Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
und Mat zu finden sind. Gib keine komplizierten Erklärungen ab, es sei denn, du bist dazu gezwungen.«
»Danke, nett, dass du mich daran erinnerst, Rand. Ich wusste doch, dass ich etwas vergessen habe, aber es wollte mir einfach nicht mehr einfallen.« Ihr rasches Lächeln war etwas zu angespannt und sie murmelte etwas, das er nicht verstand.
Rand seufzte. Das hier war zu wichtig, als dass sie hätte Spielchen spielen können, aber wenn er nicht achtgab, würde sie genau das tun. Nicht, dass sie es so gesehen hätte. Doch manchmal unterschied sich ihre Vorstellung von dem, was wichtig war, von der seinen. Sogar sehr. Er durfte sie nicht aus den Augen lassen.
»Was denn, Frau Farshaw«, sagte da eine Frauenstimme hinter ihnen. »Ihr seid es doch, Frau Farshaw, oder?«
Die Ledertasche schwang herum und stieß hart gegen Rands Rücken, als er sich auf dem Absatz umdrehte. Die pummelige Frau mit dem grauen Haar, die Min erstaunt anstarrte, war neben Elayne und Aviendha so ziemlich die letzte Person, der er hatte begegnen wollen. Er nahm eine gekrümmte Haltung an und vermied es, sie direkt anzusehen; er war nur ein Tagelöhner, der seinen Pflichten nachging, kein Grund, ihm einen zweiten Blick zu widmen. Dabei fragte er sich, warum sie wohl einen roten Wappenrock mit einem Weißen Löwen auf der Brust trug.
»Frau Harfor?«, rief Min aus und strahlte erfreut übers ganze Gesicht. »Ja, ich bin es. Und Ihr seid genau die Frau, die ich gesucht habe. Ich fürchte, ich habe mich verlaufen. Könnt Ihr mir sagen, wo ich Nynaeve al’Meara finde? Und Mat Cauthon? Dieser Bursche hier bringt etwas, worum Nynaeve gebeten hat.«
Die Haushofmeisterin betrachtete Rand mit einem kaum merklichen Stirnrunzeln, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Min richtete. Sie bedachte ihre Aufmachung mit einem missbilligenden Blick – vielleicht galt er auch dem Staub, der überall an der Kleidung haftete –, enthielt sich aber jeder Bemerkung. »Mat Cauthon? Ich glaube nicht, dass ich ihn kenne. Ist das einer der neuen Diener oder ein Gardesoldat?«, fragte sie zweifelnd. »Nynaeve Sedai ist sehr beschäftigt. Sie wird sicher nichts dagegen haben, wenn ich die Lieferung entgegennehme und in ihr Zimmer stelle.«
Unwillkürlich richtete sich Rand zu seiner vollen Größe auf. Nynaeve Sedai? Warum sollten die anderen, die echten Aes Sedai, diese Täuschung noch immer zulassen? Und Mat war nicht hier? Anscheinend war er überhaupt nicht hier gewesen! Farben wirbelten durch seinen Geist und verschmolzen beinahe zu einem greifbaren Bild. Es verschwand beim nächsten Herzschlag, aber er taumelte kurz. Frau Harfor bedachte ihn erneut mit einem Stirnrunzeln und schnupperte. Vermutlich hielt sie ihn für betrunken.
Auch Min hatte die Stirn in Falten gelegt, aber sie dachte nach und klopfte mit dem Finger gegen das Kinn. Es dauerte nicht lange. »Ich glaube, Nynaeve … Sedai wird ihn sehen wollen.« Das Zögern war kaum zu bemerken gewesen. »Könntet Ihr ihn zu ihren Gemächern führen lassen, Frau Harfor? Ich habe noch eine Besorgung zu erledigen, bevor ich gehe. Nuli, du benimmst dich jetzt und tust, was man dir sagt. Sei ein braver Junge.«
Rand öffnete den Mund; bevor er ein Wort hervorbringen konnte, eilte sie schon den Korridor entlang. Sie rannte beinahe. Sie bewegte sich so schnell, dass ihr Umhang hinter ihr herwehte. Verdammt, sie würde versuchen, Elayne zu finden! Sie konnte alles ruinieren!
Deine Pläne scheitern, weil du leben willst, du Verrückter. Lews Therins Stimme war ein raues, verschwitztes Flüstern. Akzeptiere, dass du tot bist. Akzeptiere es und hör endlich auf, mich zu foltern, du Narr! Rand unterdrückte die Stimme, bis sie nur noch ein gedämpftes Summen war, ein Summen in der Dunkelheit der Tiefe seines Bewusstseins. Nuli? Was für ein Name sollte das denn sein?
Frau Harfor starrte Min hinterher, bis sie um die Ecke bog, dann zupfte sie an ihrem Wappenrock herum, um ihn zu richten, dabei hatte er es gar nicht nötig. Selbst mit der Spiegelmaske sah sie einen Mann vor sich, der sie hoch überragte, aber Renee Harfor war keine Frau, die sich auch nur einen winzigen Augenblick lang von einer so unwichtigen Sache aus dem Konzept bringen ließ. »Du siehst nicht vertrauenswürdig aus, Nuli«, sagte sie und kniff die Augen finster zusammen, »also überleg dir gut, was du tust. Und wenn du auch nur einen Funken Verstand hast, überlegst du es dir sogar sehr gut.«
Er hielt den Schulterriemen mit der einen Hand
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