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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kisten und Kästen und allerlei Krimskrams. Lediglich ein schmaler Durchgang stand frei, der kaum breiter als ein oder zwei Schritte war.
    Rand war der festen Überzeugung gewesen, hier auf keine Diener zu stoßen, die etwas suchten oder sauber machten. Im obersten Stockwerk des Königlichen Palasts gab es mehrere solcher Abstellräume, in denen es wie auf den Dachkammern großer Bauernhöfe aussah und die genauso in Vergessenheit geraten waren. Davon abgesehen war er schließlich Ta’veren . Gut, dass niemand hier gewesen war, als sich das Wegetor geöffnet hatte. Die eine Seite hatte die Ecke einer leeren, mit brüchigem, verrottendem Leder verstärkten Kiste abgeschnitten, die andere hatte ein Stück von der Längsseite eines mit Intarsien versehenen Tisches abrasiert, auf dem sich Vasen und Holzkisten stapelten. Vielleicht hatte vor ein oder zwei Jahrhunderten eine Königin von Andor an diesem Tisch gespeist.
    Vor ein oder zwei Jahrhunderten. Lews Therin lachte kehlig in seinem Kopf. Eine sehr lange Zeit. Um der Liebe zum Licht willen, lass los! Das hier ist der Krater des Verderbens! Die Stimme verklang, als sich der Mann in die Abgründe von Rands Bewusstsein flüchtete.
    Ausnahmsweise hatte er seine eigenen Gründe, auf Lews Therins Klagen zu hören. Er bedeutete Min, die auf der anderen Torseite auf der Waldlichtung stand, mit einem hastigen Wink, ihm zu folgen, und sobald sie hindurchgetreten war, gab er Saidin frei und ließ zu, dass sich das Tor zu einem vertikalen Lichtstreifen zusammenzog und verglühte. Glücklicherweise verschwand die Übelkeit mit ihm. In seinem Kopf drehte sich noch immer alles, aber er hatte nicht mehr das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen oder umzukippen oder beides. Das Gefühl, von Schmutz durchdrungen zu werden, blieb jedoch bestehen; der Makel des Dunklen Königs tropfte aus den Strängen der Macht, die er um sich herumgeschlungen und verknotet hatte, in ihn hinein. Er wechselte den Riemen seiner Ledertasche von der einen Schulter zur anderen und versuchte durch die Bewegung zu verbergen, dass er sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht wischte. Die Sorge, dass Min es schließlich doch bemerkte, war jedoch unnötig.
    Ihre blauen Stiefel brachten mit dem ersten Schritt den Staub auf dem Boden in Bewegung und ließen ihn mit dem zweiten in die Höhe wallen. Sie konnte gerade noch rechtzeitig ein spitzenbesetztes Taschentuch aus dem Mantelärmel ziehen, um ein heftiges Niesen aufzufangen, dem ein zweites und drittes folgte, ein jedes noch heftiger als das vorherige. Rand wünschte sich, sie wäre bereit gewesen, das Kleid anzubehalten. Aufgestickte weiße Blumen zogen sich über die Ärmel und Aufschläge des blauen Mantels und die Hosen in einem helleren Blau lagen eng an und zeichneten die Konturen ihrer Beine nach. Mit den hellblauen, mit gelben Stickereien verzierten Reithandschuhen, die in ihrem Gürtel steckten, und dem mit gelben Verzierungen gesäumten und von einer goldenen Spange in Form einer Rose gehaltenen Umhang erweckte sie durchaus den Eindruck, dass sie auf konventionellere Weise eingetroffen war. Trotzdem würde sie jedermanns Blicke auf sich ziehen. Er trug braune Kleidung aus grobem Tuch wie sie jeder Tagelöhner hätte tragen können. An den meisten Orten, die sie im Verlauf der letzten Tage besucht hatten, hatte er alle Welt von seiner Anwesenheit Zeuge werden lassen, diesmal wollte er nicht nur wieder fort sein, bevor sich die Nachricht von seiner Anwesenheit verbreitete, es sollten überhaupt nur einige wenige Leute erfahren, dass er da gewesen war.
    »Warum grinst du mich so an und ziehst wie ein einfältiger Dummkopf an deinem Ohr?«, wollte Min wissen und schob das Taschentuch zurück in den Ärmel. Ihre großen dunklen Augen waren voller Misstrauen.
    »Ich dachte gerade darüber nach, wie schön du bist«, sagte er leise. Das war sie tatsächlich. Er konnte sie nicht ansehen, ohne dies zu denken. Oder ohne zu bedauern, dass er zu schwach war, sie fortzuschicken, damit sie in Sicherheit war.
    Sie holte tief Luft und nieste, bevor sie die Hand vor den Mund halten konnte, dann starrte sie ihn an, als wäre dies irgendwie seine Schuld. »Rand al’Thor, deinetwegen habe ich mein Pferd zurückgelassen. Deinetwegen habe ich mir Locken gemacht. Ich habe für dich mein Leben aufgegeben! Aber ich werde nicht meinen Mantel und meine Hosen aufgeben! Davon abgesehen hat mich hier keiner jemals länger in einem Kleid gesehen, als es gedauert hat, mich

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