Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
wie Glas aus und fühlte sich auch so an, aber kein Hammer hätte auch nur einen Splitter herauslösen können.
»Ihr wart im Tel’aran’rhiod «, sagte Eldrith und bedachte das Ter’angreal mit einem Stirnrunzeln. Allerdings hielt sie ihren Tonfall gemäßigt. Seit Moghedien sie gezwungen hatte, mit anzusehen, wie Liandrin endgültig gebrochen wurde, fürchteten sie sich alle ein wenig vor Temaile. Asne vermochte nicht mehr zu sagen, wie oft sie in den hundertdreißig Jahren seit Erringung der Stola getötet oder gefoltert hatte, aber ihr war nur selten jemand begegnet, der so … enthusiastisch wie Temaile ans Werk gegangen war. Chesmal beobachtete sie und versuchte gleichzeitig so zu tun, als täte sie es nicht, und sie schien sich nicht bewusst zu sein, dass sie sich nervös die Lippen befeuchtete. Asne zog hastig ihre eigene Zunge hinter die Zähne und hoffte, dass es keiner bemerkt hatte. Wegen Eldrith brauchte sie sich da keine Sorgen zu machen. »Wir waren übereingekommen, es nicht zu benutzen«, fuhr Eldrith fort, und es fehlte nicht viel, und es hätte sich flehentlich angehört. »Ich bin überzeugt, es war Nynaeve, die Moghedien verwundet hat, und wenn sie im Tel’aran’rhiod eine der Auserwählten besiegen kann, welche Chance haben dann wir?« Sie wandte sich den anderen zu und bemühte sich um einen rügenden Tonfall. »Habt ihr davon gewusst?« Es gelang ihr tatsächlich, zänkisch zu klingen.
Chesmal erwiderte Eldriths Blick empört, während Asne überraschte Unschuld zur Schau stellte. Sie hatten Bescheid gewusst, aber wer würde sich Temaile in den Weg stellen? Und Asne bezweifelte doch sehr, dass Eldrith, wäre sie hier gewesen, mehr getan hätte als nur der Form halber zu protestieren.
Temaile wusste genau, welche Wirkung sie auf die anderen ausübte. Eigentlich hätte sie nach Eldriths Strafpredigt – so halbherzig sie auch gewesen war – den Kopf hängen lassen und sich dafür entschuldigen müssen, gegen ihre Anweisungen gehandelt zu haben. Stattdessen lächelte sie. Allerdings erreichte das Lächeln nie ihre Augen, die groß und dunkel waren und viel zu sehr strahlten. »Ihr hattet recht, Eldrith, dass Elayne herkommen und Nynaeve sie begleiten würde. Sie waren zusammen, und es ist eindeutig, dass sich beide im Palast aufhalten.«
»Ja«, sagte Eldrith und wand sich unter Temailes Blick. »Gut.« Und sie befeuchte ihre Lippen und scharrte sogar mit den Füßen. »Trotzdem, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, an allen diesen Wilden vorbeizukommen …«
»Es sind Wilde , Eldrith.« Temaile warf sich auf einen Stuhl, streckte alle viere von sich, und ihr Tonfall wurde härter. Nicht genug, um befehlend zu erscheinen, aber zweifellos mehr als nur entschieden. »Es gibt nur drei Schwestern, die uns Schwierigkeiten bereiten könnten, und deren können wir uns entledigen. Wir können Nynaeve gefangen nehmen und Elayne vielleicht gleich mit.« Abrupt beugte sie sich vor und legte die Hände auf die Stuhllehnen. In Unordnung gebrachte Kleidung oder nicht, in diesem Augenblick ging von ihr nicht mal ein Hauch von Lässigkeit aus. Eldrith trat zurück, als hätte Temailes Blick sie zurückgestoßen. »Warum sind wir sonst hier, Eldrith? Deswegen sind wir gekommen.«
Darauf wusste niemand etwas zu erwidern. Hinter ihnen lag eine Reihe von Fehlschlägen – in Tear, in Tanchico –, die ihnen möglicherweise das Leben kosten würden, wenn der Hohe Rat sie in seine Hände bekam. Aber das würde nicht geschehen, wenn sie einen der Auserwählten zum Patron hatten, und da Moghedien so verzweifelt auf Nynaeve Jagd gemacht hatte, würde sie möglicherweise auch für einen der anderen von ihnen interessant sein. Die eigentliche Schwierigkeit würde darin liegen, einen der Auserwählten zu finden, um ihr Geschenk zu übergeben. Daran schien bis auf Asne noch keiner gedacht zu haben.
»Da waren noch andere«, fuhr Temaile fort und lehnte sich wieder zurück. Sie klang fast gelangweilt. »Die unsere beiden Aufgenommenen belauscht haben. Ein Mann, der zuließ, dass sie ihn sahen, und jemand anders, den ich nicht sehen konnte.« Sie schmollte verärgert. Das heißt, es wäre ein Schmollen gewesen, hätte in ihren Augen nicht dieser Ausdruck gelegen. »Ich musste mich hinter einer Säule verbergen, damit mich die Mädchen nicht entdecken konnten. Es dürfte Euch erfreuen, Eldrith, dass sie mich nicht wahrgenommen haben. Seid Ihr zufrieden?«
Eldrith stammelte beinahe, als sie herausplatzte,
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