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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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tatsächlich noch unter Kontrolle hielt, dass er ihr nicht entglitt. Das Wegetor erinnerte jetzt an kein ihr bekanntes Gewebe mehr, es wand sich wild und verflocht wirre Tentakel.
    Stöhnend hob Birgitte sie eher in den Sattel, als dass sie ihr nur hinaufhalf. Rückwärts, genau wie bei Aviendha! »Du musst sehen können«, erklärte sie und hinkte zu ihrem Wallach. Die Zügel aller drei Pferde in Händen zog sie sich mühsam hoch, ohne einen Laut auszustoßen, aber Elayne empfand ihren Schmerz. »Du tust, was getan werden muss, und überlässt es mir, wohin wir reiten.« Birgitte bohrte ihrem Wallach die Fersen in die Flanken, und die Pferde galoppierten in wilder Flucht davon.
    Elayne klammerte sich ebenso verbissen an ihren Sattel, wie sie sich an das Gewebe, an Saidar selbst klammerte. Das galoppierende Pferd schüttelte sie durch, und sie konnte nur versuchen, im Sattel zu bleiben. Aviendha benutzte den Zwiesel ihres Sattels als Stütze. Sie atmete durch den weit aufgerissenen Mund, und ihr Blick wirkte starr. Das Schimmern um sie herum und der Strom von Feuerkugeln blieben jedoch bestehen. Gewiss nicht mehr so rasch wie zuvor, und einige Kugeln gingen weit am Wegetor vorbei, zogen Flammenspuren durchs Gras oder explodierten auf dem jenseits gelegenen Boden, aber sie wurden noch immer gestaltet und ausgelöst. Elayne sammelte Kraft, zwang sich dazu, Kraft zu sammeln. Wenn Aviendha weitermachte, obwohl sie jeden Moment zusammenzubrechen schien, konnte sie es auch.
    Das Wegetor begann schnell zu schwinden, während sich zunehmend braune Grasflächen zwischen ihnen und der Öffnung erstreckten, und dann stieg der Boden an. Sie ritten den Hügel hinauf! Birgitte war ganz konzentriert, kämpfte gegen den Schmerz in ihrem Bein an, drängte die Pferde zu noch größerer Geschwindigkeit. Sie mussten nur den Hügelkamm erreichen.
    Aviendha sank keuchend auf ihre Ellbogen, wurde haltlos durchgeschüttelt. Das Licht Saidars flackerte um sie herum und schwand dann. »Ich kann nicht mehr«, keuchte sie. »Ich kann nicht.« Zu mehr war sie nicht länger in der Lage. Seanchanische Soldaten sprangen fast unmittelbar, nachdem der Feuerkugelhagel aufhörte, auf die Wiese.
    »Es ist in Ordnung«, stieß Elayne mühsam hervor. Ihre Kehle war rau. Alle Feuchtigkeit bedeckte jetzt ihre Haut und tränkte ihre Kleidung. »Es ermüdet, ein Angreal zu benutzen. Du hast es gut gemacht. Sie können uns jetzt nichts mehr anhaben.«
    Wie um ihr zu spotten, erschien auf der Wiese unter ihnen eine Sul’dam . Die beiden Frauen waren selbst auf die Entfernung von einer halben Meile gut zu erkennen. Die tief im Westen stehende Sonne spiegelte sich noch auf dem A’dam , das sie verband. Ein zweites Paar kam dazu, dann ein drittes und ein viertes. Und ein fünftes.
    »Der Hügelkamm!«, schrie Birgitte freudig. »Wir haben es geschafft! Heute Abend wird gefeiert!«
    Eine Sul’dam auf der Wiese deutete in ihre Richtung, und die Zeit schien sich zu verlangsamen. Das Schimmern der Einen Macht sprang um die Damane der Frau auf. Elayne konnte sehen, wie das Gewebe sich formte. Sie wusste, was es war. Man konnte es nicht aufhalten. »Schneller!«, schrie sie. Die Abschirmung traf sie. Elayne hätte dafür ausreichend stark sein sollen – sie hätte es sein sollen! –, aber erschöpft wie sie war, konnte sie sich kaum noch an Saidar klammern, und so durchtrennte sie ihre Verbindung zur Quelle. Unten auf der Wiese fiel das Gewebe, das ein Wegetor gewesen war, in sich zusammen. Verstört und scheinbar unfähig, sich zu regen, warf sich Aviendha aus dem Sattel auf Elayne und brachte sie beide zu Fall. Elayne hatte gerade noch Zeit, den jenseitigen Hügelhang unter sich zu sehen, als sie fiel.
    Die Luft wurde weiß und verhüllte ihre Sicht. Da waren Geräusche – sie erkannte, dass da Geräusche waren, ein lautes Brüllen –, aber sie hörte sie nicht. Sie prallte auf dem Boden auf, als wäre sie von einem Dach auf hartes Pflaster gestürzt oder von einer Turmspitze.
    Sie öffnete die Augen und blickte nach oben. Der Himmel wirkte irgendwie seltsam, verschwommen. Sie konnte sich einen Moment nicht bewegen, und als es ihr endlich gelang, keuchte sie laut. Sie hatte überall Schmerzen. Oh, Licht, sie hatte Schmerzen! Sie hob langsam eine Hand zum Gesicht. Ihre Finger waren rot. Blut. Die anderen. Sie musste den anderen helfen. Sie konnte Birgitte spüren, den Schmerz genauso stark spüren wie das, was sie gepackt hatte, aber zumindest lebte Birgitte.

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