Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
alle übereingekommen waren, dass sie zu grausam waren, um sie jemandem anzutun. Es sei denn … Sie war sich ziemlich sicher, dass die andere Frau sie ohne große Mühe überwältigen konnte, egal, was sie auch tat. »Bis – falls! – wir uns anders entscheiden, werdet Ihr mir niemals wieder ohne zwei oder drei Kusinen gegenübertreten, wenn Ihr wisst, was gut für Euch ist.«
    »Wenn Ihr das sagt.« Alivia ließ keine Spur von Demut erkennen. »Was soll ich Frau Corly ausrichten?«
    »Bestellt Frau Corly, dass ich Ihre freundliche Einladung leider ablehnen muss. Und denkt an das, was ich Euch gesagt habe!«
    »Ich sage es ihr«, nuschelte die Seanchanerin mit ihrem starken Akzent und ignorierte die Ermahnung einfach. »Aber ich glaube nicht, dass es sich um eine Einladung handelt. Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit, hat sie gesagt. Vielleicht solltet Ihr es Euch merken.« Mit einem schmalen, wissenden Lächeln wandte sie sich ab, ohne sich auch nur im Mindesten zu beeilen, um dorthin zurückzukehren, wo sie hingehörte.
    Nynaeve starrte der Frau nach, und bestimmt nicht, weil sie auf den Hofknicks verzichtet hatte. Nun, nicht nur deshalb. Eine Schande, dass sie nicht etwas von ihrem demütigen Benehmen behalten hatte, zumindest was die Schwestern betraf. Nynaeve warf der Tür, hinter der sich die Atha’an Miere verbargen, einen Blick zu und dachte darüber nach, Alivia zu folgen, um sicherzugehen, dass sie auch tat, was ihr befohlen worden war. Stattdessen ging sie in die andere Richtung. Aber dabei beeilte sie sich nicht. Es wäre sehr unangenehm gewesen, wenn die Meervolk-Frauen nun den Raum verlassen hätten und zu dem Schluss gekommen wären, dass sie sie belauscht hätte, aber sie beeilte sich nicht. Sie wollte nur zügig gehen. Das war alles.
    Die Atha’an Miere waren kaum die Einzigen im Palast, denen sie nicht begegnen wollte. Ich glaube nicht, dass es sich um eine Einladung handelt. Ach ja? Sumeko Karistovan, Chilares Arman und Famelle Juarde waren zusammen mit Reanne Corly Angehörige des Nähkränzchens gewesen. Das Abendessen war nur ein Vorwand. Sie würden mit ihr über die Windsucherinnen reden wollen. Und zwar über die Beziehung der im Palast befindlichen Aes Sedai und den ›Wilden‹ des Meervolks. Sie würden sie nicht unbedingt tadeln, dass es ihr nicht gelungen war, die Würde der Weißen Burg aufrechtzuerhalten. So weit war es dann doch noch nicht; noch nicht, wohlgemerkt, denn sie schienen sich dieser Position zu nähern. Aber während des ganzen Essens würde es bohrende Fragen und scharfe Bemerkungen geben. Und sie konnte sie nicht einfach bitten, damit aufzuhören. Es war zweifelhaft, dass sie es unterlassen würden, es sei denn, es wäre ein direkter Befehl gewesen. Und sie waren durchaus dazu fähig, zu ihr zu kommen, falls sie nicht zu ihnen kam. Der Versuch, ihnen beizubringen, doch etwas Rückgrat zu zeigen, war ein schrecklicher Fehler gewesen. Wenigstens war sie nicht die Einzige, die sich damit herumschlagen musste, obwohl sie fest davon überzeugt war, dass Elayne es geschafft hatte, dem Schlimmsten zu entgehen. Oh, wie sehr sie sich darauf freute, sie alle wieder im Weiß der Novizinnen oder dem Gewand einer Aufgenommenen zu sehen. Wie sie sich darauf freute, den Atha’an Miere beim Abschied zuzuwinken!
    »Nynaeve!«, ertönte hinter ihr ein seltsam gedämpfter Ruf. Im Akzent des Meervolks. »Nynaeve!«
    Sie zwang sich dazu, den Zopf loszulassen, und fuhr auf dem Absatz herum, bereit, auf der Stelle loszuschimpfen. Jetzt war der Unterricht zu Ende, sie waren nicht auf einem Schiff, und sie sollten sie verdammt noch mal in Ruhe lassen!
    Talaan kam rutschend vor ihr zum Stehen; ihre nackten Füße glitten über die dunkelroten Bodenfliesen. Keuchend sah die junge Frau über die Schulter, als hätte sie Angst, jemand würde sich ihr nähern. Sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn sich ein Diener am Rand ihres Sichtfeldes bewegte, und wagte erst wieder zu atmen, wenn sie sicher war, dass es sich tatsächlich um einen Diener handelte. »Kann ich die Weiße Burg besuchen?«, fragte sie atemlos, rang die Hände und sprang von einem Fuß auf den anderen. »Ich werde niemals dazu auserwählt werden. Sie nennen es ein Opfer, das Meer für immer verlassen zu müssen, aber ich träume davon, Novizin zu werden. Ich werde meine Mutter schrecklich vermissen, aber … Bitte. Ihr müsst mich in die Weiße Burg mitnehmen. Ihr müsst!«
    Der Ausbruch ließ Nynaeve blinzeln. Viele Frauen

Weitere Kostenlose Bücher