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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schlanker Bursche mit einer großen Nase und großen Ohren, den man weder ansehnlich und erst recht nicht hübsch nennen konnte, aber Cadsuane war besitzergreifend, was ihn anging. Die beiden setzten sich vor einem der Kamine eng nebeneinander auf eine gepolsterte Bank und begannen sich in ein Fadenspiel zu vertiefen.
    »Eure Schwester ist uns dabei behilflich, die näheren Umstände zu ergründen, was an jenem unglückseligen Tag geschah«, sagte Cadsuane aalglatt und etwas nachdenklich. Sie trank einen Schluck von ihrem gewürzten Wein und wartete ab; es war ihr gleichgültig, ob sie ihre Ungeduld bemerkten oder nicht. Ganz egal, wie sehr Dobraine auch darüber murrte, wie unmöglich es doch war, die Bedingungen jenes unglaublichen Handels einzuhalten, den Rafela und Merana zugunsten des al’Thor-Jungen gemacht hatten, hätte er sich dennoch persönlich um das Meervolk kümmern können. Sie durfte ihnen nicht ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Und vermutlich war das auch besser so. Falls sie sich auf die Atha’an Miere konzentrierte, würde es sie einige Anstrengung kosten, sie nicht wie Fliegen zu zerquetschen, dabei waren sie nicht einmal der eigentliche Anlass ihrer Verbitterung.
    Um den Kamin am anderen Ende des Sonnengemachs saßen fünf Schwestern. Nesune hatte ein großes Buch mit einem Holzeinband aus der Palastbibliothek aufgeschlagen auf ein Lesepodest gestellt, das vor ihrem Stuhl stand. Wie auch die anderen trug sie ein einfaches Wollgewand, das eher zu einer Händlerin als zu einer Aes Sedai gepasst hätte. Falls eine von ihnen bedauerte, dass sie keine Seide oder das nötige Geld dafür besaß, zeigte sie es nicht. Sarene mit ihren dünnen, mit Perlen geschmückten Zöpfen stand vor einem großen Stickrahmen und war damit beschäftigt, die winzigen, für eine weitere Blume in einem Blütenfeld nötigen Stiche zu machen. Erian und Beldeine spielten Steine; Elza schaute ihnen dabei zu und wartete darauf, gegen die Gewinnerin anzutreten. Allem äußeren Anschein nach genossen sie einen ruhigen Morgen und schienen keine Sorgen auf der Welt zu haben. Vielleicht wussten sie, dass sie hier waren, weil Cadsuane sie sich ansehen wollte.
    Warum hatten sie dem jungen al’Thor Gehorsam geschworen? Kiruna und die anderen hatten sich wenigstens in seiner Gegenwart aufgehalten, als sie sich zu dem Eid entschieden hatten. Cadsuane wollte ihnen gern zugestehen, dass sich niemand dem Einfluss eines Ta’veren entziehen konnte, wenn man davon erwischt wurde. Aber diese fünf waren für seine Entführung hart bestraft worden und hatten sich dafür entschieden, ihm den Eid anzubieten, bevor man sie zu ihm brachte. Anfangs war sie geneigt gewesen, ihre verschiedenen Erklärungen zu akzeptieren, aber während der letzten paar Tage hatte diese Bereitschaft ein paar schwere Schläge hinnehmen müssen. Unerfreulich harte Schläge.
    »Meine Windsucherin untersteht nicht Eurer Autorität, Aes Sedai«, sagte Harine scharf, als würde sie ihre Blutsbande bestreiten. »Shalon muss mir sofort übergeben werden.« Derah nickte kurz zustimmend. Cadsuane war der festen Überzeugung, dass die Segelherrin genau das Gleiche tun würde, wenn Harine ihr befahl, von einer Klippe zu springen. In der Hierarchie des Atha’an Miere stand Derah tief unter Harine. Und das machte auch schon den Großteil dessen aus, was Cadsuane über sie wusste. Das Meervolk konnte sich als nützlich erweisen oder auch nicht, aber was davon nun zutraf, sie würde auf jeden Fall einen Weg finden, es in den Griff zu bekommen.
    »Das ist eine Untersuchung der Aes Sedai«, erwiderte sie höflich. »Wir müssen uns an das Burggesetz halten.« Eine gewagte Interpretation, zugegeben. Sie hatte schon immer die Meinung vertreten, dass der Geist des Gesetzes wichtiger als sein Buchstabe war.
    Harine plusterte sich auf wie eine Natter und setzte zu der nächsten Tirade an, in der sie ihre Rechte und Forderungen auflistete, aber Cadsuane hörte nur mit halbem Ohr zu.
    Erian konnte sie sogar beinahe verstehen; die blasse, schwarzhaarige Illianerin beharrte leidenschaftlich darauf, an der Seite des Jungen stehen zu müssen, wenn er die Letzte Schlacht schlug. Genau wie Beldeine, die die Stola erst so kurze Zeit trug, dass sie die Alterslosigkeit noch nicht erreicht hatte und die so entschlossen war, alles das zu sein, was eine Grüne sein sollte. Und Elza, eine Andoranerin mit ansehnlichen Zügen, deren Augen beinahe zu leuchten anfingen, wenn sie davon sprach, dafür zu

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