Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
auf, um zu wissen, was ein Asha’man war.
Die Männer wussten natürlich, dass jemand Saidar umarmt hatte, selbst wenn ihnen der Schimmer verborgen blieb, der die drei Frauen umgab. Der Kahlköpfige erstarrte, der schlanke junge Mann ballte die Fäuste. Sie starrten die Frauen wütend an. Sicherlich hatten sie Saidin ergriffen. Elayne bedauerte bereits, dem Impuls nachgegeben zu haben, aber sie würde die Quelle nicht loslassen, nicht jetzt. Taim strömte Gefahr aus wie ein Feuer Wärme. Sie schöpfte tief durch die Verknüpfung, bis zu dem Punkt, an dem das überwältigende Gefühl von Leben zu einem scharfen, warnenden Kribbeln wurde. Und selbst das fühlte sich … wohltuend an. Mit so viel Macht in ihr konnte sie den Palast zerstören, aber sie fragte sich, ob es wohl ausreichen würde, um Taim und den anderen beiden entgegenzutreten. Sie wünschte sich sehnlich, sie hätte einen der drei Angreale , die sie in Ebou Dar gefunden hatten und die jetzt zusammen mit dem Rest aus der Truhe sicher unter Verschluss waren, bis sie Zeit hatte, sie weiter zu erforschen.
Taim schüttelte verächtlich den Kopf, die Andeutung eines Lächelns huschte über seine Lippen. »Benutzt eure Augen.« Seine Stimme war leise, aber hart und kränkend. »Hier sind zwei Aes Sedai. Fürchtet ihr euch vor zwei Aes Sedai? Außerdem wollt ihr doch nicht die zukünftige Königin von Andor erschrecken.« Seine Begleiter entspannten sich sichtlich, dann versuchten sie, die unbewusste Dominanz seiner Haltung nachzuahmen.
Reene wusste nichts von Saidar oder Saidin; sie hatte sich den Männern bei ihrem Eintreten mit gerunzelter Stirn in den Weg gestellt. Asha’man oder nicht, sie erwartete von den Leuten, dass sie sich so benahmen, wie sie sollten. Sie murmelte etwas Unhörbares. Aber es war nicht unhörbar genug. Die Worte »hinterhältige Ratten« waren gerade eben zu verstehen.
Die Haushofmeisterin errötete, als ihr bewusst wurde, dass sie jeder in dem Raum verstanden hatte, und Elayne hatte Gelegenheit, Reene Harfor aufgeregt zu sehen. Was allerdings nur bedeutete, dass sich die Frau aufrichtete und mit einer Anmut und Erhabenheit, um die sie jeder Herrscher beneidet hätte, sagte: »Verzeiht mir, Lady Elayne, aber man hat mir mitgeteilt, dass sich in den Lagerräumen Ratten breitmachen. Sehr ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit, und dann noch so viele. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss mich vergewissern, dass meine Befehle für die Rattenfänger richtig ausgeführt werden.«
»Bleibt«, sagte Elayne kühl. Beherrscht. »Mit Ungeziefer kann man immer noch aufräumen.« Zwei Aes Sedai. Ihm war nicht klar, dass Renaile die Macht lenken konnte, und er hatte zwei betont. Würden drei Frauen ihm gegenüber einen Vorteil haben? Oder brauchte man noch mehr dazu? Offensichtlich kannten die Asha’man irgendeine Möglichkeit, um Frauen gegenüber, die von ihrer Zahl her nicht den Zirkel der Dreizehn bilden konnten, im Vorteil zu sein. Einfach so zu ihr hereingestürmt zu kommen, was? »Ihr könnt die Herren hinausbringen, wenn ich mit ihnen fertig bin.« Taims Begleiter kommentierten die Bezeichnung »Herren« mit Stirnrunzeln, aber ihr Anführer ließ lediglich ein weiteres Beinahe-Lächeln aufblitzen. Er war klug genug, um zu wissen, dass sie an ihn gedacht hatte, als sie von Ungeziefer sprach. Licht! Vielleicht hatte Rand diesen Mann ja einst gebraucht, aber warum behielt er ihn weiterhin und dann auch noch in einer so hohen Machtposition? Nun, hier zählte seine Autorität nichts.
In aller Ruhe nahm sie wieder Platz auf ihrem Stuhl und nahm sich einen Augenblick Zeit, ihre Röcke zu richten. Die Männer würden wie Bittsteller vor sie hintreten müssen oder nur die Seite ihres Kopfes ansprechen können, während sie sich weigerte, sie anzusehen. Einen kurzen Augenblick lang dachte sie darüber nach, die Kontrolle des kleinen Zirkels aufzugeben. Die Asha’man würden ihre Aufmerksamkeit sicherlich auf sie konzentrieren. Doch Renaile sah noch immer ganz grau im Gesicht aus, in ihrem Inneren überschlugen sich Angst und Wut; möglicherweise würde sie sofort zuschlagen, sobald sie über die Verknüpfung gebot. Merilille hatte Angst, die sie so gerade eben unter Kontrolle hatte und die sich mit einer beträchtlichen … Nervosität vermengte, die zu ihren weit aufgerissenen Augen und den leicht geöffneten Lippen passte; allein das Licht wusste, was sie mit der Verknüpfung anstellen würde.
Dyelin stellte sich an die Seite
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