Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Und sie war entschlossen – und anscheinend zornig. Sie konnte nicht allzu schlimm verletzt sein. Aviendha.
Elayne drehte sich schluchzend um und erhob sich dann auf Hände und Knie, wobei sich in ihrem Kopf alles drehte und sie Schmerzen in der Seite verspürte. Sie erinnerte sich vage daran, dass es gefährlich sein konnte, sich mit auch nur einer gebrochenen Rippe zu bewegen, aber dieser Gedanke verflüchtigte sich rasch wieder. Denken schien … schwierig. Aber Blinzeln half ihrer Sicht anscheinend. Ein wenig. Sie befand sich fast am Fuß des Hügels! Hoch über ihr stieg Qualm von der jenseitigen Wiese auf. Aber das war jetzt unwichtig. Vollkommen unwichtig.
Dreißig Schritt den Hang aufwärts hatte Aviendha sich ebenfalls auf Hände und Knie aufgerichtet, fiel aber fast wieder um, als sie eine Hand hob, um sich das Blut aus ihrem Gesicht zu wischen, aber sie ließ ihren Blick dennoch ängstlich suchend schweifen. Ihr Blick fiel auf Elayne, und sie erstarrte. Elayne fragte sich, wie schlimm sie aussah. Gewiss nicht schlimmer als Aviendha selbst. Der Rock der Frau war nur noch zur Hälfte vorhanden, ihr Leibchen fast abgerissen, und überall, wo Haut zu sehen war, schien auch Blut zu sein.
Elayne kroch zu ihr. Das schien bei der Benommenheit in ihrem Kopf weitaus leichter, als zu versuchen, aufzustehen und zu gehen. Als sie sich ihr näherte, stieß Aviendha ein erleichtertes Seufzen aus.
»Es geht dir gut«, sagte sie und berührte mit blutigen Fingern Elaynes Wange. »Ich hatte solche Angst. Solche Angst.«
Elayne blinzelte überrascht. Was sie an sich selbst erkennen konnte, wirkte ebenso schlimm wie Aviendhas Zustand. Ihre Röcke waren zwar heil geblieben, aber sie blutete anscheinend aus zwei Dutzend Wunden. Dann erkannte sie es. Sie war nicht ausgebrannt. Sie erschauderte bei dem Gedanken. »Es geht uns beiden gut«, sagte sie sanft.
Ein Stück seitlich von ihr wischte Birgitte ihr Messer an der Mähne von Aviendhas Wallach ab und richtete sich dann von dem leblosen Pferd auf. Ihr rechter Arm baumelte herab, ihr Umhang war fort wie auch ein Stiefel, ihre übrige Kleidung war zerrissen. Ihre Haut und Kleidung war genauso blutbefleckt wie die der beiden anderen. Der aus ihrem Oberschenkel ragende Armbrustpfeil schien ihre schlimmste Verletzung verursacht zu haben, aber die übrigen Wunden entsprachen gewiss Elaynes eigenen. »Sein Rückgrat war gebrochen«, sagte sie, indem sie auf das Pferd zu ihren Füßen deutete. »Meinem Pferd geht es wohl gut, denn ich sah es wie der Wind davonlaufen. Ich habe es immer schon für schnell gehalten. Aber Löwin …« Sie zuckte mit den Achseln und schrak daraufhin zusammen. »Elayne, Löwin war tot, als ich sie fand. Es tut mir leid.«
»Wir leben«, sagte Elayne fest, »und nur das zählt.« Sie konnte später um Löwin trauern. Der Qualm über dem Hügelkamm war nicht dicht, stieg aber über einem weiten Gebiet auf. »Ich möchte sehen, was ich getan habe.«
Sie mussten sich alle drei aneinanderklammern, um aufstehen zu können, und es war sehr anstrengend, sich unter Keuchen und Stöhnen – sogar von Aviendha – den Hang hinaufzumühen. Sie klangen, als wären sie dem Tod nur knapp entronnen – was Elayne durchaus vermutete –, und sahen aus, als hätten sie sich in einem Schlachthaus gesuhlt. Aviendha hielt das Angreal noch immer fest in ihrer Hand, aber selbst wenn Elayne oder sie mehr Talent zum Heilen besessen hätten, so hätten sie die Quelle nicht mehr umarmen, geschweige denn die Macht lenken können. Schließlich standen sie aneinandergelehnt auf dem Hügelkamm und betrachteten die Verwüstung.
Feuer umgab die Wiese, aber in der Mitte war sie geschwärzt, schwelte, sogar die Steine waren verschwunden. Die meisten Bäume auf den umliegenden Hängen waren umgestürzt oder neigten sich von der Wiese fort. Falken erschienen, schwebten auf der vom Feuer aufsteigenden heißen Luft. Falken jagten häufig auf diese Weise, suchten nach kleinen Tieren, die von den Flammen ins Freie getrieben wurden. Von den Seanchanern war nichts zu sehen. Elayne wünschte, es wären Leichen vorhanden, damit sie sicher sein könnte, dass sie alle tot waren. Besonders alle Sul’dam . Als sie jedoch auf den verbrannten, qualmenden Boden hinabblickte, war sie plötzlich froh, dass es keinen Beweis dafür gab. Es war eine schreckliche Todesart gewesen. Das Licht sei ihren Seelen gnädig, dachte sie. Allen ihren Seelen.
»Nun«, sagte sie laut, »ich habe es nicht so gut
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