Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
ersten Schiff nach Illian eine Passage buchen und Olver mitnehmen. Thom und Juilin auch, falls sie mitgehen wollen.« Er vermutete, dass der Diebefänger auf jeden Fall wollte. »Und natürlich Nerim und Lopin.« Er hatte sich daran gewöhnt, dass die beiden Diener sich um ihn kümmerten, aber eigentlich brauchte er sie hier nicht. »Talmanes muss mittlerweile in der Nähe von Caemlyn sein. Ihr dürftet keine großen Schwierigkeiten haben, ihn zu finden.« Wenn sie weg waren, würde er mit Tylin allein sein. Licht, lieber würde er sich wieder dem Gholam stellen!
Harnan und die anderen drei Rotwaffen tauschten Blicke aus, Fergin kratzte sich am Kopf, als würde er nicht genau verstehen. Vielleicht tat er es tatsächlich nicht. Der knochige Mann war ein guter Soldat – nicht der beste, das nicht, aber gut genug –, aber er war nicht der hellste, wenn es um andere Dinge ging.
»Das wäre nicht richtig«, sagte Harnan schließlich. »Lord Talmanes würde uns das Fell gerben, wenn wir ohne Euch zurückkommen.« Die anderen drei nickten. Das konnte Fergin verstehen.
»Und Ihr, Vanin?«, fragte Mat.
Der fette Mann zuckte mit den Schultern. »Wenn ich diesen Jungen von Riselle fortbringe, wird er mich im Schlaf wie eine Forelle ausweiden. An seiner Stelle würde ich das Gleiche tun. Wie dem auch sei, ich habe hier Zeit zum Lesen. Dazu habe ich als Hufschmied nicht oft Gelegenheit.« Das war eines der Handwerke, die er augenblicklich ausübte. Das andere war Stallknecht. In Wahrheit war er Pferdedieb und Wilderer, und zwar der beste in zwei Ländern und vermutlich noch viel mehr.
»Ihr seid alle verrückt«, sagte Mat stirnrunzelnd. »Nur weil er mich will, heißt das nicht, dass er euch nicht tötet, wenn ihr ihm in die Quere kommt. Das Angebot bleibt bestehen. Jedermann, der zur Besinnung kommt, kann gehen.«
»Ich habe schon Männer wie Euch gesehen«, sagte Noal plötzlich. Der nach vorn gebeugte Mann war das gestaltgewordene Bild von Alter und Erschöpfung, aber seine funkelnden Augen musterten Mat eindringlich. »Einige Männer haben eine Ausstrahlung, die andere Männer dazu bringt, ihnen überallhin zu folgen. Einige führen in die Vernichtung, andere zum Ruhm. Ich könnte mir vorstellen, dass Euer Name in die Geschichtsbücher Einzug halten wird.«
Harnan sah so verwirrt wie Fergin aus. Vanin spuckte aus, legte sich wieder hin und öffnete das Buch.
»Wenn mich mein Glück verlässt, dann vielleicht«, murmelte Mat. Er wusste, was dazu nötig war, um in die Geschichtsbücher aufgenommen zu werden. Dabei konnte ein Mann leicht sein Leben verlieren.
»Ihr solltet besser ein Bad nehmen, bevor sie Euch sieht«, sagte Fergin plötzlich. »Der ganze Dreck wird ihr eine Klette unter den Sattel schieben.«
Wütend riss sich Mat den Hut vom Kopf und stolzierte wortlos weg. Das heißt, er stolzierte, so gut es ging, wenn man an einem Stab hinken musste. Bevor sich hinter ihm die Tür schloss, hörte er, wie Noal anfing, die Geschichte zu erzählen, wie er einmal auf einem Schiff des Meervolks gesegelt war und gelernt hatte, in Salzwasser zu baden. Zumindest fing sie so an.
Er wollte sich sauber machen, bevor Tylin ihn zu Gesicht bekam – das wollte er wirklich –, aber als er durch die Korridore hinkte, in denen die geblümten Wandteppiche hingen, die Ebou Dari wegen der Jahreszeit, an die sie erinnerten, Sommerteppiche nannten, schlugen ihm vier der in die grünen und weißen Livreen des Palasts gekleideten Diener und nicht weniger als sieben Dienerinnen vor, doch besser ein Bad zu nehmen und die Kleider zu wechseln, bevor die Königin ihn so sah; sie boten ihm sogar an, ein Bad einzulassen und frische Sachen zu holen, ohne dass sie davon erfuhr. Sie wussten nicht alles über Tylin und ihn, wofür er dem Licht dankte – allein Tylin und er kannten die schlimmsten Einzelheiten –, aber sie wussten verdammt noch mal zu viel. Schlimmer noch, jeder verfluchte Diener des verfluchten Tarasin-Palasts hieß es gut. Zum einen war Tylin die Königin und konnte, soweit es sie betraf, tun, wozu sie Lust hatte. Davon abgesehen waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt, seit die Seanchaner die Stadt erobert hatten, und wenn ein geschrubbter und in hübsche, saubere Spitzenrüschen gekleideter Mat Cauthon sie davon abhielt, ihnen wegen Nichtigkeiten die Nasen abzureißen, dann würden sie ihn auch hinter den Ohren waschen und wie ein Geschenk in Spitze einwickeln!
»Schlamm?«, sagte er zu einer hübschen, lächelnden
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