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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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grinste höhnisch. »Meine Tante ist verschlagen und hinterlistig. Sie ersinnt jede nur mögliche Demütigung, die sie meiner Mutter zufügen kann. Aber meine Mutter wird sie erniedrigen, so wie sie es verdient hat. Eines Tages wird Tebreille sich auf einem Schweber wiederfinden, und zwar unter einer Segelherrin mit einer eisernen Hand und Zahnschmerzen!« Die Vorstellung ließ sie zufrieden und grimmig nicken. Um dann zusammenzuzucken, als ein Diener hinter ihr vorbeieilte. Das erinnerte sie an ihr Vorhaben. Sie sah sich in jede Richtung um, während sie hastig weitersprach. »Ihr könnt während des Unterrichts natürlich nichts sagen, aber jeder andere Zeitpunkt ist in Ordnung. Verkündet, dass ich die Burg besuche, und sie werden es Euch nicht abschlagen können. Ihr seid Aes Sedai!«
    Nynaeve starrte das Mädchen ungläubig an. Und spätestens bei der nächsten Unterrichtsstunde würden sie das vergessen haben? Die kleine Närrin hatte doch gesehen , was sie mit ihr machten! »Ich sehe, wie gern du gehen möchtest, Talaan«, sagte sie, »aber …«
    »Danke«, unterbrach Talaan sie und machte eine schnelle Verbeugung. »Danke!« Und sie rannte den Weg zurück, den sie gekommen war.
    »Warte!«, rief Nynaeve und lief ein paar Schritte hinter ihr her. »Komm zurück! Ich habe gar nichts versprochen!«
    Diener starrten sie an und warfen ihr auch dann verwunderte Blicke zu, als sie sich schon längst wieder um ihre Pflichten kümmerten. Sie wäre ja hinter der Närrin hergelaufen, aber sie hatte Angst, dass sie sie direkt zu Zaida und den anderen führte. Und die Närrin würde vermutlich heraussprudeln, dass sie zur Burg gehen würde, dass Nynaeve es versprochen hatte. Licht, vermutlich würde sie es ihnen ohnehin sagen!
    »Du siehst aus, als hättest du gerade eine verdorbene Pflaume verschluckt«, sagte Lan und trat an ihre Seite; sein grüner Mantel saß wie angegossen und ließ ihn groß und sehr attraktiv aussehen. Sie fragte sich, wie lange er wohl schon dort gestanden hatte. Es erschien unmöglich, dass ein so großer Mann, dessen Gegenwart überaus dominierend war, selbst ohne einen Behüterumhang so reglos dastehen konnte, dass man ihn nicht wahrnahm.
    »Einen ganzen Korb«, murmelte sie und barg das Gesicht an der breiten Brust ihres Ehemannes. Es fühlte sich gut an, sich an ihn und die von ihm verkörperte Kraft anlehnen zu können, nur einen Augenblick lang, während er sanft über ihr Haar strich. Selbst wenn sie seinen Schwertgriff zur Seite rücken musste, damit er sich nicht in ihre Rippen bohrte. Und jeder, der über diese öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung die Stirn runzelte, konnte gehen und sich aufhängen. Sie konnte sehen, wie eine Katastrophe der nächsten folgte. Selbst wenn sie Zaida und den anderen versicherte, dass sie keinesfalls die Absicht hatte, Talaan irgendwohin zu bringen, würden sie ihr bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Diesmal würde sie es nicht vor Lan verbergen können. Falls ihr das überhaupt gelungen war, was das anging. Reanne und die anderen würden es erfahren. Und Alise auch! Sie würden anfangen, sie genau wie Merilille zu behandeln, ihre Befehle ignorieren und ihr genauso viel Respekt erweisen wie die Windsucherinnen Talaan. Irgendwie würde man ihr die Aufgabe aufbürden, Alivia zu bewachen, und das würde in einer Katastrophe münden, in irgendeiner ungeheuren Demütigung. In letzter Zeit schien das alles zu sein, zu dem sie fähig war; eine weitere Möglichkeit zu finden, sich demütigen zu lassen. Und jeden vierten Tag würde sie trotzdem Zaida und den Windsucherinnen gegenübertreten müssen.
    »Weißt du noch, wie du mich gestern Morgen in unseren Gemächern aufgehalten hast?«, murmelte sie und sah rechtzeitig auf, um zu sehen, wie die Besorgnis auf seinem Gesicht durch ein Grinsen ersetzt wurde. Natürlich erinnerte er sich. Ihre Wangen röteten sich. Gespräche mit Freundinnen waren eine Sache, aber es schien ihr noch immer schwerzufallen, mit dem eigenen Mann offen zu sprechen. »Nun, ich möchte, dass du mich auf der Stelle dorthin bringst und ein Jahr lang davon abhältst, etwas anzuziehen!« Zuerst hatte sie das ziemlich wütend gemacht. Aber er wusste, wie er sie die Wut vergessen machen konnte.
    Er warf den Kopf zurück und lachte, es war ein tiefer, hallender Laut, und im nächsten Augenblick stimmte sie darin ein. Dabei wollte sie eigentlich weinen. Sie hatte es nicht unbedingt als Scherz gemeint.
    Als verheiratete Frau musste sie

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