Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
passte zu Eldrith.
Sie blieb bei ihrem Anblick stehen und blinzelte, auf ihrem runden Gesicht spiegelte sich momentane Verwirrung. »Du meine Güte«, sagte sie. »Was habt ihr geglaubt, wer ich bin?« Sie warf die Handschuhe auf den kleinen Tisch neben der Tür, dann wurde sie sich plötzlich ihres Umhangs bewusst und runzelte die Stirn, als wäre ihr erst jetzt klar geworden, dass sie ihn oben getragen hatte. Sie öffnete sorgfältig die Silberbrosche an ihrem Hals und warf den Umhang auf einen Stuhl, wo er in einem unordentlichen Haufen liegen blieb.
Das Licht Saidars um Chesmal verlosch, als sie den Stickereirahmen zur Seite schob, damit sie aufstehen konnte. Ihr strenges Gesicht ließ sie größer erscheinen, als sie war, und sie war eine große Frau. Die hellbunten Blumen, die sie gestickt hatte, hätten in einem Garten stehen können. »Wo seid Ihr gewesen?«, verlangte sie zu wissen. Eldrith nahm unter ihnen den höchsten Rang ein, außerdem hatte Moghedien ihr das Kommando übergeben, aber Chesmal nahm das, wenn überhaupt, nur flüchtig zur Kenntnis. »Ihr solltet heute Nachmittag zurück sein und jetzt ist die halbe Nacht vorbei!«
»Ich habe die Zeit vergessen«, erwiderte Eldrith scheinbar in Gedanken verloren. »Es ist lange her, seit ich das letzte Mal in Caemlyn war. Die Innenstadt ist faszinierend, und ich habe großartig in einem Gasthaus gegessen, an das ich mich erinnerte. Obwohl ich sagen muss, dass es früher dort weniger Schwestern gab. Jedoch hat mich niemand erkannt.« Sie schaute die Brosche an, als würde sie sich fragen, wo sie herkam, dann steckte sie sie in ihre Gürteltasche.
»Ihr habt die Zeit vergessen«, sagte Chesmal tonlos und verflocht die Finger auf Taillenhöhe. Vielleicht um zu verhindern, dass sie sie um Eldriths Kehle legte. In ihren Augen funkelte Wut. »Ihr habt die Zeit vergessen.«
Eldrith blinzelte wieder, als wäre sie überrascht, angesprochen zu werden. »Oh. Habt Ihr gefürchtet, Kennit hätte mich wiedergefunden? Ich versichere Euch, seit Samara habe ich große Sorgfalt walten lassen, dass der Bund verhüllt ist.«
Manchmal fragte sich Asne, wie viel von Eldriths scheinbarer Zerstreutheit echt war. Niemand, der so wenig von der ihn umgebenden Welt mitbekam, hätte so lange überleben können. Andererseits war sie unaufmerksam genug gewesen, um die Verhüllung vor dem Eintreffen in Samara mehr als einmal verrutschen zu lassen; es hatte gereicht, damit ihr Behüter ihre Spur aufnehmen konnte. Sie hatten Moghediens Befehl befolgt, ihre Rückkehr abzuwarten, und sich während des Aufruhrs nach ihrem Verschwinden verborgen gehalten; sie hatten abgewartet, während der Mob des sogenannten Propheten südwärts nach Amadicia strömte und waren selbst dann in dieser erbärmlichen zerstörten Stadt geblieben, nachdem Asne zu der Überzeugung gelangt war, dass Moghedien sie aufgegeben hatte. Bei der Erinnerung daran verzogen sich ihre Lippen verächtlich. Die Ankunft von Eldriths Behüter Kennit in der Stadt hatte den Ausschlag für ihren Aufbruch gegeben; er war sich sicher, dass sie eine Mörderin war, war zur Hälfte überzeugt, dass sie der Schwarzen Ajah angehörte, und fest entschlossen, sie zu töten, ganz egal, welche Konsequenzen das für ihn haben mochte. Sie selbst war ebenfalls nicht willens gewesen, sich diesen Konsequenzen zu stellen, was keine große Überraschung gewesen war, und hatte sich geweigert, den Mann töten zu lassen. Die einzige Alternative hatte in der Flucht bestanden. Allerdings war Eldrith diejenige gewesen, die sie darauf aufmerksam gemacht hatte, dass ihre einzige Hoffnung in Caemlyn lag.
»Habt Ihr irgendetwas erfahren, Eldrith?«, fragte Asne höflich. Chesmal war eine Närrin. Wie zerrüttet die Welt im Augenblick auch erschien, alles würde sich wieder einrenken. Auf die eine oder andere Weise.
»Was? Oh. Diese Pfeffersoße war nicht so gut, wie ich sie in Erinnerung hatte. Natürlich ist das fünfzig Jahre her.«
Asne unterdrückte ein Seufzen. Vielleicht war doch die Zeit gekommen, dass Eldrith einen Unfall erlitt.
Die Tür öffnete sich, und Temaile schlüpfte so leise ins Zimmer, dass sie alle überrascht wurden. Die kleine Graue mit dem Fuchsgesicht hatte einen mit Löwen bestickten Morgenmantel übergeworfen, aber er klaffte auf und entblößte ein cremefarbenes Seidennachthemd, das auf unanständige Art und Weise an ihrem Körper klebte. In der einen Hand hielt sie einen Armreif aus in sich verdrehten Glasringen. Es sah
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