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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hielt sie fern. Etwas wie ein Abwehrmechanismus. Ein Abwehrmechanismus, den sie nicht bestimmen konnte. Ein Abwehrmechanismus aus Saidin?
    Das ließ sie aufhören, die Macht zu lenken, und sie trat zurück. Aber die Quelle hielt sie weiterhin umklammert; ganz egal, wie müde sie auch sein mochte, sie würde sich zum Loslassen zwingen müssen. Keine Schwester konnte an die männliche Hälfte der Macht auch nur denken, ohne einen Schauder der Furcht zu verspüren. Er sah ganz ruhig auf sie herab und das ließ sie frösteln. Er schien ein ganz anderer Mann als jener Rand al’Thor zu sein, den sie hatte aufwachsen sehen. Sie war sehr froh, dass Lan hier war, so schwer das auch zuzugeben war. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er sich nicht entspannt hatte. Er mochte mit Rand plaudern, wie es zwei Männer über Pfeifen und Ale taten, aber er hielt ihn auch für gefährlich. Und Rand sah Lan an, als wusste er dies und würde es auch akzeptieren.
    »Das ist jetzt nicht wichtig«, sagte Rand und wandte sich der Tasche auf dem Tisch zu. Nynaeve wusste nicht, ob er seine Wunden oder Mats Aufenthaltsort meinte. Er holte zwei jeweils einen Fuß hohe Statuetten aus der Tasche, einen weise aussehenden, bärtigen Mann und eine gleichfalls weise aussehende, heitere Frau. Beide waren mit einem fließenden Gewand bekleidet und hielten eine durchsichtige Kristallkugel hoch. Nach der Art und Weise zu schließen, wie Rand mit ihnen umging, waren sie schwerer, als sie aussahen. »Nynaeve, ich möchte, dass du die für mich versteckst, bis ich nach ihnen schicke.« Er zögerte, eine Hand auf die Frauenfigur gelegt. »Und nach dir. Ich brauche dich, wenn ich sie benutze. Wenn wir sie benutzen. Nachdem ich mich um diese Männer gekümmert habe. Das muss zuerst erledigt werden.«
    »Sie benutzen?«, fragte sie misstrauisch. Warum musste der gewaltsame Tod anderer an erster Stelle stehen? Aber das war im Augenblick kaum die Frage, auf die es ankam. »Wozu? Sind es Ter’angreale? «
    Er nickte. »Hiermit kannst du das größte Sa’angreal berühren, das jemals für eine Frau erschaffen wurde. Soweit ich weiß, ist es in Tremalking vergraben, aber das ist jetzt nicht von Belang.« Seine Hand legte sich auf die Männerfigur. »Mit dem hier kann ich ihren männlichen Zwilling berühren. Einst wurde mir von … jemandem berichtet, dass ein Mann und eine Frau, die diese Sa’angreale benutzen, den Dunklen König selbst herausfordern könnten. Möglicherweise wird man sie auch eines Tages genau für diesen Zweck einsetzen, aber in der Zwischenzeit hoffe ich, dass sie ausreichen, um die männliche Hälfte der Quelle zu reinigen.«
    »Wenn man das tun könnte, hätten sie es dann nicht im Zeitalter der Legenden getan?«, sagte Lan leise. Leise, so wie Stahl, der aus der Scheide glitt, leise war. »Du sagtest einmal, ich könnte daran schuld sein, dass sie verletzt wird.« Es erschien unmöglich, dass seine Stimme noch härter wurde, aber das tat sie. »Du könntest sie töten, Schafhirte.« Und sein Ton machte klar, dass er das nicht zulassen würde.
    Rand begegnete Lans kaltem Blick mit der gleichen Kälte. »Ich weiß nicht, warum sie es nicht getan haben. Es ist mir auch egal. Der Versuch muss unternommen werden.«
    Nynaeve biss sich auf die Unterlippe. Sie vermutete, dass Rand das hier zu einem öffentlichen Auftritt machte – manchmal machte sie dieser Wechsel vom Öffentlichen zum Privaten und die Entscheidung treffen zu müssen, was nun was war, schwindelig –, aber es störte sie nicht, dass Lan sich ungefragt zu Wort gemeldet hatte. Was das betraf, war er wirklich schlimm, aber ihr gefiel ein Mann, der sagte, was er dachte. Sie musste nachdenken. Nicht über ihre Entscheidung, die sie bereits getroffen hatte, sondern wie sie sie durchführen sollte. Rand würde es möglicherweise nicht gefallen. Lan würde es gewiss nicht gefallen. Nun, Männer wollten immer ihren Willen durchsetzen. Manchmal musste man sie eben lehren, dass das nicht immer ging.
    »Ich halte das für eine großartige Idee«, sagte sie. Das war nicht einmal gelogen. Es war großartig, verglichen mit den Alternativen. »Aber ich sehe nicht ein, warum ich hier herumsitzen und wie eine Dienstmagd auf deine Botschaft warten sollte. Ich werde es tun, aber wir gehen alle zusammen.«
    Sie hatte recht gehabt. Es gefiel ihnen nicht im Mindesten.

KAPITEL 12

    Eine Lilie im Winter
    E in weiterer Diener fiel beinahe auf die Nase, weil er sich so tief verbeugte, und Elayne seufzte,

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