zu verschiedenen Zeiten als ›Gäste‹ festgehalten worden, bis sie ihre Ansprüche aufgaben. Ihre Mutter hatte selbst zwei solche Rivalen festgehalten, bis sie den Thron einnahm. Mit etwas Glück könnte Elayne eine solide Basis geschaffen haben, wenn Egwene und die anderen eintrafen.
Lan führte Mandarb direkt hinter Birgittes braunem Wallach her, und Nynaeve schwankte, als wollte sie dem schwarzen Schlachtross hinterhereilen, riss sich aber dann mit unbewegtem Blick, der Elayne zu schweigen gebot, zusammen. Sie machte sich zornig an ihren Zügeln zu schaffen, sichtlich bemüht, irgendwo anders hinzuschauen als durch das Wegetor und hinter Lan her. Ihre Lippen bewegten sich. Kurz darauf erkannte Elayne, dass sie zählte .
»Nynaeve«, sagte sie leise, »wir haben wirklich keine Zeit für …«
»Geht weiter!«, rief Alise von
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