Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
noch von Elenia und Naean und der Jagd der Haushofmeisterin auf die Spione im Palast, und sogar dass Zarya und Kirstian Vandene zugeteilt worden waren und dass man Rand angegriffen hatte und er verschwunden war. Egwene schien alles unberührt aufzunehmen – sie unterbrach Elayne sogar, als sie auf Rand zu sprechen kam, und sagte, sie wisse bereits Bescheid –, aber als sie hörte, dass Vandene keine Fortschritte darin gemacht hatte, die Identität der Schwarzen Schwester aufzudecken, schüttelte sie kurz den Kopf; das war ihre größte Sorge. »Oh, und ich bekomme eine Leibwache«, kam Elayne zum Ende. »Zwanzig Frauen, die von Hauptmann Mellar kommandiert werden. Ich glaube nicht, dass Birgitte Töchter des Speers für mich finden wird, aber sie wird dem sehr nahekommen.«
Hinter Egwene erschien ein schwarzer, lehnenloser Stuhl und sie setzte sich, ohne hinzusehen. Sie war hier viel versierter als Elayne oder Nynaeve. Sie trug ein schön geschnittenes, dunkelgrünes Reitgewand aus Wolle, das keine Verzierungen aufwies; vermutlich war es dasselbe, das sie an diesem Tag getragen hatte. Und es blieb ein grünes Reitgewand aus Wolle. »Ich würde euch ja bitten, morgen … also heute Abend in Murandy zu mir zu stoßen«, sagte sie, »wenn die Ankunft der Kusinen unter den Sitzenden keinen Flächenbrand auslösen würde.«
Nynaeve hatte sich wieder gefasst, obwohl sie unnötigerweise ihre Röcke richtete. Die Stickereien auf ihrem Gewand waren jetzt silbern. »Ich dachte, du hättest den Saal der Burg mittlerweile unter Kontrolle.«
»Das ist ungefähr so, als hätte man ein Frettchen unter Kontrolle«, erwiderte Egwene trocken. »Es streckt und windet sich, um einen ins Handgelenk zu beißen. Oh, wenn es um den Krieg gegen Elaida geht, tun sie, was ich sage – da kommen sie nicht herum, auch wenn sie über die Kosten für weitere Soldaten murren! Aber die Abmachung mit den Kusinen hat nichts mit dem Krieg zu tun oder dass man sie darüber informiert hat, dass die Weiße Burg die ganze Zeit von ihnen gewusst hat. Oder es zumindest gedacht hat. Der ganze Saal bekäme einen Schlaganfall, wenn sie herausfänden, wie viel sie eigentlich nicht wissen. Sie geben sich ziemliche Mühe, einen Weg zu finden, die Aufnahme neuer Novizinnen zu verhindern.«
»Das können sie doch nicht tun, oder?«, wollte Nynaeve wissen. Sie machte einen Stuhl für sich, aber als sie nachsah, um sich zu vergewissern, dass er auch dort stand, war es eine Kopie von Egwenes Stuhl; als sie sich setzte, war es ein dreibeiniger Stuhl, und als sie saß, hatte er sich in einen Bauernhofstuhl mit Sprossenlehne verwandelt. Ihr Gewand wies nun einen Reitrock auf. »Du hast eine Proklamation herausgegeben. Jede Frau jeden Alters, falls sie den Test besteht. Du musst nur eine weitere verfassen, diesmal über die Kusinen.« Elayne machte ihren Stuhl zu einer Kopie der Stühle aus ihrem Wohnzimmer. So war es viel einfacher, ihn aufrechtzuerhalten.
»Oh, eine Proklamation der Amyrlin ist so gut wie ein Gesetz«, sagte Egwene. »Bis der Saal eine Möglichkeit findet, sie zu umgehen. Bei der neuesten Beschwerde geht es darum, dass wir nur sechzehn Aufgenommene haben. Allerdings behandeln die meisten Schwestern Faolain und Theodrin, als wären sie noch immer Aufgenommene. Aber selbst achtzehn reichen nicht mal annähernd aus, um den Novizinnen den Unterricht zu erteilen, den Aufgenommene zu leisten imstande sein müssten. Also müssen ihn die Schwestern mit übernehmen. Ich glaube, einige von ihnen hatten die Hoffnung, das Wetter würde ihre Zahl kleinhalten, aber das hat es nicht.« Plötzlich musste sie lächeln und in ihren dunklen Augen funkelte Schadenfreude. »Es gibt da eine Novizin, die ich dir gern vorstellen würde, Nynaeve. Sharina Melloy. Eine Großmutter. Ich glaube, du würdest mir zustimmen, dass sie eine erstaunliche Frau ist.«
Nynaeves Stuhl löste sich in Luft auf und sie landete mit einem deutlich hörbaren Aufprall auf dem Boden. Sie schien es kaum zu bemerken, denn sie blieb dort sitzen und starrte Egwene erstaunt an. »Sharina Melloy?«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Sie ist Novizin?« Plötzlich trug sie ein Gewand, wie es Elayne noch nie zuvor gesehen hatte, mit fließenden Ärmeln und einem tiefen Ausschnitt, bestickt mit Blumenmustern und Zuchtperlen. Ihr Haar floss bis zur Taille, gehalten von einem Netz aus feinem, mit Smaragden und Mondsteinen besetztem Golddraht, der nicht dicker als ein Wollfaden war. Und an ihrem linken
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