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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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seufzte. Man konnte nicht sagen, dass die Frauen einander nicht mochten; sie kamen großartig miteinander aus, wenn man ihre kleinen Schwächen ignorierte. Manchmal rieben sie sich eben aneinander.
    Der seltsam verdrehte Steinring, der an einem einfachen Lederband befestigt war, lag ganz unten in der Tasche unter einer Anzahl verschiedener Münzen, direkt neben dem sorgfältig zusammengefalteten Seidentaschentuch, in dem die Federn verstaut waren, die sie für ihren größten Schatz hielt. Das Ter’angreal schien aus Stein zu bestehen; es war mit blauen, roten und braunen Flecken übersät, fühlte sich aber so hart und glatt wie Stahl an und war selbst dafür zu schwer. Elayne legte sich das Lederband um den Hals und den Ring zwischen ihre Brüste, dann zog sie die Schnüre fest zusammen und legte die Gürteltasche auf den Nachttisch, um dann den Silberbecher zu nehmen. Er roch nur nach gutem Wein, aber sie hob trotzdem eine Braue und lächelte Nynaeve an.
    »Ich gehe in mein Zimmer«, sagte Nynaeve steif. Sie schenkte sowohl Birgitte wie auch Aviendha einen strengen Blick. Irgendwie ließ der Ki’sain auf ihrer Stirn sie noch unnachgiebiger erscheinen. »Ihr beiden bleibt wach und haltet die Augen offen! Bis ihr sie mit diesen Frauen umgeben habt, schwebt sie noch immer in Gefahr. Wie auch danach, woran ich euch wohl nicht zu erinnern brauche.«
    »Glaubst du, das wüsste ich nicht?«, protestierte Aviendha, während Birgitte gleichzeitig knurrte: »Nynaeve, ich bin keine Närrin!«
    »Das sagst du«, entgegnete Nynaeve gleichzeitig an beide gemünzt. »Das hoffe ich, um Elaynes willen. Und um euretwillen.« Sie raffte ihre Stola zusammen und rauschte so majestätisch aus dem Raum, wie es sich eine Aes Sedai nur wünschen konnte. In letzter Zeit wurde sie sehr gut darin.
    »Man könnte glauben, sie wäre hier die verdammte Königin«, murmelte Birgitte.
    »Sie ist hier diejenige, die zu stolz ist, Birgitte Trahelion«, knurrte Aviendha. »So stolz wie eine Shaido mit einer Ziege.« Sie nickten einander in perfekter Übereinstimmung zu.
    Aber Elayne entging nicht, dass sie gewartet hatten, bis sich hinter Nynaeve die Tür geschlossen hatte. Die Frau, die immer so heftig bestritten hatte, eine Aes Sedai werden zu wollen, verwandelte sich sehr wohl in eine. Vielleicht hatte Lan etwas damit zu tun, der sie mit seiner Erfahrung lehrte. Manchmal musste sie sich noch immer bemühen, die Beherrschung nicht zu verlieren, aber seit ihrer seltsamen Hochzeit schien es ihr zusehends leichter zu fallen.
    Der erste Schluck Wein schmeckte so, wie er sollte, es war ein sehr guter Wein, aber Elayne bedachte den Becher mit einem Stirnrunzeln und zögerte. Bis sie erkannte, was sie da tat und warum. Die Erinnerung an die in ihren Tee gemischte Spaltwurzel war noch immer stark. Was hatte Nynaeve hier reingetan? Natürlich keine Spaltwurzel, aber was dann? Den Becher zu heben, um einen großen Schluck zu nehmen, erschien sehr mühsam. Trotzig trank sie den Wein aus. Ich war durstig, das war alles, dachte sie und stellte den Becher wieder auf dem Silbertablett ab. Ich habe bestimmt nicht versucht, etwas zu beweisen.
    Die anderen beiden Frauen hatten sie beobachtet, aber als sie eine bequemere Position einnahm, um zu schlafen, sahen sie sich an.
    »Ich halte im Wohnzimmer Wache«, erklärte Birgitte. »Dort stehen mein Bogen und mein Köcher. Du bleibst hier für den Fall, dass sie dich braucht.«
    Statt zu streiten, zog Aviendha ihr Gürtelmesser und kniete an der Seite nieder, wo sie jeden, der durch die Tür kam, sehen würde, bevor derjenige sie sah. »Klopf zweimal, dann einmal und sag deinen Namen, bevor du eintrittst«, sagte sie. »Sonst gehe ich davon aus, dass es ein Feind ist.« Und Birgitte nickte, als wäre es das Vernünftigste auf der Welt.
    »Das ist doch …« Elayne verbarg ein Gähnen hinter der Hand. »Albern«, setzte sie hinzu, als sie wieder sprechen konnte. »Niemand wird einen Versuch unternehmen …« Das nächste Gähnen, und diesmal hätte sie sich die Faust in den Mund stopfen können! Licht, was hatte Nynaeve in den Wein getan? »… mich heute Nacht zu töten«, sagte sie schläfrig, »und das wisst ihr beide …« Ihre Lider waren wie Blei und senkten sich trotz aller Bemühungen, sie aufzuhalten. Unbewusst schmiegte sie das Gesicht ins Kissen und versuchte, den Satz zu beenden, aber …
    Sie befand sich im Großen Saal, dem Thronsaal des Palastes. In der Widerspiegelung des Großen Saals im

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