Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Dienerin, die ihre Röcke zum Hofknicks raffte. Ein Funkeln lag in ihren dunklen Augen, und der tiefe Ausschnitt ihres Oberteils stellte eine ordentliche Portion eines Busens zur Schau, der selbst Riselles hätte Konkurrenz machen können. An einem anderen Tag hätte er sich etwas Zeit genommen, um sich an dem Anblick zu erfreuen. »Schlamm? Was für Schlamm!« Ihr Mund klappte auf, sie vergaß, sich wieder aufzurichten, und starrte ihm mit gebeugten Knien nach, wie er davonhinkte.
Juilin Sandar kam schnell um eine Ecke gebogen und wäre beinahe mit ihm zusammengestoßen. Der Diebefänger aus Tairen sprang mit einem unterdrückten Fluch zurück, sein dunkelhäutiges Gesicht verfärbte sich grau, bis er erkannte, wer ihn da fast umgerannt hätte. Dann murmelte er eine Entschuldigung und setzte sich wieder eilig in Bewegung.
»Hat Thom dich mit in sein Irrsinnsunternehmen reingezogen, Juilin?«, fragte Mat. Juilin und Thom teilten sich irgendwo bei den Dienstbotenquartieren einen Raum, und er hatte keinen Grund, sich hier aufzuhalten. Mit dem dunklen tairenischen Mantel, der über die Stiefel ging, fiel Juilin unter dem Personal auf wie eine Ente in einem Hühnerstall. Suroth war sehr streng in solchen Dingen, strenger als Tylin. Mat fiel nur ein Grund ein, die Angelegenheit, in die Thom und Beslan verwickelt waren. »Nein, sag es mir nicht. Ich habe Harnan und den anderen ein Angebot gemacht und es gilt auch für dich. Wenn du gehen willst, gebe ich dir das nötige Geld.«
Tatsächlich machte Juilin nicht im Mindesten den Eindruck, als wollte er ihm etwas sagen. Der Diebefänger steckte die Daumen in den Gürtel und erwiderte Mats Blick ungerührt. »Was haben Harnan und die anderen gesagt? Und was hat es mit Thoms Unternehmung auf sich, die du für irrsinnig hältst? Das sind ein paar Dächer, auf denen er sich doch wohl besser auskennt als du und ich.«
»Der Gholam ist noch immer in Ebou Dar, Juilin.« Thom wusste, dass er das Spiel der Häuser beherrschte, und er liebte es, seine Nase in die Politik zu stecken. »Das Ding hat vor wenigen Stunden versucht, mich umzubringen.«
Juilin grunzte, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen, und er fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschnittene schwarze Haar. »Ich habe trotzdem einen Grund, noch etwas länger zu bleiben«, sagte er. Sein Auftreten veränderte sich, nun drückte es etwas Stures und Abwehrendes und irgendwie Schuldiges aus. Mat hatte noch nie gesehen, dass er den Frauen nachstieg, aber wenn ein Mann so aussah, konnte das nur eines bedeuten.
»Nimm sie mit«, sagte er. »Und wenn sie nicht will, nun, du wirst noch keine Stunde in Tear sein, dann hast du schon auf jedem Knie eine Neue sitzen. So ist das mit den Frauen, Juilin. Wenn die eine Nein sagt, gibt es immer eine andere, die Ja sagen wird.«
Ein Diener mit dem Arm voller Leinenhandtücher eilte vorbei und starrte Mats schlammverkrustetes Erscheinungsbild erstaunt an, aber Juilin bezog das auf sich, riss die Daumen aus dem Gürtel und versuchte, eine etwas demütigere Haltung anzunehmen. Ohne großen Erfolg. Zwar schlief Thom bei der Dienerschaft, aber er hatte es von Anfang an geschafft, es so aussehen zu lassen, als wäre das seine Entscheidung gewesen, eine Exzentrizität, daher fand es niemand seltsam, ihn hier oben in diesem Stockwerk zu sehen, wie er vielleicht in Riselles Gemächer schlüpfte, in denen einst Mat gewohnt hatte. Juilin hatte viel Mühe darauf verwendet, deutlich zu machen, dass er ein Diebefänger war; er hatte so vielen mit Vorsicht zu genießenden kleinen Adligen und selbstzufriedenen Kaufleuten in die Augen geschaut, um klarzustellen, dass er genauso gut war wie sie, dass jeder im Palast wusste, wer und was er war. Und wo er sich aufzuhalten hatte, und zwar im Erdgeschoss.
»Mein Lord ist klug«, sagte er viel zu laut und machte eine steife, ruckartige Verbeugung. »Mein Lord weiß alles über Frauen. Wenn mein Lord nun einem einfachen Mann verzeihen möge, ich muss dorthin zurück, wo ich hingehöre.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um und sagte mit weithin verständlicher Stimme: »Ich habe heute gehört, gesetzt den Fall, mein Lord sollte noch einmal so zurückkommen und aussehen, als hätte man ihn die Straße entlanggeschleift, wird die Königin meinen Lord mit einer Rute bestrafen.«
Und das war der Stein, der den Wagen entzweibrach.
Mat riss die Türen zu Tylins Gemächer auf, stürmte herein, warf den Hut quer durch den
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