Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
das Atha’an Miere zur See fuhr. Mit geröteten Wangen machte sie hastig alles wieder ungeschehen und kehrte zur ursprünglichen Kleidung zurück, wechselte jedoch die Smaragdohrringe gegen schlichte Silberreifen aus. Je einfacher man sich seine Kleidung vorstellte, desto leichter war es, sie aufrechtzuerhalten.
Sie ließ den Spiegel verschwinden – sie musste nur aufhören, an ihn zu denken –, und schaute zu den strengen Gesichtern über ihr auf. »Frauen haben den Thron bestiegen, die genauso jung waren wie ich«, sagte sie zu ihnen. Aber nicht sehr viele; nur sieben, die es geschafft hatten, die Rosenkrone für längere Zeit zu behalten. »Frauen, die noch jünger als ich waren.« Drei. Und eine von ihnen hatte kaum ein Jahr durchgehalten. »Ich will nicht behaupten, dass ich so großartig wie ihr sein werde, aber ich werde euch auch keine Schande bereiten. Ich werde eine gute Königin sein.«
»Unterhältst du dich mit Fenstern? «, sagte Nynaeve und ließ Elayne überrascht zusammenzucken. Sie benutzte eine Kopie des Rings, den Elayne auf der Haut trug, und sie schien aus Nebel zu bestehen, war nahezu durchsichtig. Mit gerunzelter Stirn versuchte sie auf Elayne zuzugehen und stolperte beinahe wegen des hinderlichen Rocks eines dunkelblauen tarabonischen Gewandes, das viel enger war als jenes, das sich Elayne vorgestellt hatte. Nynaeve starrte es an, und unversehens wurde es zu einem andoranischen Gewand aus Seide von der gleichen Farbe, dessen Ärmel und Oberteil mit goldenen Stickereien verziert waren. Sie behauptete noch immer, dass die ›gute, ausdauernde Wolle von den Zwei Flüssen‹ gut genug für sie war, aber selbst hier, wo sie das einfache Tuch hätte tragen können, wenn sie nur gewollt hätte, trug sie es so gut wie nie.
» Was hast du in den Wein getan, Nynaeve?«, fragte Elayne. »Ich war weg wie eine Kerze, die man auslöscht.«
»Versuche nicht, das Thema zu wechseln. Wenn du mit Fenstern redest, solltest du wirklich besser schlafen, statt hier zu sein. Ich hätte nicht übel Lust, dir zu befehlen …«
»Bitte nicht. Ich bin nicht Vandene, Nynaeve. Licht, ich kenne nicht mal die Hälfte der Bräuche, die für Vandene und die anderen alltäglich sind. Aber ich möchte vermeiden, dir nicht gehorchen zu müssen, also lass es bitte.«
Nynaeve schaute sie finster an und zog einmal fest an ihrem Zopf. Einzelheiten ihres Gewandes veränderten sich, die Röcke wurden etwas voluminöser, die Stickereien nahmen neue Formen an, der hohe Kragen senkte und hob sich, Spitze quoll aus ihm hervor. Sie war nicht sehr gut darin, die nötige Konzentration beizubehalten. Allerdings blieb der rote Punkt auf ihrer Stirn unverändert.
»Also gut«, sagte sie ruhig und die Falten auf ihrer Stirn verschwanden. Ihre mit gelben Fransen versehene Stola erschien auf ihren Schultern und ihr Gesicht nahm etwas von der Aes Sedai-Alterslosigkeit an. An ihren Schläfen zeigten sich ein paar weiße Strähnen. Allerdings standen ihre Worte in scharfem Gegensatz zu ihrem Erscheinungsbild und dem gelassenen Tonfall. »Lass mich reden, wenn Egwene kommt. Ich meine, über das, was heute passiert ist. Am Ende plaudert ihr wieder, als würdet ihr euch vor dem Zubettgehen das Haar kämmen. Licht! Ich will nicht,dass sie die Amyrlin hervorkehrt, und du weißt, dass sie uns keine Ruhe lassen wird, wenn sie es herausfindet.«
»Wenn ich was herausfinde?«, fragte Egwene. Nynaeves Kopf fuhr mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen herum und einen Augenblick lang wurden die fransenbesetzte Stola und das Seidengewand vom Weiß einer Aufgenommenen ersetzt. Selbst der Ki’sain verschwand. Aber das dauerte nur einen Moment, dann war wieder alles so, wie es gewesen war, abgesehen von dem Weiß in ihrem Haar, aber er reichte aus, um einen traurigen Ausdruck auf Egwenes Gesicht zu zaubern. Sie kannte Nynaeve sehr gut. »Wenn ich was herausfinde, Nynaeve?«
Elayne holte tief Luft. Eigentlich hatte sie nicht beabsichtigt, etwas zurückzuhalten. Jedenfalls nichts, das für Egwene wichtig gewesen wäre. Aber in ihrer derzeitigen Stimmung würde Nynaeve vermutlich entweder alles ausplaudern oder stur darauf beharren, dass es nichts herauszufinden gab. Was Egwene nur noch hartnäckiger graben lassen würde.
»Jemand hat Spaltwurzel in meinen Mittagstee getan«, sagte sie und gab einen knappen Bericht über die Männer mit den Dolchen und Doilin Mellars glückliches Erscheinen und wie sich Dyelin bewährt hatte. Außerdem erzählte sie
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