Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
hatte. Andererseits konnte Tylin ihn den Rest seines Lebens unter dem Kinn kitzeln, wenn ihn das vom Pfahl fernhielt. Licht, er wünschte sich, die verdammten Würfel in seinem Kopf würden endlich aufhören zu rollen und die Sache zu Ende bringen! Nein, das war eine Lüge. Seit er endlich begriffen hatte, was die Würfel bedeuteten, hatte er sich gewünscht, sie würden nie mehr aufhören zu rollen.
Der Raum, den sich Chel Vanin und die Rotwaffen teilten, lag nicht weit von den Ställen entfernt, ein langes, weiß verputztes Gemach mit niedriger Decke und zu vielen Betten für jene, die überlebt hatten. Vanin, ein kahl werdender Fleischberg, lag hemdsärmlig auf einem von ihnen, ein aufgeschlagenes Buch auf der Brust. Mat war überrascht, dass der Mann lesen konnte. Vanin spuckte durch eine Zahnlücke und musterte Mats schlammverschmierte Kleidung. »Habt Ihr Euch wieder geprügelt?«, fragte er. »Ich schätze, ihr wird das nicht gefallen.« Er stand nicht auf. Von ein paar überraschenden Ausnahmen abgesehen betrachtete sich Vanin jedem Lord und jeder Lady ebenbürtig.
»Ärger, Lord Mat?«, knurrte Harnan und sprang auf. Er war ein robuster Mann, physisch gesehen und vom Temperament her, aber er biss die Zähne zusammen, was den unbeholfen auf seine Wange tätowierten Falken sich verziehen ließ. »Entschuldigt, aber Ihr seid nicht in der Verfassung dafür. Sagt uns, wie er aussieht, und wir kümmern uns um ihn.«
Drei weitere Männer versammelten sich mit eifrigen Mienen hinter ihm, zwei von ihnen griffen nach ihren Mänteln, während sie noch damit beschäftigt waren, sich das Hemd in die Hose zu stecken. Metwyn, ein jungenhaft aussehender Cairhiener, der zehn Jahre älter als Mat war, griff stattdessen nach dem Schwert, das am Fußende seines Bettes stand, und zog die Klinge ein Stück aus der Scheide, um ihre Schneide zu überprüfen. Von ihnen allen konnte er am besten mit dem Schwert umgehen, sogar sehr gut, obwohl Gorderan ihm darin sehr nahekam – auch wenn er wie ein Schmied aussah. Gorderan war nicht einmal annähernd so langsam, wie ihn seine breiten Schultern wirken ließen. Ein Dutzend Rotwaffen waren Mat nach Ebou Dar gefolgt, davon waren acht gestorben. Der Rest saß hier im Palast fest, wo sie weder Schenkmädchen in den Hintern kneifen noch in Kämpfe wegen Würfelspielen geraten und bis zum Umfallen trinken konnten, wie sie es getan hätten, wenn sie in einem Gasthaus gewohnt und gewusst hätten, dass der Wirt im letzteren Fall dafür sorgen würde, dass man sie nach oben in ihre Betten trug, wenn auch vermutlich mit erleichtertem Geldbeutel.
»Noal kann euch besser als ich erzählen, was passiert ist«, erwiderte Mat und schob sich den Hut in den Nacken. »Er wird bei euch schlafen. Er hat mir heute Abend das Leben gerettet.«
Das rief entsetzte Ausrufe und lautstarken Beifall für Noal hervor, ganz zu schweigen von überschwänglichen Hieben auf den Rücken, die den alten Burschen beinahe von den Füßen holten. Vanin ging sogar so weit, die Stelle, an der er gerade las, mit einem fetten Finger zu markieren und sich auf den Rand seiner dünnen Matratze zu setzen.
Nachdem Noal sein Bündel auf ein freies Bett geworfen hatte, erzählte er die Geschichte mit ausgiebigen Gesten, spielte seine Rolle herab und machte sich sogar zu so etwas wie einem Tölpel, der im Schlamm ausrutschte und den Gholam anstarrte, während Mat wie ein Held kämpfte. Harnan und die Rotwaffen lachten herzlich, da sie wussten, was er damit bezweckte, und es guthießen, dass er ihren Hauptmann nicht schlecht aussehen lassen wollte, aber ihr Gelächter erstarb, als er dazu kam, wie Mats Angreifer in einem winzigen Loch in der Wand verschwand. Er schilderte auch das sehr anschaulich. Vanin legte sein Buch weg und spuckte erneut durch die Zähne aus. Der Gholam hatte ihn und Harnan im Rahad halb tot zurückgelassen. Halb tot, weil er hinter einem anderen her gewesen war.
»Anscheinend ist das Ding aus irgendeinem Grund hinter mir her«, sagte Mat leichthin, als der Alte geendet hatte und sich scheinbar erschöpft auf sein Bett sinken ließ. »Vermutlich hat es irgendwann einmal mit mir Würfel gespielt, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Solange ihr ihm und mir nicht in die Quere kommt, hat keiner von euch etwas zu befürchten.« Er grinste und versuchte, einen Witz daraus zu machen, aber keiner von ihnen lächelte auch nur. »Wie dem auch sei, ich werde euch morgen früh Gold geben. Ihr werdet auf dem
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