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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gemacht wie du, Aviendha, aber ich denke, ich habe mein Bestes gegeben. Ich werde versuchen, es beim nächsten Mal noch besser zu machen.«
    Aviendha sah sie von der Seite an. Sie hatte eine Wunde an der Wange, eine weitere auf der Stirn und einen langen Schnitt am Kopf, der ihren Schädel freigab. »Für einen ersten Versuch hast du es weitaus besser gemacht als ich. Ich habe beim ersten Mal nur einen einfachen, in einen Strang Wind verflochtenen Knoten erreicht. Es hat mich fünfzig Versuche gekostet, auch nur das zu lösen, ohne dass mich etwas anderes bedroht hätte.«
    »Ich hätte vermutlich mit etwas Einfacherem beginnen sollen«, sagte Elayne. »Ich habe die Angewohnheit, alles zu überstürzen.« Überstürzen? Das war noch stark untertrieben. Sie unterdrückte ein Kichern, aber nicht früh genug, um Schmerzen in der Seite zu verspüren. Also stöhnte sie leise, anstatt zu kichern. »Letztendlich haben wir eine neue Waffe gefunden. Ich sollte vielleicht nicht froh darüber sein, aber da die Seanchaner zurückgekehrt sind, bin ich es doch.«
    »Du verstehst nicht, Elayne.« Aviendha deutete zur Mitte der Wiese, wo das Wegetor gewesen war. »Das hätte nicht mehr als ein Lichtblitz oder noch weniger sein können. Man weiß es nicht, bis es geschieht. Ist ein Lichtblitz das Risiko wert, sich und jede andere Frau im Umkreis von hundert oder mehr Schritten auszubrennen?«
    Elayne starrte sie an. Aviendha war geblieben, obwohl sie das wusste? Sein Leben zu riskieren, war eine Sache, aber die Fähigkeit, die Macht zu lenken, zu verlieren … »Ich möchte, dass wir einander als Erstschwestern annehmen, Aviendha. Sobald wir Weise Frauen finden können.« Was sie mit Rand tun sollten, wusste sie beim besten Willen nicht. Allein der Gedanke, dass sie ihn beide heiraten würden – und Min ebenfalls! –, war mehr als lächerlich. Aber dieser Sache war sie sich sicher. »Ich muss nicht mehr über dich wissen. Ich möchte deine Schwester sein.« Sie küsste sanft Aviendhas blutverschmierte Wange.
    Aviendha errötete noch weitaus stärker als zuvor. Selbst Aiel-Liebende küssten sich nicht, wenn jemand sie sehen konnte. Flammende Sonnenuntergänge wirkten gegen ihr Gesicht blass. »Ich möchte dich auch als Schwester haben«, murmelte sie. Aviendha schluckte schwer, beugte sich – mit einem Blick zu Birgitte, die nicht auf sie zu achten vorgab – herüber und drückte ihre Lippen rasch auf Elaynes Wange. Elayne liebte sie für diese Geste ebenso sehr wie für alles andere.
    Birgitte hatte über die Schulter an ihnen vorbeigeschaut und vielleicht hatte sie überhaupt nichts vorgegeben, denn jetzt sagte sie plötzlich: »Es kommt jemand. Lan und Nynaeve, wenn ich mich nicht täusche.«
    Sie wandten sich unbeholfen um und hinkten und stolperten stöhnend vorwärts, was recht lächerlich aussehen musste. Helden in Geschichten wurden niemals so stark verletzt, dass sie kaum noch stehen konnten. Nördlich von ihnen erschienen in der Ferne kurz zwei Reiter zwischen den Bäumen, die in ihre Richtung galoppierten. Kurz, aber ausreichend lange, um einen großen Mann auf einem stämmigen Pferd auszumachen und eine Frau auf einem kleineren Tier an seiner Seite. Die drei Frauen setzten sich hin und warteten. Das war noch etwas, was Helden in Geschichten niemals taten, überlegte Elayne seufzend. Sie hoffte, sie würde ihrer Mutter als Königin zur Ehre gereichen, aber unzweifelhaft würde sie niemals eine Heldin werden.
    Chulein bewegte leicht die Zügel, und Segani bäumte sich etwas auf und kehrte auf einer geriffelten Schwinge um. Er war ein gut ausgebildeter Raken , schnell und lebhaft, ihr Liebling, obwohl sie ihn nicht allein flog. Es gab stets mehr Morat’raken als Raken , das war eine unumstößliche Tatsache. Auf dem unter ihr liegenden Bauernhof sprangen Feuerkugeln scheinbar aus der Luft und schossen in alle Richtungen. Sie versuchte, nicht darauf zu achten. Ihre Aufgabe war es, nach Schwierigkeiten rund um den Bauernhof Ausschau zu halten. Zumindest stieg kein Qualm mehr von der Stelle auf, wo Tauan und Macu im Olivenhain gestorben waren.
    Tausend Schritt über dem Boden fliegend, konnte sie sehr weit sehen. Auch alle anderen Raken waren unterwegs und erkundeten die Landschaft. Jede Frau, die davonlief, würde daraufhin überprüft werden, ob sie eine jener Frauen war, die all diese Aufregung verursacht hatten, obwohl in Wahrheit gewiss jedermann in dieser Gegend, der einen Raken in der Luft sah, davonlaufen würde.

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