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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Die Meervolk-Frauen schienen nichts von dem, was sie ihnen erklärte, zu glauben, bis sie es ihnen zehnmal gesagt und zwanzigmal gezeigt hatte.
    »Sie hat deine eigene Kraft gegen dich benutzt«, sagte Senine din Ryal barsch, bevor Nynaeve auch nur ein Wort hervorbringen konnte. »Und du hast dich wieder ablenken lassen. Es ist wie bei einem Ringkampf, Mädchen. Du kannst doch ringen.«
    »Versuch es noch einmal«, befahl Zaida mit einer energischen Geste ihrer dunklen, tätowierten Hand.
    Alle Stühle im Raum waren an eine Wand gestellt worden, obwohl es eigentlich unnötig gewesen war, Platz zu schaffen. Zaida saß da und verfolgte den Unterricht, flankiert von sechs Windsucherinnen, die ein buntes Durcheinander aus roter, gelber und blauer Seide und hell gefärbtem Leinen boten, eine Unbehagen erregende Zurschaustellung von Ohrringen und Nasenringen und medaillonbeladenen Ketten. So lief es immer ab; eine der beiden Schülerinnen wurde für den eigentlichen Unterricht benutzt – oder sie zwangen Merilille, wenn sie nicht den Unterricht leitete, die Rolle einer Schülerin zu übernehmen; zumindest hatte Nynaeve das gehört –, während Zaida und irgendeine Gruppe von Windsucherinnen zusah. Die Herrin der Wogen selbst konnte natürlich nicht die Macht lenken, obwohl sie immer dabei war, und natürlich ließ sich keine der Windsucherinnen dazu herab, selbst am Unterricht teilzunehmen. Daran war nicht einmal zu denken.
    Angesichts der Besessenheit des Meervolks in Fragen der Rangordnung war die Zusammensetzung der heutigen Gruppe schon recht merkwürdig. Shielyn, Zaidas Windsucherin, saß zu ihrer Rechten; die schlanke, sehr reservierte Frau war fast so groß wie Aviendha und überragte Zaida um Längen. Soweit Nynaeve sich darin auskannte, hatte das seine Richtigkeit, aber zu Zaidas Linken saß Senine, die auf einem Schweber diente, einem der kleinen Schiffe des Meervolks, und ihrer gehörte wiederum zu den kleinsten von ihnen. Natürlich hatte die von den Elementen gezeichnete Frau mit ihrem faltigen Gesicht und dem mit Grau durchzogenen Haar in der Vergangenheit mehr als ihre jetzigen sechs Ohrringe getragen; das galt auch für die Medaillons an der Kette, die sich über ihre dunkle linke Wange spannte. Sie war die Windsucherin der Herrin der Schiffe gewesen, bevor Nesta din Reas auf diesen Posten gewählt wurde. Ihren Gesetzen zufolge musste die Windsucherin der Herrin der Schiffe oder einer jeweiligen Herrin der Wogen nach deren Tod jedoch wieder ganz unten anfangen. Aber Nynaeve war davon überzeugt, dass hier mehr als nur der Respekt für Senines frühere Stellung dahintersteckte.
    Neben Senine saß Rainyn, eine junge Frau mit apfelroten Wangen, die ebenfalls auf einem Schweber fuhr. Und neben Shielyn saß die steingesichtige Kurin wie eine schwarze Statue. Das verwies Caire und Tebreille auf die Stühle ganz außen. Die beiden waren ebenfalls Windsucherinnen von Herrinnen der Wogen, mit vier dicken Ohrringen in jedem Ohr und fast so vielen Medaillons wie Zaida sie hatte. Aber vielleicht wollte man die beiden Schwestern mit den hochmütigen Blicken auch nur voneinander fernhalten. Sie hassten einander mit einer Leidenschaft, wie sie nur Blutsverwandte zustande brachten. Vielleicht war es das. Der Versuch, das Atha’an Miere verstehen zu wollen, war schlimmer als der Versuch, Männer verstehen zu wollen. Eine Frau konnte darüber den Verstand verlieren.
    Nynaeve murmelte etwas Unhörbares, riss an ihrer Stola und bereitete sich innerlich vor, hielt die Ströme aus Macht fest. Die überwältigende Freude, Saidar zu halten, konnte kaum mit ihrem Ärger konkurrieren. Noch einmal, Nynaeve. Wenigstens war Renaile nicht hier. Oft wollten sie, dass Nynaeve ihnen Dinge beibrachte, bei denen sie sich nicht so gut auskannte wie bei anderen – viel zu oft waren es Dinge, mit denen sie sich kaum auskannte, wie sie zögerlich zugeben musste; ehrlich gesagt hatte sie in der Burg keine besonders ausführliche Ausbildung erhalten – und bei der kleinsten Ungeschicklichkeit brachte Renaile sie mit offensichtlicher Begeisterung zum Schwitzen. Die anderen brachten sie auch zum Schwitzen, doch sie schienen wenigstens nicht so viel Freude daran zu empfinden. Aber egal, nach einer Stunde harter Arbeit war sie müde. Sareitha und ihre Bitte sollten verdammt sein!
    Sie schlug wieder zu, aber diesmal begegnete ihr Talaans Strom aus Geist wesentlich nachgiebiger als erwartet, und sie stieß ihn viel weiter zur Seite als geplant.

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